Süddeutsche Zeitung

Klassik:Leichte Hände

Die Cellistin Raphaela Gromes feiert Rossini auf ihrer neuen CD

Von Harald Eggebrecht

Leider hat sich der große Opernkomponist Gioacchino Rossini nicht so sehr für das Violoncello interessiert, dass er ihm ein eigenes Konzert oder eine Sonate gewidmet hätte. Dabei gehört die Einleitung seiner Ouvertüre zu "Wilhelm Tell" zu jenen Stücken, in denen die ganze melodiöse Noblesse, auch die zarte Sentimentalität und klangliche Schönheit des Violoncellos unnachahmlich gefeiert wird. Das Solo ist einer der garantierten Tests in jedem Probespiel. Insofern lässt sich die Sehnsucht der jungen Münchner Cellistin Raphaela Gromes, Jahrgang 1991, nach Rossinis immer geistreicher, animierender und von virtuosem Charme geprägter Musik gut verstehen.

Zusammen mit ihrem ausgezeichneten Klavierpartner Julian Riem hat sie - die unter anderem bei Wen-Sinn Yang studierte - bei Sony nun eine CD als "Hommage à Rossini" herausgebracht. Zu hören sind Arrangements, die Julian Riem von Arien aus Rossini-Opern wie "La Cenerentola", "Bianca e Falliero" oder aus dem "Stabat mater" geschickt für das Cello angefertigt hat, und zwei Originalstücke. Eines vom versierten Cellisten und unsterblichen Komponisten Jacques Offenbach - eben eine "Hommage à Rossini", in der auch aus "Wilhelm Tell" zitiert wird. Das andere sind die brillanten Variationen über ein Thema aus Rossinis Oper "Moses" von Bohuslav Martinů.

Mag auch der Eindruck des Zuviel-des-Guten entstehen, weil solcherart Bearbeitungen und Paraphrasen kaum die Direktheit und Intensität eines Originals erreichen, so bleibt doch das schwungvolle, technisch ausgereifte und tonlich absolut überzeugende Spiel von Raphaela Gromes, das die CD kennzeichnet. Da mischen sich kraftvolle Elastizität und erfreuliche Eleganz, leichte Hände und eine Vorstellung davon, wie eine Arie auf dem Cello "gesungen" werden muss. Dazu ist die Künstlerin mit jenem Sinn für Witz gesegnet, der Offenbachs ambitionierte Rossini-Fantasie (mit dem WDR-Funkhausorchester unter Enrico Delambaye) ebenso wie Martinůs hinreißende Variationen zum Vergnügen macht.

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Quelle:
SZ vom 04.01.2019
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