Süddeutsche Zeitung

Konzert:Jazz in jung

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In der neuen Reihe "Unheard" stellen sich spannende Newcomer-Bands in der Unterfahrt vor. Zum Auftakt teilen sich die mongolische Sängerin Enji und das Leipziger Quartett Stax die Bühne

Von Oliver Hochkeppel

Die Akademisierung des Jazz der vergangenen 20 Jahre hat - neben einigen problematischen Aspekten - sichtbar positive Folgen: Noch nie hat es in Deutschland so viele erstklassige junge Jazzer und Jazzbands gegeben wie heute. Das Problem ist nur, dass der Markt alles andere als mitgewachsen ist, sondern insbesondere die Auftrittsmöglichkeiten eher weniger geworden sind. So ist es auch im Münchner Jazz-Asyl, der Unterfahrt, normalerweise äußerst schwer, zwischen den angestammten Lokalhelden, noch mehr aber den zahllosen, ebenfalls immer mehr werdenden internationalen Acts ein Plätzchen zu bekommen.

Über diesen Umstand macht man sich natürlich auch in der Unterfahrt seit längerem Gedanken. Vor allem Andreas Heuck, nicht nur einer der drei Programmmacher des Clubs, sondern als treibende Kraft hinter dem "Jungen Münchner Jazzpreis" auch ein ausgewiesener Förderer des Nachwuchses. Er kuratiert jetzt eine neue Reihe, die an diesem Dienstag anläuft: Unter dem Titel "Unheard" stellen sich einmal im Monat in Doppelkonzerten jeweils zwei Newcomer-Bands an einem Abend dem Münchner Publikum vor. Die ersten fünf Abende bis Oktober mit den ersten zehn Bands sind bereits fest eingeplant. Alle sind sie vielversprechende, musikalisch herausragende Formationen, die noch nicht angemessen bekannt sind.

Los geht es mit der Sängerin Enji, die gerade noch ihren Master an der Münchner Musikhochschule macht, aber manchen wegen ihrer Ausnahmestellung (und ihres bereits erschienenen Debütalbums) bereits ein Begriff ist. Denn mit vollem Namen heißt sie Enkhjargal Erkhembayar, und sie gehört zur ersten Generation mongolischer Jazzmusiker, die aus einem vom weltbummelnden Bassisten Martin Zenker aufgebauten Musikhochschulprojekt in Ulan Bator hervorgegangen ist. Zu hören ist hier eine faszinierende "naive" Musik, die durch die schlagartige Entdeckung des Jazz aus der kulturell völlig anderen Perspektive der klassischen mongolischen Volksmusik heraus entstanden ist. Den Abend komplettiert das Leipziger Quartett Stax des Schlagzeugers Maximilian Stadtfeld, das seine Ideen und die des Gitarristen Bertram Burkert mit den klassischen Parametern zu packendem Modern Jazz verarbeitet.

Im Juni gibt es dann gewissermaßen ein Burghausen-Special. Mit Leleka, dem Berliner Quintett der ukrainischen Sängerin Viktoria Anton, kommen die Sieger des Europäischen Nachwuchspreises vom vergangenen Jahr (die Zweitplatzierten, das grandiose A-Cappella-Damen-Quartett Of Cabbages and Kings sind im September zu Gast); Lobster, die Leipziger Band des Südtiroler Saxofonisten Damian Delle Torre, war heuer vorne mit dabei. Ein rein Kölner Abend folgt im Juli mit Salomea und dem Maik Krahl Quartet.

Enji & Stax ; Dienstag, 7. Mai, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

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Quelle:
SZ vom 07.05.2019
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