Impfungen bei Musikern:Die wollen nur spielen

Impfungen bei Musikern: Bei den Berliner Philharmonikern sind 95 Prozent der Orchestermitglieder geimpft, während die allgemeine Impfquote in Berlin bei 70 Prozent liegt.

Bei den Berliner Philharmonikern sind 95 Prozent der Orchestermitglieder geimpft, während die allgemeine Impfquote in Berlin bei 70 Prozent liegt.

(Foto: Pool for Yomiuri/AP)

Im Netz zirkuliert ein Manifest von Musikern gegen die Corona-Maßnahmen. Wie halten es deutsche Orchester eigentlich mit der Impfung?

Von Reinhard J. Brembeck

Musiker sind Individualisten. Und Individualisten lassen sich nur ungern etwas sagen. Es wäre also durchaus möglich, wenn sich unter Musikern eine größere Anzahl von Corona-Impfgegnern finden würde, so wie das ein im Netz zirkulierendes "Manifest - Musik in Freiheit" insinuiert. Darin sprechen sich einige hundert Musiker dafür aus, "dass die Impfung eine ureigene Entscheidung jedes Einzelnen ist". Doch der Eindruck täuscht, zumindest in Bezug auf die Orchestermusiker. "Wir sind kein Katasteramt" sagt Gerald Mertens, der Chef der Musikergewerkschaft DOV (Deutsche Orchestervereinigung), der fast alle deutschen Orchestermusikerinnen und -musiker angehören. Mertens spricht von der Impfquote in den Ensembles. Die genaue Zahl kennt er zwar nicht ("Wir dürfen ja nicht fragen."), aber er hält sie für so hoch wie in der Bevölkerung der jeweiligen Bundesländer.

Liegt er da richtig? In Sachsen liegt die Impfquote laut RKI bei knapp 59 Prozent, bei der Dresdner Philharmonie sind 73 Prozent der Musiker geimpft. Bei den Berliner Philharmonikern sind 95 Prozent der Orchestermitglieder geimpft, während die allgemeine Impfquote in Berlin bei 70 Prozent liegt. Mertens plädiert dafür, dass sich alle Musiker impfen lassen, aber auf die Tests will er nicht verzichten. Die hätten gerade in Hannover 14 Corona-Fälle offenbart, die Aufführung wurde abgesagt.

Arbeitsrechtlich gilt für Musiker die 3-G-Regel, sie müssen also nicht geimpft sein, sich aber testen lassen. Alle befragten Orchester gehen über die 3-G-Regel hinaus, was rechtlich möglich ist. Allerdings dürfen keiner Musikerin, keinem Musiker der Lohn gestrichen werden, wenn sie dabei nicht mitmachen. So verlangt die von Christian Thielemann geleitete Staatskapelle Dresden einen wöchentlichen PCR-Test, zudem wird alle 48 Stunden ein Schnelltest gemacht. Ähnliche über 3 G hinausgehende Regelungen gibt es bei den Münchner Philharmonikern, der Dresdner Philharmonie, dem SWR-Orchester, dem Hamburger Staatsorchester und den Sinfonikern des Bayerischen Rundfunks. Alle Musiker machen mit, halten sich an die Regeln. Schließlich wollen Musiker immer nur das eine: spielen. Von wegen Individualisten.

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