Klassik:Ein Hauch mehr

Das zweite Preisträgerkonzert des ARD-Musikwettbewerbs

Von Klaus Kalchschmid

Auch wer Kandidaten des ARD-Musikwettbewerbs schon in den letzten Runden erlebte, ist manchmal überrascht, welche Steigerungen in den Preisträgerkonzerten möglich sind. Etwa bei Carlos Alexandre Brito Ferreira. Seine direkte Art mit dem Münchener Kammerorchester und seiner Konzertmeisterin Yuki Kasai Wolfgang Amadé Mozarts Klarinettenkonzert zu spielen, stach schon neben den fünf übrigen Semifinalisten, die auch mit dem KV 622 zu hören waren, heraus. Er vermied alle Süße und jedes falsche Gefühl, betonte in fast jeder Phrase nüchterne Klarheit. Dafür bekam er einen der beiden zweiten Preise sowie den Sonderpreis von BR-Klassik. Ohne direkten Vergleich konnte man die Deutung des 25-jährigen Portugiesen noch mehr schätzen, zumal sie diesmal einen Hauch mehr Poesie und noch größere Natürlichkeit und Gelöstheit - vor allem im langsamen Satz - besaß.

Friedrich Thiele, im Finale überragend mit dem Schumann-Cellokonzert, musizierte das zweite Haydn-Konzert in D-Dur erneut nobel und mit dem inspiriert begleitenden Orchester hervorragend dialogisierend, wenn auch nicht immer ganz rein in Intonation und Artikulation. Darüber hinaus wagte er mit Erfolg große, virtuose Kadenzen, die das motivische Material bis an seine Grenzen ausloteten. Am Schönsten freilich klang das beim ganz zarten, schlichten Kadenzieren im langsamen Satz.

Mathis Kaspar Stier bestach erneut mit Johann Nepomuk Hummels Fagottkonzert, das er mit der feinen Phrasierungskunst und flexiblen Modulation des Tons darbot, die ihn schon im Finale so glänzen ließ, dass die Jury dem 25-Jährigen am liebsten zusammen mit Andrea Cellacchi einen ersten Preis verliehen hätte, doch das sehen die Statuten des Wettbewerbs nicht vor. So bekam er zusammen mit dem Italiener den zweiten sowie den Preis des Publikums. Zuletzt war der dritte Preisträger im Fach Schlagzeug mit einem Werk zu hören, das einen überaus konkreten Titel besitzt ("Hard-Boiled Capitalism and the Day Mr. Friedman realized Google is a Verb"), aber lediglich die Lektüre von Ben Wahlund benennt, als er dieses harmonisch reiche Stück für Marimbaphon komponierte. Es endet mit einem gleichsam in den Äther schwebenden Epilog, den der 23-jährige Chinesen Weiqi Bai ungemein zart und duftig spielte.

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