Kolumne Washington, D. C.Vom Verschwinden und Finden zu Ostern

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Diese zerfetzte US-Flagge stammt aus Detroit, Michigan, gehört also explizit nicht Mike.
Diese zerfetzte US-Flagge stammt aus Detroit, Michigan, gehört also explizit nicht Mike. (Foto: imago stock&people)

Der Nachbar unseres Autors ist plötzlich weg, und die Fahne dieses so patriotischen Mannes ist zerfetzt. Das beunruhigt natürlich in Zeiten, in denen so viele in den USA von Flucht sprechen.

Von Hilmar Klute

Kürzlich haben wir uns Sorgen um Mike gemacht. Mike ist unser Nachbar, er ist über achtzig, sieht aber aus wie Mitte sechzig. Er mäht regelmäßig den Rasen, liest die Washington Post und wirft Obst und Brot für die Vögel und Eichhörnchen in den Garten. Einmal im Monat lässt Mike sein bis dahin komplett verstaubtes Auto waschen, immer an einem Freitag. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Mike ein paar Tage verreist. Er hat sechs Kinder und eine nur unter Mühen bezifferbare Anzahl von Enkelinnen und Enkeln, von denen immer eine, ein Mädchen, kommt und nach dem Rechten sieht. Jeden Abend schaue ich aus dem Fenster direkt in Mikes Wohnzimmer. Er sitzt dort in seinem Lesesessel und sieht sich irgendeine Sendung an. Ich kann einfach besser schlafen, wenn ich weiß, dass Mike in seinem Haus ist. Warum, kann ich nicht erklären. In den vergangenen Wochen tauchte Mike gar nicht mehr auf. Die Jalousien waren heruntergezogen, die Außenbeleuchtung hatte er allerdings wie immer Tag und Nacht brennen lassen, und dann stimmte auch etwas nicht mit der Flagge.

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