DDR-Rockband City:Schlagzeuger Klaus Selmke ist tot

Klaus Selmke

Klaus Selmke 2017

(Foto: dpa)

Die in der DDR gegründete Rockband City hat einen ihrer Gründer verloren: Schlagzeuger Klaus Selmke ist im Alter von 70 Jahren gestorben.

Klaus Selmke, Schlagzeuger der Berliner Band City ("Am Fenster"), ist tot. Er sei am Freitag in einem Berliner Krankenhaus gestorben, berichtete die Bild-Zeitung auf ihrem Internet-Portal.

Dieter Birr, ehemals Sänger der mit City befreundeten Puhdys, sagte: "Mich hat die Nachricht natürlich total geschockt". Er selbst habe die traurige Mitteilung vom City-Gitarristen Fritz Puppel erhalten, so Birr.

Die Internetseite von City - die Band zählte zu den erfolgreichsten Rockgruppen in der DDR und ist noch immer aktiv - war am Freitag komplett schwarz. Auf der Facebookseite stand mit weißer Schrift auf schwarzem Untergrund: "Klaus Selmke - 21.4.1950 - 22.5.2020".

Der Drummer, der gerne barfuß auf der Bühne saß, starb wenige Wochen nach seinem 70. Geburtstag. Selmke hatte City vor 48 Jahren mit Puppel im Prenzlauer Berg in Berlin gegründet. Dieter Birr sagte: "Ich wusste schon, dass Klaus krank war. Er hat sich aber immer bedeckt darüber gehalten." Dem Zeitungsbericht zufolge starb Selmke an Krebs.

Angefangen hatte alles im Frühjahr 1972 in einem Kulturhaus in Köpenick: Dort stand die City Rock Band, wie sie ursprünglich hieß, das erste Mal auf einer Bühne - und Klaus Selmke saß am Schlagzeug.

In den ersten Jahren spielte die Band Songs von Santana, den Rolling Stones und Jimi Hendrix. Doch nach einiger Zeit entschlossen sich die Mitglieder der Formation kreativer zu arbeiten und eigene Titel zu schreiben. Am Beispiel anderer DDR-Bands sahen sie, dass es möglich war, mit selbst komponierten Liedern kommerziellen Erfolg zu erzielen. Der Titelsong der ersten Langspielplatte "Am Fenster" wurde 1978 zum Sommerhit der DDR, und ermöglichte der Band im Folgejahr ihre ersten Auftritte in der Bundesrepublik.

Systemkritische Texte

In der DDR wurde City gefeiert: Bei Auftritten im Ost-Berliner Plänterwald kamen 10 000 Fans zum Open-Air-Konzert. Die fünf Glatzköpfe, die einst mit dem Slogan "Ohne Bass und ohne Haare - mit City durch die Achtzigerjahre!" für sich warben, befanden sich mit ihren kritischen Texten im sozialistischen Staat oft am Rande des Erlaubten. Zwei Jahre vor dem Mauerfall thematisierten sie etwa in "Wand an Wand" und "Halb und Halb" die deutsche Teilung.

Sänger Toni Krahl war 1968 als Abiturient wegen seines Protestes gegen die Niederschlagung des Prager Frühlings verhaftet worden.

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