Süddeutsche Zeitung

Konzert:Wunderbar wandelbar

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Die vielseitige Münchner Jazz-Sängerin Stefanie Boltz macht mit ihrem neuen Album "The Door" die Tür weit auf zu Pop, Rock und Blues

Von Oliver Hochkeppel

Ein echter Asket ist nur der, der auch um den Reiz des Üppigen weiß. Bei der Münchner Sängerin Stefanie Boltz trifft das definitiv zu. Bekannt wurde sie vor allem als Minimalistin: als eine Hälfte des Duos Le Bang Bang mit dem Bassisten Sven Faller. Die aus der Not - sprich dem Platzmangel beim Auftritt in einem winzigen Restaurant - geborene reduzierte Besetzung verwandeln die beiden seit 2011 in eine Tugend: Den Kern von Songs, egal ob Jazz-Standard oder Pop-Nummer, legen sie da frei. "Pure" hieß denn auch das jüngste, wieder einmal auf das musikalisch Wesentliche reduzierte Album, bei dem sie sich schon auf dem Cover ohne Schnickschnack wie etwa Kleidung präsentierten. Nackter geht es nicht.

Doch Boltz kann eben auch anders. Die vielseitige Musikerin, die in ihrer Berliner Zeit als DJ und Studiosängerin arbeitete und in den A-cappella-Gruppen Slixs und The Croonettes Erfahrungen im gruppendynamischen Musizieren sammelte, setzte schon bei ihrem Debütalbum unter eigenem Namen "Love, Lakes And Snakes" einen Kontrapunkt. Mit siebenköpfiger Band bis hin zu Lap-Steel-Gitarre und Orgel, mit mehr eigenen Songs und mit der Lust, den gewohnten musikalischen Raum auszudehnen. Was nun auf ihrem neuen, wieder bei der Münchner Plattenfirma GLM erschienenen Album "The Door" eine Fortsetzung erfährt, das sie am kommenden Dienstag in der Unterfahrt vorstellt.

Diesmal stammen alle 13 Songs aus ihrer Feder, und die Tendenz geht vom Jazz noch mehr in Richtung Pop und Rock. Gerade das zupackend Rockige, etwa beim fast progrockigen Titelsong oder dem Rockröhren-Song "Stoned Shape" mit hartem R'n'B-Rhythmus und verzerrter E-Gitarre, ist etwas Neues für sie. Es hängt wohl mit den vielen Einflüssen zusammen, die sie seit einigen Jahren in der Zusammenarbeit mit entsprechend offenen Musikern als künstlerische Leiterin (etwa der Konzertreihe auf Gut Sonnenhausen oder des Festivals im Südtiroler Schloss Prösels) und mit ihrer eigenen Agentur "Fine Artists" sammelte: Soundrevolutionäre wie der Berliner Fusion-Trompeter Stefan Studnitzky oder die Wiener Gegen-den-Strich-Streicher Bartholomey/Bittmann gehören dazu.

Der Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme von strahlend klar bis rau geheimnisvoll entspricht nun die Bandbreite ihrer Musik, von Eric-Clapton-Artigem wie "I Grew Up" bis zum deutschen Blues "Meine weißen Tasten". In der Unterfahrt präsentiert sie dies alles in der Originalbesetzung mit dem unverzichtbaren Sven Faller, Martin Kursawe an der Gitarre und Tilman Herpichböhm am Schlagzeug.

Stefanie Boltz , Dienstag, 27. März, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

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Quelle:
SZ vom 26.03.2018
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