Konzertkritik:Ton aus, Lichter an

Bild zeigt Andreas Gabalier ballt die Faust ruft Yeah mit Gitarre München Deutschland 30 07 2

Andreas Gabalier, der Luis Trenker unter den Popstars, heizt ein.

(Foto: Imago)

Andreas Gabaliers Kraftakt im Olympiastadion

Von Michael Zirnstein

Der Stromausfall bei "the biggest Volks-Rock'n'Roll-Show all over the world" ist mehr als eine durchgebrannte Sicherung. Er ist ein Omen, Andreas Gabaliers komplettes Sicherheitskonzept könnte versagen. Auf die verschärften Personenkontrollen am Olympiastadion allein wollte sich der Grazer nicht verlassen. So war er durch Sturm und Regen auf den 2400 Meter hohen Zirbitzkogel geklettert, den Hausberg der Oma, um ein Lichtlein zu entzünden. Damit schon alles gut werde im fernen "Minga", am "Gipfel" (wie er sagt) seiner siebenjährigen Laufbahn. Die Fans warten. Sie erwarten. Kein Zurück, Amoklauf hin oder her. "Es wird schon eine Lösung geben", wird Gabalier später beruhigen.

Das Lichtlein jedenfalls scheint zu helfen. Zunächst. Ein Blitz saust über die Arena, und in 30 Metern Höhe über der gewaltigen Po-Rundung eines Deko-Dirndls ruft der Luis Trenker unter den Popstars sein erstes brünftiges "Hulapalu" ins Fan-Volk. Nach dem AC/DC-Zitat "We salute you" soll jetzt schon mit dem Wiesn-Hit "I sing a Liad für di" die Stimmung explodieren. Nur, die Gaudibombe verpufft, die Sound-Anlage krepiert, was die ganze Band aber wegen ihrer Kopfhörer nicht bemerkt und das Lied so stur wie stumm zu Ende spielt.

Je öfter der 31-Jährige den Ausfall mit "is eh wurscht" abtut, umso mehr zeigt sich, wie wenig wurscht es ihm ist. Umso mehr muss man den Trachtenhut ziehen vor dem Kraftakt dieses Lederhosenlackls, die angeblich meisten Zuschauer (71 300), die je ein Konzert in diesem Stadion besuchten, wieder auf den Stimmungshöhepunkt zu schleppen. Der endlose "So ein Tag, so wunderschön wie heute"-Kanon zum Finale zeigt, welche verbindende Kraft Musik hat. Das Ideal des "Bergbauersbuam" (Gabalier über Gabalier) einer Heimatwelt aus Gipfelbezwingern und "Dirndlkleidträgerinnen" mag simpel und retro sein, aber er schließt keinen aus (nur wer kein Trachtenkostüm trägt, kann sich hier recht einsam fühlen). Beim Tränen-Schlager "Amoi segma uns wieder" gibt nach kurzweiligen drei Stunden "das unvergesslichste Lichtermeer aller Zeiten" vielleicht keine Sicherheit, aber Trost.

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