Konzert:Familienangelegenheit

Brüder Kreusch

Cornelius Claudio und Johannes Tonio Kreusch studierten beide auch in den USA.

(Foto: Ralf Dombrowski)

Piano, Gitarre und Geige: Cornelius Claudio Kreusch, sein Bruder Johannes Tonio und dessen Frau Doris Orsan geben Einblicke in ihr umfassendes kreatives Schaffen

Von Oliver Hochkeppel

Die Kreusch-Familie ist seit Jahrzehnten ein Aktivposten nicht nur des Münchner Kulturlebens. Dorothée Kreusch-Jacob als Musikpädagogin und Autorin zahlreicher preisgekrönter Musik-Bücher und -Alben für Kinder. Ihre Tochter Carolina Camilla Kreusch als international erfolgreiche Bildhauerin und Künstlerin. Und dann natürlich ihre zwei musizierenden Söhne: der Jazz-Pianist Cornelius Claudio und der klassische Gitarrist Johannes Tonio Kreusch, beide in den USA ausgebildet, in aller Welt auftretend und auch als Internet-Entrepreneure und Festivalmacher aktiv. "Gerade wegen unserer Rolle als künstlerische Leiter der Ottobrunner Konzerte denken viele Leute, dass wir quasi ständig zu Hause präsent sind. Dabei spielen wir in München eigentlich ganz selten. Und zusammen noch seltener", sagt Cornelius Claudio, um darauf hinzuweisen, dass es jetzt wieder einmal so weit ist. Am Donnerstag treten beide Brüder zusammen mit Johannes Tonios Frau, der Violinistin Doris Orsan, im Carl-Orff-Saal auf.

Um ein vielfältiges Programm muss man sich keine Sorgen machen. Nicht weniger als vier neue Alben sind bei ihrem Hauslabel GLM erschienen, seit sie zuletzt aufgetreten sind. Zu viele Projekte, um sie alle im Gasteig präsentieren zu können. Holen muss man sich zum Beispiel das von den Brüdern musikalisch umrahmte Hörbuch "Der Kleine Prinz" nach Saint-Exupéry, in einer Kurzfassung von Dorothée Kreusch-Jacob und gelesen von Jürgen Jung. Dafür wird einiges vom "Zauberberg" zu hören sein, Cornelius Claudios Hommage an das berühmte Buch von Thomas Mann, das für ihn früh prägend wurde, seit er wegen seines Asthma-Leidens selbst einige Monate in einem Schweizer Kurhotel verbrachte. Es ist ein wieder ganz auf seine spontane Assoziationsfähigkeit vertrauendes, monumentales Werk geworden: In 16 die Buch-Kapitel begleitenden Solo-Piano-Stücken - was eine Doppel-CD nötig machte - umspielt er den Roman als inneren musikalischen Monolog, klassischer und neoromantischer als sonst von ihm gewohnt.

Auch Johannes Tonio Kreusch hat sich solo einem geliebten Schriftsteller gewidmet. "Siddhartha" ist seine Verbeugung vor Hermann Hesse. Ein gitarristischer Parforce-Ritt voller wundervoller Motive und Einfälle, umgesetzt mit vielen Kunstgriffen wie Umstimmen, Saitenpräparation und diversen Spieltechniken. Im Carl-Orff-Saal freilich werden vorrangig die 25 Jahre gefeiert, die Kreusch nun mit seiner Frau Doris Orsan ein kammermusikalisches Erfolgsduo in der relativ seltenen Kombination Geige und Gitarre bildet. Der Querschnitt durch ihr Schaffen geht von spanischer Musik von de Falla oder Granados über Tangos bis zu moderner Klassik und kubanischen Kompositionen, die ihnen befreundete Komponisten gewidmet haben.

Im Konzertfinale darf der Klassiker Johannes Tonio Kreusch dann im Duett mit seinem Bruder auch seine Qualitäten als Improvisateur zeigen. Vermutlich gibt es dann auch etwas von der allerneuesten CD "Gestalt" zu hören. Ähnliche Klänge allerdings nur, denn erstens ist auf dem Album auch noch der famose amerikanische Jazz-Bassist Anthony Cox dabei, und zweitens ist die Einspielung das äußerst selten gewordene Dokumente von komplett freier und deshalb nie wieder gleich reproduzierbarer Improvisation. So wie schon die außergewöhnliche Covergestaltung mit Symmetrie und grafischen Grundmustern wie dem Gegensatz von Schwarz und Weiß oder Kreis und Linie spielt, so ziehen die drei Musiker bei ihrer Marathon-Session alle Register für ein Gespräch mit Instrumenten, in dem sich Ursache und Wirkung oder Vorher und Nachher aufheben. Diese Magie des Musizierens werden die beiden Brüder indes auch zu zweit erfahrbar machen.

Kreusch Bros. & Doris Orsan, Donnerstag, 30. Januar, 20 Uhr, Carl-Orff-Saal im Gasteig, Rosenheimer Straße 5

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