Süddeutsche Zeitung

Klassik:Nach dem Albtraum

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Benefiz-Konzert mit Stefan Arzberger

Von Rita Argauer, München

Eine Konzertreise, die zum Albtraum wird. Der Fall von Stefan Arzberger, bekannt als Primarius des Leipziger Streichquartetts, ging durch die Medien. Nach einem Konzert im Frühjahr 2015 in New York wird der Geiger dort verhaftet, er hat eine Frau in dem Hotel angegriffen, in dem das Quartett wohnte. Arzberger selbst kann sich an nichts erinnern. Später beweist die Aufnahme eines Überwachungsvideos, dass er unter K.o.-Tropfen gesetzt und ausgeraubt worden ist, und die Frau unzurechnungsfähig im Delirium angegriffen hat. Der Prozess dauerte 16 Monate, so lange durfte er New York nicht verlassen und auch nicht arbeiten. Eine Situation der Lähmung, in der Arzberger zudem ob der enormen Anwaltskosten auch auf finanzielle Unterstützung angewiesen war.

Eine, die sich in dieser Zeit besonders für ihn eingesetzt hat, ist Monika Henschel. Die Bratscherin des Münchner Henschel-Quartetts organisierte damals ein Benefiz-Konzert, bei dem Musiker der großen Münchner Orchester für Arzberger spielten. Arzberger verlegte, nachdem die Anklage fallen gelassen wurde, seinen Hauptwohnsitz nach München. Noch während er in New York festsaß, hat er das Leipziger Streichquartett verlassen und spielte 2016 eine Weile im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

Dass so eine Zeit nicht spurlos an einem vorüber geht, ist klar. Bei Arzberger zeigt sich das nun auch darin, dass er ein Konzert zu Gunsten einer Spendenaktion für politisch verfolgte Künstler der "Hamburger Stiftung für politisch Verfolgte" spielt. Gemeinsam mit dem Henschel-Quartett wird er dabei im Kunstraum Bogenhausen live zur Installation "The Memory of Water" der Künstlerin Angelika Bartholl improvisieren. Im Anschluss findet ein Gespräch mit dem Publikum statt.

Stefan Arzberger und das Henschel-Quartett , Freitag, 1. Dezember, 19.30 Uhr, Kunstraum Bogenhausen, Ismaninger Straße 106

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Quelle:
SZ vom 01.12.2017
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