Klassik:Der rhythmische Tod

Sir John Eliot Gardiner

Ein Grandseigneur am Pult: Sir John Eliot Gardiner.

(Foto: Sim Canetty-Clarke)

John Eliot Gardiner dirigiert im Münchner Gasteig Giuseppe Verdis "Messa da Requiem" mit Klangwucht und vierfachem Piano zum Schluss. Vor allem die Instrumente überraschen.

Von Reinhard Brembeck Reinhard Brembeck

Rechts auf dem Podium reckt neugierig und vorlaut die Ophikleide ihren schlanken Schalltrichter ins Auditorium. Der Anblick dieses Vorläufers der Tuba ist im gängigen Orchesteralltag ungewohnt. Noch ungewohnter aber wirkt und klingt die liegende längliche Riesentrommel auf der linken Podiumseite, auf die Tim Palmer mit aller nur vorstellbaren Leidenschaft und Verve eindrischt. In der Partitur von Giuseppe Verdis "Messa da Requiem" ist die zugehörige Stimme allerdings leicht zu übersehen. Denn die Gran Cassa kriegt da trotz ihrer stattlichen Erscheinung und der trocken kurzen Klangwucht kein eigenes Notensystem, sondern nur eine dünne Linie. Wenn Tim Palmer die Gran Cassa dann versetzt gegen die Riesenakkorde vor dem "Dies illa" donnern lässt, dann wirkt sogar die riesige Münchner Gasteigphilharmonie bloß wie ein Kämmerchen, in dem der Teufel Böller abfeuert.

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