Klassik:Schumann Quartett

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Von Harald Eggebrecht

Auch das dritte Album des jungen Schumann Quartetts ist auf höchst bemerkenswerte Weise gelungen. Selbst dann, wenn man dem Programmkonzept nicht folgt und die einzelnen Werke für sich nimmt und hört. Das Ensemble (Erik Schumann, Ken Schumann, Violinen; Lisa Randalu, Viola; Mark Schumann, Violoncello) widmet sich Stücken, in denen Hell-Dunkel-Kontraste - "Chiaroscuro", so der Titel des Albums, das bei Berlin Classics erschienen ist - vorherrschen oder die in der Zusammenstellung sich gegenseitig sehr unterschiedlich beleuchten.

Fünf Fugen, die einst Wolfgang Amadé Mozart aus dem "Wohltemperierten Klavier" von Johann Sebastian Bach transkribierte, bilden gewissermaßen den roten Faden. Nach je einer solchen Mozart/Bach-Fuge folgt ein Werk verwandter oder ganz anderer Art: etwa eine wunderbar kantabel verflochtene Fuge von Felix Mendelssohn Bartholdy oder das minimalistisch mit Hell-Dunkel-Valeurs spielende 2. Streichquartett von Philipp Glass, dann zwei Stücke von Dmitri Schostakowitsch, eins elegisch, das andere bös sarkastisch, oder die in ihrer unerhört farbenreichen Kürze immer staunenswerten sechs Bagatellen von Anton Webern.

Diesem raffiniert konzipierten Parcours steht dann geradezu monumental Leoš Janáčeks zweites Streichquartett "Intime Briefe" gegenüber, in dessen vier Sätzen der Komponist seine heiße Liebe zu Kamila Stöslová heftigst ausagiert. Dieser enormen Exaltation des Gemüts folgt dann George Gershwins sanft wiegendes "Lullaby". Durch all die verschiedenen Haltungen, Formen und Stimmungen der Musikstücke aber strömt die wahrlich feurige Energie dieser großartigen Formation, deren Risikofreude ebenso mitreißt wie die ungemein achtsame Sorgfalt in allen musikalischen Belangen besticht bei der Realisierung dieser grundverschiedenen kompositorischen Ansätze, Charaktere und Temperamente.

So kann man Mozarts konzentrierte Faszination an Bachs Fugen ebenso erfahren wie die extremen Gegensätze bei Weberns Bagatellen auf kürzester Erlebnisstrecke. Und Janáčeks Liebes- und Lebensbekenntnismusik gestalten die "Schumanns" mit einer alle Kräfte mobilisierenden Intensität sondergleichen.

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