Süddeutsche Zeitung

Konzert:Vom Ohr zum Kopf zum Herz

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Die Sängerin Hanna Sikasa stellt ihr Debüt-Album "Origin" vor - eine Bestandsaufnahme ihres musikalischen Werdegangs zwischen poppiger Klarheit und jazzigem Timbre

Von Oliver Hochkeppel

Einen Plan B hat Hanna Sikasa nie gehabt, darüber wundert sie sich heute manchmal selbst. Sie wollte seit jeher einfach nur Musik machen und singen. Vielleicht war das auch deshalb so selbstverständlich, weil die in Augsburg geborene und aufgewachsene Tochter eines Kenianers und einer Schweizerin das seit frühester Kindheit tat. Mit ihrer musikalischen Mutter und vor allen mit ihrer Schwester Becky - die heute ebenfalls Sängerin ist und in Köln lebt. Während ihrer gesamten Schulzeit hatte Hanna auch Klavierunterricht, und als das Abitur geschafft war, war das Musikstudium die logische Folge.

Sikasa lernte in Nürnberg Jazzgesang bei Elisabeth Tuchmann und Reinette van Zijfeld-Lustig, später aber vor allem bei Fola Dada, was man heute zu hören glaubt. "Sie war offener für alles, was nicht Jazz ist", berichtet Sikasa. Auch ihr Gesang bewegt sich jetzt zwischen den Welten, wenn auch fast ungewollt: "Ich mag Jazz-Standards wahnsinnig gerne, aber wenn ich etwas schreibe, kommt etwas anderes heraus." Was, davon kann man sich jetzt endlich überzeugen: Soeben ist ihr Debütalbum "Origin" erschienen, allerdings nur auf Vinyl. "Ich habe auf Tour immer mehr beobachtet, dass CDs nur noch bei einem bestimmten Publikum gehen. Viele, vor allem junge Leute haben gar keine Möglichkeit mehr, sie abzuspielen. Aber gar nicht physisch kam auch nicht in Frage, und "Vinyl macht natürlich schon alleine wegen des Artworks Spaß", sagt Sikasa.

Dass das schon für 2017 geplante Album nun mit zwei Jahren Verspätung erschienen ist, lag weniger an der Finanzierung, bei der ein Musik-Stipendium des Münchner Kulturreferats half, sondern an Organisatorischem: Hatte sich Sikasa doch ein Septett in den Kopf gesetzt, das immer erst einmal zusammengetrommelt werden wollte. Aber was lange währt, wird eben endlich gut. "All I need is some time", heißt es lustigerweise auf "Gonna Let", dem ersten Song von "Origin". Schon der gräbt sich einem unwiderstehlich in die Gehörgänge, findet von dort den Weg zum Kopf und zum Herz zugleich. Eingängige Melodien, aber komplex gesungen und arrangiert, mit poppiger Klarheit, jazzigem Timbre und poetischen, manchmal fast hypnotischen Texten, das ist Sikasas schon jetzt ziemlich unverwechselbares Rezept.

Eine bezwingende Bestandsaufnahme ihres bisherigen musikalischen Werdegangs, auf dem sie einige Bandmitglieder seit langem begleiten. Die Background-Sängerinnen zum Beispiel: Julia Nagele alias Jules, die Sikasa - genau wie den Trompeter Christoph Braun - im Landesjugendjazzorchester Bayern kennenlernte und mit der sie seit drei Jahren sehr erfolgreich Wohnzimmerkonzerte macht; und Nadja Lea Letzgus, ihre beste Studienfreundin, mit der sie im Duo Club Flor de Maio unterwegs ist, wo Sikasa nicht nur singt, sondern auch Kontrabass spielt. Den übernimmt hier Klaus Sebastian Klose, wie Schlagzeuger Tim Pförtner ein Aktivposten der Nürnberger Szene. Fehlt noch Juri Kannheiser aus München, der aber gebürtiger Augsburger ist, und einer der gar nicht vielen klassischen Cellisten, der auch andere Genres liebt und beherrscht. Es ist also alles bereitet für ein aufregendes Release-Konzert in der Black Box des Gasteig.

Hanna Sikasa: "Origin" ; live: Sonntag, 14. April, 20 Uhr, Black Box im Gasteig, Rosenheimer Straße 15

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Quelle:
SZ vom 13.04.2019
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