Süddeutsche Zeitung

Komödie:Schönes Fräulein, darf ich's wagen?

Pierce Brosnan spielt in der Filmkomödie "Professor Love" einen Lüstling, der seinen Studentinnen nachstellt.

Von Karoline Meta Beisel

Was bedeuten die alten Romantiker für die Jugend von heute? Das will "Professor Love" von seinen Studenten wissen. In Wahrheit heißt er zwar Richard und unterrichtet in Cambridge nicht Liebe, sondern Literatur. Aber der Film, in dem er die Hauptrolle hat, heißt "Professor Love". Also muss man davon ausgehen, dass Richard auch irgendwie ein Liebesgelehrter sein soll. Das Herz der Zuschauer erweicht er allerdings nicht.

Richard (Pierce Brosnan) ist ein unangenehmer Womanizer, vor dem Studentinnen in der echten Welt einander vermutlich warnen würden. In dieser Komödie darf er aber ganz unironisch ein cooler Playboy sein, der den ganzen Tag mit den Jahrzehnte jüngeren Mädchen flirtet. Er findet das okay: Sein Vater hat es genauso gemacht, und der war auch ein Klassetyp! Ein paar Jahre ist Richard dann sogar mit einer seiner Studentinnen (Jessica Alba) verheiratet. Zumindest, bis sie merkt, was dem Zuschauer schon zu Beginn dräute: Der Professor ist zu alt für sie.

Hier kommt die nur unwesentlich ältere Halbschwester der Studentin ins Spiel (Salma Hayek). Die kann Richard aber natürlich nicht gleich haben, Schwesternehre und so weiter, und so vögelt er sich erst einmal fröhlich weiter durch die Reihen der Studentinnen, und die Einzige, die darüber wenigstens mal die Augenbraue hochzieht, ist die Sekretärin.

"Professor Love" ist eine Romantic Comedy wie aus einer anderen Zeit, und man wundert sich bei allen Beteiligten, dass sie bei diesem Käse mitspielen wollten. Pierce Brosnan kommt den ganzen Film aus seiner Chauvi-Rolle nicht mehr raus. Dann gibt es noch ein paar vorhersehbare Wendungen um seine Green Card, die darin gipfeln, dass er den mexikanischen Hausangestellten bittet, ihn über die Grenze zu schmuggeln (alle mexikanischen Hausangestellten in Los Angeles wissen selbstverständlich, wie das geht).

Jessica Alba und Salma Hayek kämpfen in ihren Rollen mit anderen Stereotypen: Die eine gibt die eher schlichte Austauschstudentin, die den alten Ehemann durch einen jüngeren mit einem extra virilen, extra großen Auto ersetzt; die andere darf die temperamentvolle Latina sein. Man wüsste gerne, was sich Regisseur Tom Vaughan und Drehbuchautor Matthew Newman bei diesem Film nur gedacht haben. Obwohl: Eigentlich will man es lieber doch nicht wissen.

Professor Love, USA 2014 - Regie: Tom Vaughan. Buch: Matthew Newman. Kamera: David Tattersall. Mit: Pierce Brosnan, Salma Hayek, Jessica Alba, Malcolm McDowell, Duncan Joiner, Ben McKenzie. Wild Bunch (Central), 100 Minuten.

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Quelle:
SZ vom 14.06.2016
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