Konzert:Der Handarbeiter

Konzert: Stilvoll, auch am Piano: Der Maler, Grafiker und Bildhauer Markus Lüpertz bei seinem Konzert im Haus der Kunst.

Stilvoll, auch am Piano: Der Maler, Grafiker und Bildhauer Markus Lüpertz bei seinem Konzert im Haus der Kunst.

(Foto: Julia Krüger)

Markus Lüpertz mit seiner Jazzcombo "TTT" im Haus der Kunst

Von Ralf Dombrowski

Selbst der Flügel, verstimmt wie er war, passte zur Inszenierung. Denn bei einem Bandprojekt wie TTT geht es nicht um Musik im Kontext ihrer Stilverwandtschaften, auch nicht um das genretypische Muskelspiel der Instrumentalisten. Wenn Markus Lüpertz sich ans Klavier setzt, dann wird der Jazz zur Entourage, vergleichbar der Traube der Getreuen, die den Malerfürsten umringen, wenn er im Anschluss an das Konzert das Haus der Kunst verlässt. Der Steinway im Honky-Tonk-Modus verblasst dann ebenso vor dem Nimbus, wie das Klanggeschehen an sich, das in seiner überbordenden Zeitlosigkeit mit einem Raumschiff aus den Siebzigern hätte gelandet sein können.

Dabei vermeidet Markus Lüpertz geflissentlich den Eindruck, er würde das Geschehen dominieren, beansprucht keine solistischen Extrazeiten oder akustischen Sonderbehandlungen, sondern gibt den Handarbeiter am Bühnenrand, der über weite Strecken vor allem perkussiv am Fluss der Inspiration teilnimmt. Lüpertz ist auch nicht auf dem Niveau eines Gerd Dudek, der sein Leben in der Musik-Avantgarde verbracht hat und als Tenorsaxofonist pointiert und im freien Idiom stilsicher mit den Transformationen der Spielenergie umzugehen versteht. Er bringt auch nicht den jugendlichen Überschwang des Trompeters Ryan Carniaux mit, der sich mit geschmeidiger Geläufigkeit seinen Ton-Eruptionen hingibt. Und der Maler, Grafiker und Bildhauer kann auch nicht mit der perkussiven Emphase eines Wolfgang Lackerschmid mithalten, der mit viel Humor in der Motivik die dahinfließenden Stücke mal untermauert, mal akzentuiert. Lüpertz weiß das und betont in seiner Ansage, dass die Musik ihm sogar mehr Spaß machen würde als das Malen. Genau das aber ist ein deutlicher Hinweis, dass das Projekt TTT nicht als Band gedacht ist, sondern als Fortsetzung der Aura mit den Mitteln des Klangs. Und so hat es Sinn, den Sound von vor Jahren zu feiern, als Verweis auf die Künstlichkeit des eigenen Handelns, mit einem Augenzwinkern, aber letztlich dem Ernst des präzise konzipierenden ästhetischen Souveräns.

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