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Klassik: Spannender Ort, aber akustisch nicht unproblematisch: das Auftaktkonzert im Verkehrszentrum des Deutschen Museums.

Spannender Ort, aber akustisch nicht unproblematisch: das Auftaktkonzert im Verkehrszentrum des Deutschen Museums.

(Foto: Wilfried Hösl)

Die Themenkonzerte der Staatsoper sollen Kunst und Wissenschaft vereinen

Von Michael Stallknecht

Von 21. Dezember an wird im Nationaltheater Hans Abrahamsens "Snow Queen" zu hören sein, eine Oper nach Hans Christian Andersens Märchen von der "Schneekönigin". Schon vorab gibt nun die Reihe der Themenkonzerte der Bayerischen Staatsoper Gelegenheit, sich in die Musik des zeitgenössischen dänischen Komponisten einzuhören. An insgesamt fünf Abenden spielen Musiker des Staatsorchesters in den kommenden Tagen Stücke von Abrahamsen und Komponisten, die er selbst als Vorläufer begreift oder deren Werke er bearbeitet hat.

So erklangen beim ersten Konzert am vergangenen Donnerstag im Verkehrszentrum des Deutschen Museums neben Hans Abrahamsens "Capriccio Bagateller" für Violine solo und "Glansbilleder" für Cello und Klavier unter anderem auch eine Liedversion der "Schneekönigin" von Carl Nielsen sowie die "Fantasiestücke" op. 2 des selben Komponisten in einer Bearbeitung von Abrahamsen.

Dabei sind die jährlichen Themenkonzerte, eine Erfindung des ehemaligen Generalmusikdirektors Kent Nagano, eigentlich dem Austausch von Wissenschaft und Kunst gewidmet: Eröffnet werden sie jeweils vom Vortrag eines Wissenschaftlers aus der Reihe der deutschen Max-Planck-Institute, wobei es leider meistens keine Verbindung zur nachfolgenden Musik gibt - eine Kinderkrankheit der Reihe, die man eigentlich längst hätte in den Griff bekommen können. So war am Donnerstag vom Psychologen Ralph Hertwig zum Thema "Jugendlicher Leichtsinn - warum sind Teenager, wie sie sind?" zwar allerhand Lustiges über betrunkene Jungmäuse im Labor zu erfahren. Aber danach standen keineswegs Jugendwerke auf dem Programm, sondern durchaus ausgewachsene Kompositionen wie das Klavierquartett oder die Lieder op. 40 von Robert Schumann, dem Abrahamsen wichtige strukturelle und atmosphärische Anregungen verdankt - musiziert immerhin von jungen, dem Teenageralter erfolgreich entwachsenen Musikern.

So füllte der Bariton Christoph Filler Schumanns Lieder mit den kraftvollen theatralen Farben, die das Pathos der hier vertonten Texte von Hans Christian Andersen durchaus verträgt. Und Hanna Asieieva, Daniel Schmitt, Jakob Spahn und Jonathan Aner musizierten das Klavierquartett mit jugendlicher Verve und beeindruckender Leichtigkeit, aber im gegenseitigen Aufeinanderhören keineswegs leichtsinnig. Eine weitere Stärke der Reihe bleibt, dass sie auf Entdeckungsreise an ungewöhnliche Orte führt wie hier in die riesige (für Kammermusik allerdings akustisch nicht unproblematische) Halle des Verkehrszentrums, in dem 1910 bereits die Uraufführung von Gustav Mahlers Achter Symphonie stattgefunden hatte.

Themenkonzerte Bayerische Staatsoper; nächste Termine: Sonntag, 8. Dezember, 19 Uhr, Foyer der Versicherungskammer Bayern, Montag 9. Dezember, 19 Uhr, Internationale Jugendbibliothek, Schloss Blutenburg

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