Nemanja Radulović im Porträt: Spiel mit dem Feuer

Ein guter Magier, kein schwarzer Zauberer: Nemanja Radulović.

(Foto: Lukas Rotter/DG)

Der junge serbisch-französische Geiger Nemanja Radulović ist ein Virtuose mit genialischem Showtalent. Wird er der neue David Garrett, nur besser und seriöser?

Im Gespräch wirkt er eher zurückhaltend, aber auf der Bühne ist er ein Teufelskerl. Der 33-jährige serbisch-französische Geiger Nemanja Radulović steht in der Show-Tradition von Nigel Kennedy und David Garrett, ist ebenso hochbegabt wie diese, und sucht doch nach einem eigenen Weg, musikalisch seriös zu bleiben und gleichzeitig ein breites und vor allem junges Publikum anzusprechen. In Frankreich gelingt ihm das schon recht gut, seine Konzerte sind regelmäßig ausverkauft, oft reichte der Ansturm des Publikums für ein zweites Konzert. In Deutschland ist er trotz eines Plattenvertrages mit der Deutschen Grammophon - bislang sind fünf Alben erschienen - noch ein Geheimtipp. Das soll und wird sich wohl demnächst ändern. In München beginnt er mit Beethovens Violinkonzert am kommenden Sonntag seine Deutschlandtournee, bei der er ganz unterschiedliche Programme bietet. Denn Radulović bringt alles mit, was einen Virtuosen, aber was auch einen unterhaltsamen Bühnenmusiker ausmacht: Charme und Esprit, Feuer und Leidenschaft, Publikumsnähe und Authentizität. Wie es ihm so leichtfüßig gelingt, das alles gleichzeitig überzeugend zu vermitteln, ist eine Frage, mit der Marketing-Professoren einen ganzen Vortrag bestreiten würden. Die einfache Antwort ist natürlich: Weil er nun einmal so ist und sich nicht verstellen muss. Und weil er dieses Sich-nicht-verstellen nicht mehr zum Programm machen muss. Nigel Kennedy musste sich noch für sein Edelpunk-Outfit rechtfertigen, Musikkritiker wurden damals plötzlich zu Modespezialisten. Diese Zeiten sind vorbei. Schon bei David Garrett las man kaum noch von seinen Cowboystiefeln und Metallschmuck.