Bereits seit Monaten erfreut uns Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt mit der originellen Formulierung, die Pkw-Maut werde demnächst "scharf gestellt". Muss man sich folglich die geplante Vignette als eine Bombe vorstellen, die irgendwann hochgeht? Oder als eine Art fliegenden Feldstecher, der selbsttätig all die bösen Ausländer entdeckt, die unentgeltlich unsere saubere deutsche Luft verpesten und den teuren Straßenbelag verschleißen?
Mit Sehhilfen immerhin kennt sich Deutschlands beliebtester Brillenträger bestens aus. Passender wirkt aber trotzdem das Bild von der Bombe, deren Zeitzünder tickt. Aus dem Kino weiß man schließlich, dass immer noch genug Zeit bleibt, die Welt zu retten, nachdem die Bombe scharf gestellt ist.
Von Pipelines und Röhren
Rhetorisch stellt Dobrindt die Maut-Bombe allerdings schon so lange scharf, dass man fast vermuten muss, es handle sich hier um einen Euphemismus, eine Stilfigur also, die im Sprachgestus der Vollzugsmeldung weiteren Aufschub erbittet. Wer mit einer Erledigung in Verzug geraten ist, sagt bekanntlich auch gerne Dinge wie, das Geforderte sei "in Arbeit" oder "in der Pipeline", wenn nicht gar "in der Röhre" - unübertroffen ist in dieser Hinsicht die Redewendung "gleich morgen". Der Kabarettist Georg Ringsgwandl ließ sich sogar mal mit der grenzwertigen Formulierung vernehmen, er habe da noch einige "Embryos auf der Lafette" - gemeint waren jedoch nicht ungeborene Kinder, sondern ungeborene Ideen.
Dobrindt hat übrigens noch einen zweiten Ausdruck für die scharf gestellte Maut auf der Lafette: Sie werde "kassenwirksam". Wenn es bei uns künftig mal wieder etwas länger dauern sollte, zum Beispiel mit dem Müll-Runterbringen, werden wir auf Nachfrage stets mit Dobrindt sagen, das säumige Projekt sei auf jeden Fall "scharf gestellt". Maut-Gegner überlegen allerdings schon, ob sie bei Dobrindt den blauen oder den roten Draht durchzwicken müssen.