Konzert:Ewiger Feuerlöscher

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Fast ein Familientreffen: Konstantin Wecker mit seiner Band und der Bayerischen Philharmonie. (Foto: Thomas Karsten)

Konstantin Wecker ist produktiver denn je. Das neue Programm "Weltenbrand" vereint ihn wieder mit der Bayerischen Philharmonie

Von Oliver Hochkeppel

Das manchmal opernhafte Pathos, die Tongebung, vor allem aber die kompositorische Form seiner Stücke - wer wollte, konnte schon immer die große Leidenschaft des Liedermachers Konstantin Wecker für die klassische Musik erkennen. Wie sollte es auch anders sein, war der Vater Opernsänger und eine ebenso wichtige Bezugsperson wie die Mutter, von der er die lyrische Ader erbte. Und die frühesten prägenden musikalischen Ereignisse waren Auftritte als Solist des Rudolf-Lamy-Kinderchors.

So hat die 72-jährige Verkörperung des barock Münchnerischen - als Mitbegründer der Toskana-Fraktion, Softporno-Held, Kabarettisten-Begleiter, Musical- und Filmmusik-Komponist, Ex-Kokain-Opfer und nicht Edel-Linker mit anarchistischer, zunehmend auch mystischer Grundüberzeugung - immer wieder mit Klassischem kokettiert und kooperiert. Mit Mark Mast, dem Leiter und Dirigenten des Kammerorchesters der Bayerischen Philharmonie, verbindet ihn eine fast 20-jährige Zusammenarbeit, unter anderem bei der Uraufführung seiner "Carmina bavariae" bei den Orff-Tagen. Auch bei Weckers Jubiläums-Programm "Poesie und Widerstand" zu seinem 70. Geburtstag wirkten Mast und seine Kammermusiker mit - im Studio wie auf der Bühne des Circus Krone.

Nun ist dieses Erfolgsgespann beim neuen Projekt "Weltenbrand" wieder vereint. Und unter einer Doppel-CD scheint es der auch als Poet, Autor, Blogger oder Vortragender unglaublich produktive Konstantin Wecker nicht mehr zu machen. 46 Songs und Texte hat er auf die beiden Scheiben gepackt, die seinen seit langem geträumten Traum einer pazifistischen, herrschaftsfreien Welt zelebrieren. Alte und neue wie "Zeig's ihnen Greta - die Welt muss weiblich werden" (auch sein eigener Sohn Tamino ist ja seit Jahren ähnlich jugendlich Protest-bewegt), Goethe-, Rilke-, Kästner- oder Mühsam-Vertonungen, alles zwischen "Den Parolen keine Chance" und "Immer wieder Beethoven". Und alles eben im opulent orchestralen Gewand. Das fürs Album beim Schwarzwald Musikfestival aufgenommen wurde und für das nun die Philharmonie den passenden Rahmen abgibt.

Konstantin Wecker und die Bayerische Philharmonie: "Weltenbrand" (Sturm & Klang); live: Dienstag und Mittwoch, 29. und 30. Oktober, 20 Uhr, Philharmonie, Rosenheimer Straße 5

Anm. d. Red.: In einer früheren Version des Artikels wurde Konstantin Weckers Sohn Tassilo genannt.

© SZ vom 28.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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