Bananafishbones-Konzert:Eingestöpselt und aufgedreht

Bananafishbones

Natürlich am liebsten: Der Schlagzeuger Florian Rein, der Gitarrist Peter Horn und der singende Bassist Sebastian Horn (von links) treten als Bananafishbones im Normalfall "unplugged" auf.

(Foto: Bernhard Haselbeck)

Die "Bananafishbones" sind bei zwei Auftritten mit voller elektrischer Kraft zu erleben - einmal auch gemeinsam mit "Asphyxia", der Band mit Miroslav Nemec.

Von Michael Zirnstein

Die liebsten Konzerte sind den Bananafishbones jene familiären alle Jahre wieder zu Weihnachten im Tölzer Kurhaus, oder auch jene vor in Sesseln lümmelndem Publikum im Münchner Volkstheater. Die Band sitzt dann auch, spielt minimal verkabelt ihre Art von Stubenmusik. Nun ist das aber keine Alterserscheinung des seit 32 Jahren in dieser Besetzung spielenden Rock-Trios aus dem Oberland. Denn zum ersten Mal "unplugged" traten Sebastian Horn, Peter Horn und Florian Rein 1995 im "Rockgasthaus" Lacherdinger in Ascholding auf. Der Sänger und Bassist Sebastian Horn kann sich gut erinnern: "Das haben wir uns von unseren Idolen Violent Femmes abgekuckt", sagt er, "und es war auch meinen Ohren geschuldet. Wir spielten damals viel in engen Buden, mein Ohr 50 Zentimeter weg von Florians Becken, ich hatte mit Tinnitus zu kämpfen - wir waren ja irgendwie Punkrock." Der immer häufiger zurückgefahrene Sound schadete ihrem Ruf als "eine der besten Live-Bands des Landes", wie der heutige Theater-Professor Peter Boenisch einst in der SZ schrieb, nicht. Im Gegenteil.

Daher ist es eben etwas Besonderes, wenn die Bananafishbones jetzt zwei Konzerte als "plugged" kennzeichnen. So zunächst in der "Jochen Schweizer Arena" in Taufkirchen, jenem "Fun- und Erlebnis-Ort" mit Surfwelle, der somit auf seine Konzerttauglichkeit hin getestet werden soll. Fun auch bei der Band: "Der Florian hat am meisten Spaß dran, weil der dann nicht mit angezogener Handbremse und Jazz-Besen trommeln muss", sagt Horn. Er selbst schnallt sich wieder den E-Bass um, erzählt aus Rücksicht aufs stehende Publikum "ein paar verrückte Geschichten weniger" und freut sich auf eigens reaktivierte Songs wie "Strange Times" mit seiner Police-artigen Basslinie, der unter Strom noch mehr Kraft entwickelt. Für seinen Bruder Peter Horn ändere sich kaum etwas, der holt auch "unplugged" mittels Verzerrer schier unfassbare Klangexzesse aus seinen Akustik-Gitarren heraus.

So werden die Bananafishbones in der Muffathalle beim Benefiz-Doppelkonzert "Rock for Respect - gegen Diskriminierung" für die Altenpflegeinstitution Münchenstift keine ruhige Kugel schieben, sondern erst recht Druck machen. Und auch die zweite Band ist alles andere als eine Rentner-Combo, wenngleich noch länger aktiv, nämlich seit 50 Jahren. Damals, als noch Jimi Hendrix in München gastierte, waren Asphyxia (Atemstillstand) die Lieblinge im Szene-Club Blow-up (aus dem das Jugendtheater Schauburg wurde, an dem die Bananafishbones an drei erfolgreichen Inszenierungen mitwirkten). Heute sind Asphyxia bekannter durch ihr Gründungsmitglied am Keyboard: dem Schauspieler Miroslav Nemec. "Wuhu, ein echter ,Tatort'-Kommisar", gibt sich Horn beeindruckt, obwohl er ja selbst eine Karriere in Film und Fernsehen hat. Etwa als Moderator von "Heimatsound", der für ihn "coolsten Musiksendung ever", welche der BR aber peu á peu gestrichen hat. "Da könnte ich mich so aufregen!"

Unterbeschäftigt sind Horn und seine Mitstreiter dank Bands wie Dreiviertelblut und Heimatdamisch und Filmmusikprojekten beileibe nicht. Deswegen sind sie, seit "12 Songs In One Day" 2012 nicht dazu gekommen, ins Studio zu gehen. Sie haben ihren eigenen Modus gefunden, neue Stücke aufzunehmen: Sie zeichnen ihre Jahresendkonzerte auf und geben sie als Tondokument auf CD heraus: So auch heuer von 20. bis 23. Dezember im Kurhaus, selbstverständlich unplugged.

Bananafishbones, Sa., 16. Nov., 20 Uhr, Jochen-Schweizer-Arena Taufkirchen; mit Asphynxia, Mi., 20. Nov., 19.30 Uhr, Muffathalle

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