Konzert:Entspannt im Hier und Gestern

Chidley Group

Die Chidley Group 1969, kurz nach der Gründung: Hans Danzer, Albert Buchmeier, Erwin Niedermair, Werner Mensing und Peter Müller (von links).

(Foto: Chidley Group)

Die "Chidley Group", Münchens älteste Bluesband, feiert 50. Geburtstag

Von Jürgen Moises

Die ganz großen Ziele? "Die wurden von der Band nie angesteuert." Stattdessen war die Karriere der Chidley Group, gibt Peter Müller zu, von einer "gewissen Ehrgeizlosigkeit" gekennzeichnet. Das klingt überraschend ehrlich. Und im Idiom eines gebürtigen Münchners vorgetragen auch sehr sympathisch und charmant. Vor allem in einer Zeit, in der es sonst meist nur ums Schneller, Höher, Weiter geht, und in der erfolgreiche Musiker ihre Bands wie Wirtschaftsunternehmen führen. Was es gleichzeitig auch vielleicht erklärt, ist, dass die Chidley Group seit sage und schreibe 50 Jahren existiert. Das macht sie zu Münchens ältester Bluesband. Ein Jubiläum, das die aktuell sieben, stramm auf die 70 zugehenden Musiker am Sonntag als Hauptattraktion des traditionsreichen Bluesfestes auf dem Rotkreuzplatz feiern.

Dass sie das mitten in Neuhausen machen, ist in der Tat eine glückliche Fügung. Denn hier im Neuhauser Jugendtreff in der Hanebergstraße fing im Oktober 1968 alles an. Hier hatte nicht nur die Chidley Group ihr erstes Domizil, sondern auch die Beat-Pop-Band The Shapes. Die hatten der Sänger Peter Müller, die Gitarristen Albert Buchmeier und Erwin Niedermair, der Schlagzeuger Werner Mensing und der Bassist Klaus Heiß bereits 1966 gegründet. Als aber dann mit der Musik von Bands wie John Mayall & The Bluesbreakers oder Fleetwood Mac der "British Blues Boom" nach München schwappte, waren von nun an Blues und Rhythm'n'Blues das neue "Lebenselixier". Und aus The Shapes wurde die Chidley Group, diesmal mit Hans Danzer am Bass, sonst aber mit gleicher Besetzung.

Der erste Auftritt der damals 16 bis 19 Jahre alten Freunde, die sich alle von der Realschule kannten, war im "Jazz-Keller" in der Türkenstraße. "Das war so ein schmuddeliges Kellerlokal, wo die Musik hundertprozentig hineingepasst hat." Danach folgte die "typische Rallye" durch Jugendheime, Kirchensäle sowie durch andere "Lokalitäten", von denen es damals in München immerhin noch einige gab. Heute, wo ein Live-Club nach dem anderen schließe, fragt sich Müller, wo junge Bands hier überhaupt noch auftreten. Dafür ist heute die technische Ausrüstung besser. Das heißt: Heute muss wohl keiner mehr seine auf Pump gekauften Instrumente aus Mangel an Verstärkern in Röhren-Radiogeräte stecken und diese mit dem Leiterwagen durch die Straßen ziehen.

Zu einem Bandbus hat es aber doch schließlich gereicht, mit dem die nach dem kanadischen Cape Chidley benannte Gruppe zu ihrem ersten Auswärts-Gig in Landshut fuhr. Und der erste Auslands-Gig? Der fand erst in den neunziger Jahren statt, als sie, inzwischen durch den Keyboarder Rolf Henniker und den Saxofonisten Volker Sterner verstärkt, in einem Hotel in Südtirol auftrat. Weiter hat es die Chidley Group in 50 Jahren nie geschafft. Denn: "Groß zu touren oder Platten aufzunehmen, das ging nicht." Weil dann doch die hauptberufliche Karriere vorging.

Stattdessen hat die Gruppe, so im Durchschnitt, fünf bis sechs Mal im Jahr in München und Umgebung gespielt. Und konnte dabei auf einen treuen Fan-Kreis von 150 bis 200 Leuten zählen. "Das hat dann schon gereicht."

Mit der 1980 entstandenen Platte "Still Lookin For A New Wave" existiert tatsächlich auch nur ein einziges Studioalbum. Außerdem hat die Chidley Group bis heute nur zwei eigene Songs komponiert. Für Peter Müller geht das aber alles so in Ordnung. Seine Neigung zum Songwritertum, die hat er jahrelang bei der Countryrockband Stoney Creek parallel ausgelebt, während es bei der Chidley Group vor allem um die Freundschaft ging.

Und da ist auch noch die Sache mit Chuck Berry. 2007 durfte die Chidley Group nämlich in der Elserhalle im Vorprogramm des Rock'n'Roll-Giganten spielen. Das kam durch gute Kontakte zum Veranstalter zustande, und war, muss Peter Müller zugeben, doch das große "Highlight". Ein weiterer Höhepunkt steht nun auf dem Rotkreuzplatz an.

50 Jahre Chidley Group, So., 18. Aug., 20 Uhr, beim Bluesfest am Rotkreuzplatz (von 14 Uhr an, mit Christian Schwarzbach, Muddy What, Overdose)

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