Süddeutsche Zeitung

Konzert:Frisch importiert

Mit seinem "Progressive Chamber Music Festival" bringt der Geiger Gregor Hübner ein Format in die Milla, mit dem er bereits in New York Erfolg hat

Von Oliver Hochkeppel

Der Geiger Gregor Hübner ist ein Wanderer zwischen den Welten: Zwischen New York, wo er mit seiner Familie lebt, und München, wo er eine Professur an der Musikhochschule hat; zwischen der klassischen Ausbildung in Wien und Stuttgart und dem Hauptberuf als durch die ganze Welt reisender Jazzmusiker; zwischen dem intimen Spiel in kleinen Besetzungen und der vor allem kompositorischen Arbeit für Orchester; zwischen spaßiger Weltmusik mit den Bands Tango Five oder Berta Epple, Latin bei Jovenes del Barrio oder Son Radical, und dem Kammerjazz eines Ritchie Beirach Trios oder seines für innovative Musik bekannten Sirius Quartet.

Gregor Hübner ist damit ein Pionier der stil- und genreüberschreitenden Offenheit, die inzwischen das verbindende Merkmal einer neuen Musikergeneration geworden ist. Um mehr Öffentlichkeit dafür herzustellen, hat er in New York mit Gleichgesinnten das "Progressive Chamber Music Festival" im berühmten Club Spectrum etabliert. Nun gibt es einen Ableger in München, bei dem Hübner zusammen mit seinem Professorenkollegen Gerd Baumann die florierenden Szenen beider Städte zusammenbringen will.

Baumann ist ja nicht nur ein erfolgreicher Gitarrist, Filmmusiker, Komponist und Produzent (und mit seiner Band Dreiviertelblut gerade in aller Munde), er ist auch der künstlerische Leiter des Millaphon-Labels und des Milla-Clubs. Weil die Milla zur Heimstatt für viele ungewöhnliche und grenzüberschreitende Projekte geworden ist - und weil "die Akustik für Kammermusik hier so gut ist", wie Baumann bei der Pressekonferenz über das schlauchartige Kellergewölbe scherzte - fängt man hier mit der zweitägigen Münchner Ausgabe des Progressive Chamber Music Festivals an, das die Kammermusik in alle möglichen Richtungen hin öffnen soll - zum Jazz, zum Hip-Hop, zum Folk, aber auch zur zeitgenössischen Klassik und zur Avantgarde.

Bei acht kammermusikalischen Ensembles, die "den Unterschied zwischen Musiker, Komponist und Improvisator verschleiern", wie es Hübner formuliert, marschieren gleich einige aktuell wichtige Innovatoren auf. Das Piano-Geige-Duo von Richard Ruzicka und Nathanel Turban etwa, gefolgt von Hübners Sirius Quartet mit Mahan Esfahani, dem derzeitigen Superstar unter den Cembalisten. Nach dem Sextett Lovebrain and Diskotäschchen des ebenfalls auf vielen Hochzeiten tanzenden Posaunisten Matthias Götz sorgt dann das Electronic-Jazz-Quintett Ark Noir des jungen Saxofonisten Moritz Stahl für den passenden Ausklang.

Den Tenor gibt am zweiten Tag schon der Bandname des jungen Geigers Gustavo Strauss vor: Auf sein Paranormal String Quartet folgen das Klavier/Gesangsduo Madsiusovanda und noch einmal das Sirius Quartet mit der Sopranistin Marlis Petersen. Zum Abschluss des zweitägigen Festivals in der Milla werden dann noch das Munich Composer Collective, das sich 2014 aus Studierenden und Alumni des Jazzinstituts und der Klassikabteilung der Hochschule für Musik und Theater München herausgebildet hat, zu hören sein.

Progressive Chamber Music Festival, Mittwoch und Donnerstag, 17. und 18. Oktober, 20 Uhr, Milla, Holzstraße 28

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Quelle:
SZ vom 16.10.2018
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