Ein stürmischer Beginn stand zu erwarten beim Konzert des Swedish Radio Symphony Orchestra im Gasteig, steckt doch bei "Chasse royale et orage" - "Königliche Jagd mit Gewitter" - der Sturm schon im Titel des zur Einleitung gespielten Ausschnitts aus Hector Berlioz' Oper "Les Troyens". Kaum aber, dass es danach so stürmisch weitergehen würde bei Jean Sibelius' Violinkonzert und Ludwig van Beethovens Dritter Symphonie. Es ist ein typisches Tourneeprogramm mit zwei wohlbekannten Klassikern, mit dem sich das schwedische Rundfunkorchester unter Leitung seines Chefdirigenten Daniel Harding auf seiner Europatournee in München präsentiert. Am Montag, in Zürich, hatte die Violinsolistin Janine Jansen noch krankheitsbedingt absagen müssen. Am Dienstag, in München, wo sie in dieser Saison mit drei Konzerten auch "Artist in Residence" beim Veranstalter München Musik ist, stürzte sie sich derart ohne Netz und doppelten Boden in Sibelius' Violinkonzert, als wolle sie die Absage vom Vortag doppelt gutmachen. Beginnend so leise aus dem Nichts, wie Sibelius es wollte, entfaltet Jansen ein Kaleidoskop geigerischer wie emotionaler Exzesse, singt Melodisches intensiv aus, lässt Läufe aufschießen wie Leuchtraketen, attackiert bisweilen auch harsch ein Fortissimo. Süß ist dabei ihr glühender Ton in den Höhen, dunkel wie der einer Viola in den Tiefen. Dass der zweite Satz sehnsuchtsvoll ins Weite schweift, im dritten sich bedrohlich aus der Ferne eine Reiterhorde zu nähern scheint: Das alles ist rückhaltlos romantisch an der von Daniel Harding mit maximaler Aufmerksamkeit unterstützten Auffassung, dabei aber nirgends diffus, wie Romantikverächter gelegentlich behaupten, sondern in jedem Moment entschieden, genauestens abgestimmt auch zwischen Orchester und Solistin.
Konzert:Rückhaltlos romantisch
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Die Violinsolistin Janine Jansen und das Swedish Radio Symphony Orchestra in der Philharmonie im Gasteig
Von MICHAEL STALLKNECHT, München
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