Der Kirchenkritiker Karlheinz Deschner ist tot. Der Autor, der vor allem mit seiner "Kriminalgeschichte des Christentums" Aufsehen erregt hatte, wurde 89 Jahre alt.
In den vergangenen Jahren war es um ihn ruhig geworden. Aber Kritik an den christlichen Kirchen ist schließlich schon lange nicht mehr das Tabu, das sie 1962 noch war, als er sein Buch "Und abermals krähte der Hahn" veröffentlichte.
Deschner war für seine drastischen Formulierungen heftig kritisiert, für seine Aphorismen aber auch gelobt worden. Schon sein erstes Buch, der Roman "Die Nacht steht um mein Haus" (1956), hatte große Begeisterung und heftige Kritik zugleich hervorgerufen. Danach hatte er sein Leben mehr oder weniger damit zugebracht, die dunklen Seiten der Kirchengeschichte einer breiten Öffentlichkeit zu präsentieren.
Das Lebenswerk des Karlheinz Deschner:Flutlicht in die Abgründe der Kirchengeschichte
Er ist extrem hart mit den christlichen Kirchen ins Gericht gegangen, bewusst einseitig und nicht immer ganz wissenschaftlich. Aber es ging Karlheinz Deschner auch nie um Ausgewogenheit, sondern darum, Dinge ans Licht zu holen, die viele Christen lieber im Dunklen gelassen hätten. Nun hat er, soweit es in seiner Macht stand, sein Lebenswerk abgeschlossen.
Als Deschner 1986 den ersten Band der "Kriminalgeschichte des Christentums" veröffentlichte, war noch nicht klar, welche Dimensionen das Werk annehmen würde: Insgesamt zehn Bände mit etwa 6000 Seiten wurden daraus. Abschließen konnte er die Kriminalgeschichte selbst aus Gesundheitsgründen nicht mehr.
Als inoffizieller elfter Band gilt deshalb das Buch "Die Politik der Päpste", eine von Deschner überarbeitete Neuauflage eines früheren Werkes, das sich mit der jüngeren Kirchengeschichte beschäftigte. In die Gegenwart führte allerdings erst der Philosoph Michael Schmidt-Salomon das Buch, mit dem Deschner sein Lebenswerk auf diese Weise noch abschließen konnte. An der Vorstellung des zehnten Bandes der "Kriminalgeschichte" in den Räumen der Giordano Bruno Stiftung in Oberwesel nahm Deschner noch teil. Zwei Operationen wegen eines Aneurysmas schwächten ihn jedoch zusätzlich. Karlheinz Deschner ist am 8. April in einer Klinik in seinem Wohnort Haßfurt gestorben.