Konzert:Tatort Bayern

Konzert: Ein Experte für Filmmusiken: Klaus Doldinger.

Ein Experte für Filmmusiken: Klaus Doldinger.

(Foto: Christian Endt)

Nach vier Jahren Pause gibt es wieder eine "Nacht der Filmmusik" in der Musikhochschule. Das Rundfunkorchester spielt Soundtracks aus 50 Jahren und Klaus Doldinger steigt als Ehrengast ein

Von Oliver Hochkeppel

Wer denkt bei "Star Wars" nicht sofort an die wogende Sinfonik eines John Williams, bei Hitchcocks "Psycho" nicht sofort an die schneidenden Disharmonien zur Duschszene? Und bei den Karl-May-Filmen nicht sofort an die hymnischen Melodien von Martin Böttcher oder beim "Tatort" nicht sofort an Klaus Doldingers elektrisierendes Vorspann-Thema? So wie Film und Musik ästhetisch und wirkungsgeschichtlich untrennbar miteinander verbunden sind, so sind bundesrepublikanische Film- und Filmmusikgeschichte in weiten Teilen eine Münchner Geschichte. Die wichtigsten Produktionen der Nachkriegszeit entstanden in den Bavaria Studios - und ihre Musik in den Bavaria Tonstudios in der Schornstraße, im Union Studio in Solln, im Trixi Studio in Unterföhring oder auch immer öfter in den privaten Studios der Komponisten, die sich ebenfalls bevorzugt in München ansiedelten.

Um einerseits die generelle Bedeutung des Genres Filmmusik plastisch vor Augen zu führen, aber eben auch die spezielle Rolle der bayerischen Szene in der Kino-Geschichte zu beleuchten, hoben einige Initiatoren vom bayerischen Landesverband des Deutschen Komponistenverbandes zusammen mit der Münchner Musikhochschule und anderen Partnern schon 2004 eine "Nacht der Filmmusik" aus der Taufe. Bis 2011 führte man mit großem Erfolg vor, wie Filmmusik entsteht und wie sie im besten Fall als lokale Stimme einer globalisierten Kultur klingt. Ein Erfolg, der sicher mitverantwortlich dafür war, dass Filmmusik in den vergangenen Jahren die Konzertsäle erobert hat und zum selbstverständlichen Pendant großer klassischer Werke wie auch von Rock-Opern geworden ist.

Nach fünf Jahren Pause kehrt diese "Nacht der Filmmusik" nun an die Hochschule für Musik und Theater in der Arcisstraße zurück - als groß angelegtes "Best of" der bisherigen Veranstaltungen und umfassende Werkschau wie Werkstatt der Filmmusik "made in Bavaria". Im ganzen Haus kann man sich mit allen Aspekten beschäftigen. So finden von 19.30 Uhr an im Kaminzimmer nicht weniger als 15 halbstündige Gespräche mit renommierten Filmmusikern und -komponisten statt, von Christoph Zirngiebl und Christian Bruhn über Gert Wilden jr. und Enjott Schneider bis zu Gerd Baumann. In der Opernschule stellen Komponist Tobias Schneid, Dok-Fest-Leiter Daniel Sponsel und Florian Ganselmeier vom Münchner Kammerorchester die Neuvertonung von "Berlin - Sinfonie der Großstadt" vor, die im Mai beim Dok.fest uraufgeführt wird. Außerdem berichten Regisseur Max Färberböck und Komponist Richard Ruzicka von ihrer Arbeit an der Musik zum Münchner Jubiläums-Tatort, bevor das Martina Eisenreich Quartett die Nacht dort mit Live-Musik unter dem Motto "Kino für die Ohren" ausklingen lässt. Im Kleinen Saal präsentieren Dozenten und Studenten für Komposition & Filmmusik ihre Projekte.

Die wohl größte Attraktion läuft im Großen Saal: Das Münchner Rundfunkorchester - das sich in den vergangenen Jahren unter anderem mit den "Sounds of Cinema"-Konzerten beim Münchner Filmfest auf sinfonische Soundtracks und cineastische Musikgenüsse spezialisiert hat - spielt unter Leitung von Ulf Schirmer in drei 30-Minuten-Sets die Highlights der bayerischen Filmmusik aus fünf Jahrzehnten, von Christoph Zirngiebls Trans-Bavaria-Suite bis zu Uli und Aaron Kümpfels "Zwei am großen See", von Martin Böttchers Old Shatterhand-Melodie bis zu Ralf Wengenmayrs Schuh des Manitu-Themas, von Franz Grothes "Frauenarzt Dr. Prätorius"aus dem Jahr 1950 bis zu Hans P. Ströers aktuellem Score zu "Meine Tochter Anne Frank."

Als Ehrengast wird dort Klaus Doldinger (der demnächst seinen 80. feiert) einsteigen und ein Medley aus seinem Welterfolg "Das Boot" selbst am Saxofon mitspielen. Er nimmt außerdem ebenfalls an einem Komponistengespräch teil. Da kann er erzählen, wie es war, als er 1967 erkoren wurde, die Filmmusik für Klaus Lemkes "Negresco" zu schreiben. Und wie er dann fortan neben der beispiellosen Jazz-Karriere mit seiner Band Passport zahllose wichtige Soundtracks schrieb - sozusagen eine "Unendliche Geschichte".

Nacht der Filmmusik, Samstag, 5. März, 19.30 Uhr, Hochschule für Musik und Theater, Arcisstraße 1

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: