Süddeutsche Zeitung

Klassik und Kabarett:Melodie des Lachens

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Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager und Kabarettist Alfred Dorfer ergründen im Gärtnerplatztheater die Komik in der klassischen Musik

Von Oliver Hochkeppel

Auch Alfred Dorfer hat als Kind klassisch Klavier gelernt. Dann aber schnell eingesehen, "dass mir das Talent zum Berufsmusiker fehlt". Also verehrte er die Klassik - "eigentlich die einzige Musik, die ich höre" - fortan gewissermaßen nur noch aus der Ferne. Kein Schaden, möchte man meinen, wurde Dorfer dann doch der neben Josef Hader - und das im Film "Indien" buchstäblich - vielleicht profilierteste und über die Landesgrenzen hinaus bekannteste Kabarettist Österreichs. Musik hat er freilich auch dabei immer geschätzt. In mehreren Programmen griff er mitunter selbst zum Akkordeon, sang und ging mit Band auf Tour. Bei seinem legendären "Donnerstalk" im ORF war Musik ohnehin fester Bestandteil. Im Lauf der Jahre fielen ihm auch immer stärker die Parallelen und Unterschiede der beiden Bühnensparten Klassik und Komik auf, die Klischees und Missverständnisse, die beide Berufe umgeben, der schöne Schein auf und die harte Arbeit hinter der Bühne.

Etwas, was durch günstige Umstände nun zu einem einzigartigen Programm geworden ist: In "Tod eines Pudels" begegnen sich Alfred Dorfer und die große Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager zu einem Gespräch über Komik in der Klassik und über die mitunter seltsamen Hintergründe der Branche. Ausgangspunkt war im vergangenen Jahr eine Anfrage des Wiener Konzerthauses, das seit Längerem eine Reihe unter dem Titel "Klassik trifft Komik" veranstaltet, ob sich die beiden dazu gemeinsam etwas vorstellen könnten. Dorfer wiederum kannte Kirchschlager bereits von seiner ORF-Sendung "Artgenossen", in der er Leute aus Kunst und Wissenschaft interviewt, und sie eine halbe Stunde zu Gast hatte. Schon da stimmte die Chemie so gut, dass man gerne zusagte, und auch danach einfach weiter machte.

So ist nun auch im Gärtnerplatztheater ein etwas anderer Klassik-und-Kabarett-Abend zu erleben, der einen Blick hinter die Kulissen gewährt und aus so mancher Überhöhung und Verklärung die Luft herauslässt. Dorfer ist natürlich für den Gesprächsfaden verantwortlich, stellt die Fragen, berichtet selbst von tristen Garderoben und der Tour-Einsamkeit und blättert ansonsten brav die Noten um. Kirchschlager antwortet, erklärt ihren Frust über neunmalkluge Kritiker, dämlichen Pausentratsch, Politikergeschwätz, die ewigen Hosenrollen und wie Pianisten indisponierte Sänger retten. Apropos: Nicht unterschlagen darf man den Mann am Flügel. Der ist niemand geringerer als Julius Drake, einer der ganz großen Liedbegleiter. Denn gesungen wird natürlich auch noch. Ein dem Thema entsprechend sorgfältig ausgewähltes Repertoire, das "durchaus bis in die Moderne reicht", wie Dorfer erläutert. So erklingen neben Brahms berührendem "Sandmännchen" oder Bizets "Habanera" auch Ben Moores "Sexy Lady" und Lieder von Korngold bis Heggie. Spätestens da wird der Abend dann doch wieder zu einer "Liebeserklärung an die Klassik", wie sie Dorfer verspricht.

Ach ja, bleibt noch der Titel. Der erklärt sich gleich zu Beginn und stammt von Beethovens "Elegie auf den Tod eines Pudels - ein "unsägliches Lied, das meine Karriere als Besucher von Liederabenden als Achtjähriger beendete", wie Dorfer berichtet. Was aber eben auch ein Trost ist: Sieht man doch daran, dass auch einem Genie einmal etwas daneben gehen kann.

Angelika Kirchschlager & Alfred Dorfer , Samstag, 2. November, 19.30 Uhr, Gärtnerplatztheater, Gärtnerplatz 3

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Quelle:
SZ vom 30.10.2019
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