Klassik:Partner

Leif Ove Andsnes spielt mit den Münchner Philharmonikern Mozarts Klavierkonzerte und schafft es, dass Orchester und Pianist auch ohne Dirigenten zueinander finden. Schon bei den Proben scheint Andsnes die Philharmoniker regelrecht angesteckt zu haben.

Von Michael Stallknecht

Symphonische Konzerte kommen häufig in einer sehr standardisierten Programmfolge daher, mit einer ebenso fest etablierten Hierarchie aus Dirigent, Solist und Orchester(musikern). Da wirkte das Programm fast schon revolutionär, mit dem der norwegische Pianist Leif Ove Andsnes und die Münchner Philharmoniker in dieser Woche eine eigentlich ganz normale Reihe von Abonnementkonzerten bestritten. Begann es doch nicht mit einem der üblichen Orchestereinspielstücke, sondern mit einem Werk der Kammermusik.

Andsnes tat sich mit Julian Shevlin, Jano Lisboa und Floris Mijnders zusammen, um Mozarts Klavierquartett in g-Moll zu spielen. Der Geiger, der Bratscher und der Cellist gehören zwar zu den festen Solisten ihrer jeweiligen Gruppen, aber derart auf sich gestellt hört man sie sonst doch eher in den Kammermusikreihen des Orchesters als in der großen Gasteig-Philharmonie. Es ist der Beginn einer wunderbaren Partnerschaft, die sich danach bei Mozarts d-Moll-Klavierkonzert KV 466 und C-Dur-Klavierkonzert KV 467 mit dem Gesamtorchester hörbar fortsetzt. Man kommt ohne Dirigent miteinander aus, was bei schwächeren Banden dazu führen kann, dass Orchester und Pianist in ihrer jeweils eigenen Ästhetik nebeneinander herspielen. Andsnes dagegen scheint die Münchner Philharmoniker in den Proben geradezu angesteckt zu haben mit der vielgerühmten Klarheit seines Klavierspiels. In leicht verkleinerter Besetzung mit zehn ersten Violinen klingt das ansonsten für seine romantische Ästhetik (zu Recht) bekannte Orchester plötzlich ziemlich nach historisch informierter Aufführungspraxis. Die Streicher gliedern längere Bögen mit intensiver Phrasierung, die Bläser liefern knackige Akzente. Im Gesamtklang dominiert die Transparenz, man spielt formstraff und mit viel Zug nach vorn. Das tut vor allem dem langsamen Mittelsatz des C-Dur-Konzerts gut, der gern ein bisschen abgenudelt wirkt, seit er vor einem halben Jahrhundert in einem erfolgreichen Film verwendet wurde. Andsnes bringt die berühmte Melodie mit Understatement zum Singen, die Philharmoniker klingen wie lichtdurchflutet. Schön, dass diese Partnerschaft in den kommenden Jahren bei weiteren Mozart-Konzerten fortgesetzt werden soll.

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