Konzert:Riesenrad-Blues

Der Wiener Norbert Schneider mit Band im Lovelace

Von Oliver Hochkeppel

Norbert Schneider war seit Urzeiten der erste einheimische Headliner beim Wiener Jazzfest; heuer musste er einen Zusatztermin im Wiener Konzerthaus spielen, so schnell war der Klassiktempel ausverkauft. Zuletzt spielte er auf der Donaubühne in Tulln ein umjubeltes Doppelkonzert mit Wolfgang Ambros. Nur in München, da kennt den Wiener so gut wie niemand. "In Wien läuft es sensationell, in Österreich sehr gut, in Bayern kann ich die bisherigen Termine an einer Hand abzählen", sagt Schneider. Woran liegt das, wo doch Wiener Kollegen wie der Nino oder Ernst Molden hier bestens präsent sind? "Die können zur Not auch alleine spielen, ich brauch' meine Band, das ist natürlich aufwendiger", erklärt der 40-Jährige.

Konzert: Den morbiden Charme seiner Stadt, in der er lebt,  fängt der Blues-Sänger Norbert Schneider in seinen Liedern ein.

Den morbiden Charme seiner Stadt<NM1>, in der er lebt, <NM> fängt der Blues-Sänger Norbert Schneider in seinen Liedern ein.

(Foto: Stefanos Notopoulos)

Acht Musiker sind es bei seinem aktuellen Austropop-Projekt "So wie's is". Lauter junge Cracks der Wiener Szene wie der Schlagzeuger Philip Pflamitzer, die Blechbläser Dominik und Florian Fuss oder der Jazz-Organist Geri Schuller. Diese Band-Sache hängt sicher auch mit Schneiders Werdegang zusammen. Der Mann aus Prottes im Bezirk Gänserndorf ist ein Bluesmusiker reinsten Wassers. Nach den kindlichen Anfängen an der klassischen Geige entdeckte er mit 15 Jahren die rohe Kraft der Gitarre, hängte sich autodidaktisch richtig rein, landete bald in der Hausband der Wiener Blues-Kneipe "Papas Tapas" und wenig später in den europäischen Tourbands von US-Stars wie Big Jay McNeely oder Bernard Allison. Musikalisch die beste Schule, und so ließen auch Schneiders von 1998 an entstandenen Alben, erst mit der Vienna City Blues Band, dann mit der eigenen Band R &B Caravan aufhorchen. Schneider trat im Vorprogramm von B. B. King, Lou Reed oder Simply Red auf, gewann den Vienna Blues Award, den Austrian Newcomer Award, vor allem aber den Ö3 Soundcheck, was ihm große mediale Aufmerksamkeit verschaffte. Die Suche nach dem eigenen Ausdruck aber trieb ihn lange um. Bis er 2013, nach vielen Jahren mit englischsprachiger Roots Music, mit seiner über mehr als drei Oktaven reichenden, kräftigen und variablen Stimme den Wiener Dialekt entdeckte. Für zwei Alben mit eigenen Songs gab es jeweils einen Amadeus, den österreichischen Grammy. Den endgültigen Durchbruch bedeutete 2017 "Neuaufnahme", wo er akribisch ausgewählte Lieder von Georg Danzer völlig eigenständig interpretierte.

Jetzt legt er wieder mit Eigenem nach: "So wie's is" ist eine hinreißende Riesenrad-Fahrt durchs Wiener Gemüt, fast immer tragikomisch wie etwa in "Schatzi bitte loss mi ned im Wohnzimmer schlofen", gerne ironisch ("Tigermann") und stets mit morbidem Blick auf "De Liebe". In München präsentiert er das Programm im Lovelace.

Norbert Schneider und Band, Donnerstag, 18. Oktober, 20 Uhr, Lovelace, Kardinal-Faulhaber-Straße 1.

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