Süddeutsche Zeitung

Konzert:Schwarzbraune Partylaune

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Heino gastiert zum Abschied auch im Backstage

Von Jürgen Moises, München

"Ich sage nicht auf Wiedersehen, ich sage nicht goodbye, ich mach's mir nur gemütlicher, hab jetzt mal öfter frei." So heißt es im Titellied des offiziell letzten Heino-Albums "...und Tschüss", das der Schlager-, Volksmusik- und Volksrock-Sänger im November kurz vor seinem 80. Geburtstag vorgelegt hat. Die zugehörige Tour, die ihn nun nach München ins Backstage Werk geführt hat, soll ebenfalls die letzte sein. Aber nimmt man den Text von "...und Tschüss" ernst, dann will Heino wohl ähnlich wie Ozzy Osbourne zwar das Touren, aber nicht komplett die Musik aufgeben.

Dass so etwas wie Trauerstimmung geherrscht hätte, lässt sich über das Konzert im Backstage jedenfalls nicht sagen. Okay, wenn Heino "Hoch auf dem gelben Wagen" als letzte Zugabe singt, klingt das schon etwas nach Wehmut. Und wenn die Fans wiederholt "Heino, Heino, Heino" rufen, wirkt das so, als möchten sie den Sänger, der zu seinen blonden Haaren und der Sonnenbrille zuerst ein schwarzes Glitzer-, dann ein rotes Jackett trägt, nicht ziehen lassen. Ansonsten aber dominiert die Partylaune, die Heino mit Stücken wie dem Ärzte-Cover "Junge" oder Schlager-Potpourris aus Liedern wie "Die schwarze Barbara" und "Karneval in Rio" routiniert bedient.

Heinos zehnköpfige Begleit-Band macht ihre Arbeit ebenfalls solide, auch wenn sie beispielsweise Kraftwerks "Model" doch eher verschlimmbessert. Dafür kommt die Swing-Hip-Hop-Version von "Schwarzbraun ist die Haselnuss" wirklich gut und ansonsten ist von Schunklern wie "Sierra Madre" bis "Ein Kompliment" von Sportfreunde Stiller, mit dem sich Heino bei Band und Publikum bedankt, wohl für jeden etwas dabei.

Auch Heinos Enkel Sebastian darf zwei Stücke singen, eine selbstgeschriebene Deutschpop-Nummer und "Hallelujah" von Leonard Cohen. Das macht er gut, aber ohne Opas dunkel rollendes "r". Und dass er damit das Erbe auf dem Schlager-Thron antreten will, das ist doch eher unwahrscheinlich.

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Quelle:
SZ vom 04.03.2019
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