Konzert:Abgenutzt

Lustfinger Band

Die Band Lustfinger mit Sänger Tom Fock (Mitte).

(Foto: Lustfinger/oh)

Mit der Münchner Band "Lustfinger", einer der dienstältesten Punk-Formationen in Deutschland, macht die Garage Deluxe zum Jahresende dicht

Von Dirk Wagner

Weil das ganze Leben gewissermaßen eine einzige Zwischennutzung ist, sollte es nicht all zu sehr ins Gewicht fallen, dass die Zwischennutzung ehemaliger Fabrikgelände als kulturelle Veranstaltungsorte auch keine dauerhafte Lösung ist. Wenn aber nun mit dem jahrelang zwischengenutzten Optimolgelände zum neuen Jahr gleich mehrere Spielstätten für Rockmusik wegfallen, entsteht hier absehbar schon eine ordentliche Lücke.

Neben der Theaterfabrik, die schon Konzerte in der Größenordnung eines Peter-Murphy-Auftritts auffangen konnte, bewies das erst in diesem Jahr eröffnete Rumours mit seiner hohen Auslastung einen bemerkenswerten Bedarf an kleineren Spielstätten für Punk-Konzerte. Vor allem aber der Abriss der hier etablierten Garage Deluxe, eine der wenigen Hochburgen von Hard Rock und Metal, dürfte in den entsprechenden Szenen einige Orientierungsfragen aufwerfen.

Zwar hatte der Clubbetreiber Romy Antohi vor drei Jahren noch betont, dass er nach dem absehbaren Ende seines Clubs auf dem Optimolgelände einen neuen Club eröffnen werde, zumal er schon vor der Garage Deluxe mit dem Romy's Finest die führende Rockdiskothek Münchens betrieben hat. Rockstars wie Brian May von Queen, Bryan Adams oder die Jungs von Deep Purple zählten dort zu seinen Stammgästen. Aktuell scheint Antohi sich aber nur auf die Schließung seines jüngsten Kindes, der Garage Deluxe zu konzentrieren. Die will schließlich würdevoll verabschiedet werden. Mit einer Silvesterparty, die noch einmal die Qualitäten des Ladens als Rockdiskothek betont. Und einen Tag zuvor, also an diesem Samstag, mit dem Konzert der Münchner Punklegende Lustfinger, die regelmäßig in der Garage rockten. Immerhin gibt es Lustfinger schon seit 1981. Damit gehören sie zu den dienstältesten deutschen Punkformationen. Allein die Liste der mittlerweile ausgestiegenen Bandmitglieder liest sich wie das Telefonbuch der Münchner Subkultur: darunter der Münchner Komponist und Produzent Werner Schultheiß, der Pearls For Pigs-Frontmann Chris Void und der Megaherz-Bassist Werner Weninger.

Der neue Lustfinger-Schlagzeuger Tommy Wagner tourte vor kurzem noch mit der Runaways-Sängerin Cherry Currie durch Australien und Neuseeland. Seit 2016 ist der Münchner auch Mitglied der Deutsch-Punk-Fraktion Lustfinger, die zwei Jahre früher mit ihrem neunten Album "Zündstoff" aus einer längeren Pause zurückkehrten. Mit dem Song "Harte Männer Tanzen Nicht", der nicht zufällig nach dem ersten Album der Band benannt ist, das den Rockfans immer schon zu punkig, den Punks indes immer schon zu rockmusikalisch erschien. Und noch immer lässt der Sound der Band in der eigenen Rocksozialisation die einschlägigen Kiss-Alben vermuten. Doch die Gräben zwischen den entsprechenden Lagern sind deutlich kleiner geworden. Der musikalische Feind steht mittlerweile woanders. Zusammen mit dem Rocktrio Sexshop und den Subnotes gestalten Lustfinger jetzt den letzten Live-Abend in der Garage Deluxe - nach eigenem Bekunden mit einem "Kessel Buntes".

Lustfinger; Sa., 30. Dez., 21 Uhr, Garage Deluxe, Friedenstr. 10

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