Konzertkritik:Geht doch

Der Dirigent Mariss Jansons dirigierte bei diesem Konzert seine BR-Sinfoniker in München und ließ sie mit Igor Strawinskys "Petrouchka" zum wilden Jahrmarkt aufspielen. Bevor Frank Peter Zimmermann mit Brahms für ästhetische Schönheit sorgte.

Von Reinhard J. Brembeck

Die Pauke wird mit hartem Holz malträtiert, das vergnügungssüchtige Volk johlt und jodelt, die Trompete bläst zum Sturm, vergisst aber nie, ein Quäntchen Melancholie in ihre Fanfaren und Tanzmelodien zu mischen, und das Kontrafagott entlädt sich. In Münchens Philharmonie lässt Mariss Jansons seine BR-Sinfoniker mit Igor Strawinskys zweitem großen Ballett "Petrouchka" zum Jahrmarkt aufspielen, und schnell erfasst der Kehraus auch den titelgebenden Underdog unter den Schaustellern, den abgrundtief hässlichen - daran lässt die abrupt hinkende Musik keinen Zweifel - und von seinem Arbeitgeber ausgebeuteten Holzhampelmann Petrouchka. Während auf dem Rummelplatz Bierzelte und Schaubuden vor Lebenslust bersten, hockt die durch einen Kabbalistentrick zum Leben erweckte Holzpuppe - die Musik behauptet: der Vater ein Russe, die Mutter Italienerin und die Amme eine Französin - in ihrem Hartz-IVler-Verschlag und verzweifelt am Leben. Macht sich doch die von ihm angebetete bildhübsche, aber leider auch strohdumme Ballerina an einen brillant aussehenden Farbigen heran und tanzt mit dem einen Walzer, den obszön zu nennen eine züchtige Untertreibung wäre.

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