Klassik und Ballett:Tanzende Töne

Young and Wild Philharmoniker

"Young and wild": Am Samstag widmet sich das Mariinsky Ballett dem zeitgenössischen Tanz.

(Foto: State Academic Mariinsky Theatre)

Valery Gergiev präsentiert mit den Münchner Philharmonikern und dem Mariinsky Theater das 360-Grad-Festival im Gasteig und der Muffathalle

Von Egbert Tholl

Valery Gergiev ist ein Dirigent, der, was seine Präsenz angeht, wahrlich nicht zimperlich ist. Das gilt einerseits für seinen sportiven Probenstil, anderseits ganz anders für einige sehr gute Ideen. Kaum war er ein Jahr im Amt als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker, fand zum ersten Mal das "360 Grad Festival" statt, und der neue Chef prunkte mit der Macht seiner Anwesenheit, die ihn ins Zentrum der musikalischen Aufmerksamkeit der Stadt rückte. Dieses bedeutet nicht nur eine Verbrüderung der Künstler seiner beider Hauptwirkstätten, des Mariinsky Theaters und eben der Philharmoniker, sondern auch ein extreme Verdichtung des musikalischen Angebots in wenigen Tagen. Bei der diesjährigen Ausgabe des Festivals kann man zwischen Freitagabend von 20 Uhr an bis zum Sonntagnachmittag acht Konzerte erleben, drei davon in der Philharmonie im Gasteig, fünf in der Muffathalle.

Der Auftakt ist ein Clou. Um 20 Uhr beginnt das Konzert der Philharmoniker mit Gergiev und Anja Harteros, die die "Sieben frühen Lieder" von Alban Berg singt. Nach der Pause tanzt das St. Petersburger Mariinsky Ballett Ravels "Daphnis et Chloé" in der Philharmonie, die Philharmoniker spielen dazu, und das Ganze wird live in die Muffathalle übertragen, wo nach dem Tanz Tanz stattfindet: Das Kammerorchester der Philharmoniker spielt Tangos von Astor Piazolla, danach gibt es Lindy-Hop und Electric Swing im Ampere - jene Zwanzigerjahremusik, die seit "Babylon Berlin" so en vogue ist.

Das Mariinsky Ballett reist ohne die St. Petersburger Musiker an, tanzt aber eifrig: am Samstag, 1. Februar, um 21.30 Uhr zeitgenössische Choreografien in der Muffathalle, davor auch noch einmal den Ravel (Konzert wie tags zuvor, allerdings um 19 Uhr). Am Samstagnachmittag gibt es ein Familienkonzert der Philharmoniker zusammen mit dem Odeon-Jugendsinfonieorchester, am Sonntag spielen um 14 Uhr die Preisträgerinnen und Preisträger des Tschaikowsky-Wettbewerbs in der Muffathalle, Gergiev stellt sie vor, um 17 Uhr kommen Mitglieder der Philharmoniker dazu.

Etwas besonders Hübsches gibt es am Sonntag um 11 Uhr zu erleben: In der Muffathalle wird Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" aufgeführt, von Gergiev, sieben Solisten der Philharmoniker und zwei Sprechern und einer Sprecherin, Jeanne Devos, die den Teufel spricht. Die Herren sind Thomas Quasthoff, der den Erzähler spricht, und Peter Jordan als Soldat - von ihm stammt auch die prägnante Neufassung des Sprechtextes. Strawinskys Werk ist Märchen, Melodram, Pantomime und Volkstum - richtig großes Theater im Kleinen.

"Mphil 360 Grad" - das Festival der Münchner Philharmoniker, Fr., 31. Januar, bis So., 2. Februar, Philharmonie und Muffathalle

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