Konzert:Ein Ort für Überlebende

"Liberation Concert" mit Vladimir Fedosejev in St. Ottilien

Am 27. Mai 1945 fand in Kloster St. Ottilien ein "Befreiungskonzert" jüdischer Musiker statt, musiziert von Überlebenden des Ghetto-Orchesters Kaunas unter der Leitung der Dirigenten Michael Hofmekler und des Geigers Alexander Stupel. Nach der Befreiung durch die US-amerikanischen Truppen wurde die alte Benediktinerabtei für "Displaced Persons", jüdische Überlebende des Holocaust, ein Ort der Hoffnung. Drei Jahre, von 1945 bis 1948, war hier ein Krankenhaus mit einer Geburtsstation eingerichtet worden, auf der mehr als 400 Kinder, die "St. Ottilien-Babies", das Licht der Welt erblickten.

2018 wurde von Anne-Sophie Mutter und dem Buchmann-Mehta-Stipendiatenorchester die Idee des "Liberation Concerts" wieder aufgegriffen. An diesem Freitag, 27. September, findet in der Erzabtei das diesjährige statt, im Rahmen der "Ammerseerenade" inklusive Staatsempfang und unter der Schirmherrschaft von Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kulturgemeinde München und Oberbayern (19.30 Uhr). Vladimir Fedosejev dirigiert das Adagietto aus Mahlers fünfter Symphonie, Tschaikowskis Streicherserenade und Mozarts neuntes Klavierkonzert, den Solopart übernimmt Elisabeth Leonskaja, es spielt das Tschaikowski Symphonie Orchester Moskau.

Fedosejev ist selbst Zeitzeuge. Er lebte in Leningrad, das heute wieder St. Petersburg heißt, während der fast dreijährigen Blockade der Stadt durch die deutsche Wehrmacht. Eine Million Menschen starben dabei, verhungerten, starben an Krankheiten. Fedosejev selbst, heute 86 Jahre alt, spielte damals Bajan (Akkordeon) und gab während der Blockade Konzerte in den Krankenhäusern der Stadt.

© SZ vom 27.09.2019 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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