Als George Enescu zwölf Jahre alt war, war er mit dem Studium fertig. Das war im Jahr 1893. Am Wiener Konservatorium hatte der "rumänische Mozart" Komponieren gelernt, doch kam er in der Folge, wegen seiner vielen Tätigkeiten als Violinist, Dirigent, Lehrer und Musikwissenschaftler, viel weniger zum Komponieren, als er wollte. Er war ein Getriebener und Vertriebener, der eigentlich in Rumänien auf dem Land leben wollte, nach dem Zweiten Weltkrieg aber, wegen der kommunistischen Herrschaft, nach Paris emigrierte. Schon viel früher komponierte er Stücke, in denen man einen gewissen französischen Flair entdecken kann. Scherzhaft meinte er etwa, die Toccata seiner zweiten Klaviersuite spiegele ein Thema von Ravel wider; doch Ravel komponierte sein "Tombeau de Couperin" 1917, Enescu seine Suite 1901. Sina Kloke hat auf ihrer ersten CD bei MDG diese Suite eingespielt, daneben die "Pieces impromptues", die zwischen 1913 und 1916 entstanden. Es ist Musik, die man im Konzertbetrieb selten hört, ein farbenreicher Klangrausch, der die Möglichkeiten des Klaviers ausschöpft. Man könnte darin versinken, könnte auch die Fülle der Melodien zwischen all den Verzierungen vergessen, spielte man nicht Klavier wie Sina Kloke, so exakt, spontan, instinktsicher und fein gleichermaßen.
Ein Kollege meinte über ihre CD, sie spiele die Stücke besser, als diese komponiert seien. Nun, offenbar mag der Enescu nicht besonders, obwohl man konstatieren muss: ein bisschen nach Salon klingt das schon. Nach einem Wagnerklavierrauschsalon voller Grandezza. An diesem Freitag spielt Kloke in der Seidlvilla Brahms, Schubert und George Enescu, zu dem sie auch eine Einführung hält.
Sina Kloke , Freitag, 1. Dezember, 19.30 Uhr, Seidlvilla, Nikolaiplatz 1b