Konzert:Mississippiboogiemann

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Organist, Pianist, Akkordeonist – fürs Glück braucht Ludwig Seuss die Tasten. (Foto: Sascha Kletsch)

Verliebt in den Sound der Südstaaten: Ludwig Seuss stellt mit seiner Band sein neues Album "Live im Lustspielhaus" vor

Von Oliver Hochkeppel

Dass Ludwig Seuss ganz früh im neuen Jahr mit seinen Spielgefährten ins Lustspielhaus kommt, hat inzwischen Tradition und ist ein Fixpunkt im Kalender aller R'n'B-Fans. Am Freitag, 11. Januar, ist es wieder soweit, und nach einiger Zeit stellt er auch mal wieder ein neues Album vor, erschienen beim österreichischen Label Styx Records des Mojo-Blues-Band-Schlagzeugers Peter Müller. Das muss er gewissermaßen hier präsentieren, heißt es doch "Live im Lustspielhaus". Das Gros der 15 dort festgehaltenen Stücke ist bei einem jour fixe vor vier Jahren mitgeschnitten worden, von dem noch heute viele reden, die dabei waren. Der Rest stammt aus anderen Jahren, und zwei Tracks wurden zusätzlich im Studio eingespielt. Als Studioaufnahme gibt es einiges schon, doch gut die Hälfte aller Nummern findet sich noch auf keinem der immerhin schon 15 eigenen Alben von Seuss. Und da der Pianist, Organist und Akkordeonist, den die meisten vor allem als Tastenmann der Spider Murphy Gang kennen, seit Jahren verstärkt komponiert, wird auch heuer die eine oder andere "Uraufführung" dabei sein.

Um die großen musikalischen Innovationen geht es hier freilich ohnehin nicht. Seuss wollte noch nie das Rad neu erfinden, er ist einer der herausragenden hiesigen Connaisseure und Interpreten der amerikanischen Roots Music, vor allem der Südstaaten - also Boogie, Blues und Rhythm'n'Blues, auch mal mit Country-Einschlag, und als besondere Spezialität Zydeco, den er als Akkordeonist so gut beherrscht wie kaum ein anderer östlich des Mississippi. Das war schon so, als der Pasinger noch als Gymnasiast bei der dortigen Kultband Creepy Lane anheuerte, dann lange als einer von Nick Woodlands Magnets unterwegs war. Parallel dazu stieg er 1987 bei der Spider Murphy Gang ein, was nur auf den ersten Blick wie ein musikalischer Bruch aussieht: Zwar wurde die Band durch die Neue Deutsche Welle und dank ihrer bayerischen Texte berühmt, doch musikalisch sind die Oberspiders Günter Sigl und Barney Murphy ebenfalls blues-lastige Rock'n'Roller.

Und all das schließt auch keineswegs aus, dass Ludwig Seuss ein echter Jazzkenner ist, der die großen Alten ebenso bewundert wie die jungen Innovatoren. Öfter als die meisten Kollegen kann man ihn in deren Konzerten entdecken, und seit einigen Jahren holt er die einen wie die anderen als künstlerischer Leiter der dortigen Blues- und Jazzreihe auf die Bühne des Gautinger Bosco.

Die Kombination aus den technischen Höchstfertigkeiten des Jazz - gut herauszuhören etwa bei Seuss' Eigenkomposition "Magic 8" - und der Liebe zu gradliniger, unmittelbar mitreißender Rhythmik eint Seuss mit den meisten seiner Mitstreiter, einem verschworenen Zirkel, mit dem er schon lange auf der Piste ist. Mit Gitarrist Titus Vollmer etwa, einem Absolventen des Berklee College of Music, der ansonsten hauptsächlich Film- und Fernsehmusik produziert; mit den sich die Sets teilenden Schlagzeugern Peter Kraus und Manfred Mildenberger, letzterer auch als Produzent und Drummer der Organ Explosion tätig; mit dem Bassisten, Produzenten und Studiobetreiber Tom Peschel; Thilo Kreitmeier, der auch in vielen Jazz Bands und Big Bands - lange etwa als erster Tenorist bei Al Porcino - spielt und als einer der wenigen hiesigen Saxofonisten über einen echten Blues-Ton verfügt; und schließlich mit dem stimmgewaltigen Neo-Blues-Paradiesvogel Dr. Will. Wie schon bei der Aufnahme wird auch diesmal Günter Sigl als Gast dazu stoßen. So ist wieder alles dafür bereitet, dass kein Fuß stillhalten kann.

Ludwig Seuss Band ; Freitag, 11. Januar, 20 Uhr, Lustspielhaus, Occamstraße 8

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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