Kinostarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

In "Before I Wake" werden Träume wahr - allerdings keine schönen. Und Tom Cruise klammert sich als Jack Reacher ans mittelständische Actionstar-Image. Die Kinostarts der Woche.

Von den SZ-Filmkritikern

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Before I Wake

Kinostart - 'Before I Wake'

Quelle: dpa

Was Cody (Jacob Tremblay) träumt, wird wahr. Das Gute, und, leider, auch das Schlechte. "Before I Wake" von Mike Flanagan holt nicht alles aus dieser Idee heraus, denn Cody träumt ziemlich standardisiert von Schmetterlingen, toten Kindern und einem Monster, das beginnt, die Menschen in seiner Umgebung zu fressen. Okay, manchen gönnt man das auch. Noch toller wäre es, wenn Cody von einem guten Horrorfilm träumen und der Realität werden würde. Dann hätte sich "Before I Wake" wenigstens gelohnt.

Juliane Liebert

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Das Gelände

"Das Gelände" von Martin Gressmann

Quelle: Film Kino Text

Das Unsichtbare sichtbar zu machen, ist die vielleicht wichtigste Aufgabe des Dokumentarfilms. Ein gelungenes Beispiel ist diese Doku von Marin Gressmann, der 27 Jahre lang, immer wieder, einen Ort filmte, an dem es zunächst scheinbar nichts zu sehen gab. Es war eine Brache mitten in der Stadt, um die die Berliner einen Bogen machten. Hier war einmal die Machtzentrale der Nazis, von diesem Boden aus wurde der Holocaust organisiert. Wie lässt sich das Erinnern gestalten? Martin Gressmann filmte bis 2012 - da ist aus dem Un-Ort der Gedenkort "Topographie des Terrors" geworden.

Martina Knoben

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Café Society

Kinostart - 'Café Society'

Quelle: dpa

Natürlich bleibt man misstrauisch, wenn Woody Allen plötzlich in seinem neuesten Film das Glamourleben des klassischen Hollywood feiert. Woody, der New Yorker aus tiefster Überzeugung! Deshalb wundert man sich auch nicht, wenn sein junger Held, Jesse Eisenberg, bald die Traumfabrik und seinen geschäftigen Onkel Steve Carell wieder verlässt und zurückkehrt an die Ostküste, ins jüdische Familienbusiness, zu dem ein prickelnder Nachtclub gehört und eine Menge Leute, die unliebsame Figuren in Beton verschwinden lassen. Zurück lässt er Kristen Stewart, die uns von Film zu Film immer heftiger in ihre Melancholie hineinzieht.

Fritz Göttler

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Drei Wünsche von Handloh

"Drei Wünsche von Handloh" von Simone Jung

Quelle: Photographer: Majid Kiasalar; Trickfilmkinder GmbH

Was wünschen sich die, um die es eigentlich nie geht? Die Dokumentarfilmerin Simone Jung begleitet elf Kinder auf eine Freizeit ins bayerische Handloh: bei Kissenschlacht, Großküchenkochen, Versteckenspielen. Alles ganz normal. Was diese Kinder besonders macht: Sie alle haben ein Geschwister, das lebensbedrohlich erkrankt oder bereits gestorben ist. Wünschen ist gar nicht so einfach.

Georg Cadeggianini

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Die Florence Foster Jenkins Story

"Die Florence Foster Jenkins Story" von Ralf Pleger

Quelle: Bernhard von Hülsen

Wenn Klassiksänger falsch singen, dann klingt das gequält. So auch bei der großartigen Joyce DiDonato, die für Regisseur Ralf Pleger die legendäre New Yorker Camp-Ikone Florence Foster Jenkins (1868-1944) schauspielern muss und dabei so deplatziert wirkt wie bei ihrem Falschsingversuchen, die leider gar nichts von der Faszination des Falschsingens ihres Vorbilds vermitteln. Interviews mit "Experten" dehnen den Film zusätzlich.

Reinhard J. Brembeck

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Jack Reacher

-

Quelle: AP

Tom Cruise scheint sich fest vorgenommen zu haben, es als mittelständischer Actionstar bis zur Hollywoodrente zu schaffen. Dazu passt perfekt der geheimnisvolle Ermittler Jack Reacher aus den Romanen von Lee Child, der diesmal einem finsteren Militärkomplott auf der Spur ist. Edward Zwick inszeniert diese Schnitzeljagd durch die USA mit mittelviel Action, mittelviel Spannung und mittelviel Dialogwitz.

David Steinitz

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Magnus - Der Mozart des Schachs

"Magnus - Der Mozart des Schachs" von Benjamin Ree

Quelle: NTB scanpix

Einen Modelvertrag hat der amtierende Schachweltmeister Magnus Carlsen schon, Benjamin Ree schenkt ihm nun auch noch eine dokumentarische Huldigung. Zwei implizite Fragen scheinen ihn umzutreiben: Was geht hinter diesem Gesicht vor? Und wie kann man nur so genial sein? Das Ganze folgt dem Schema F der Sporthelden-Erzählung und endet, als Magnus den Weltranglistenplatz eins erreicht. Schach? Ne, eher matt.

Philipp Bovermann

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Manche hatten Krokodile

"Manche hatten Krokodile" von Christian Hornung

Quelle: Tamtam Film

Stripperinnen, Zuhälter oder Seemänner - weil sie die Freiheit suchten, kamen sie als junge Menschen nach St. Pauli, ins Hamburger Viertel der Außenseiter. Wenn sie Geld hatten, wurde es sofort verprasst, heute leben die meisten von winzig kleinen Renten. Christian Hornung zeigt in seinem melancholisch-nostalgischen Dokumentarfilm, wie die einstigen Lebemenschen heute die Tage in ihrer Stammkneipe verbringen, von damals erzählen - und sich in der Gemeinschaft eines Kneipen-Sparclubs dazu disziplinieren, jede Woche ein paar Euro für schlechte Zeiten zurückzulegen.

Kathleen Hildebrand

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Die Mitte der Welt

Kinostart - 'Die Mitte der Welt'

Quelle: dpa

Pendelnd zwischen der Euphorie erster schwuler Liebe und der Erkundung dunkler Familiengeheimnisse erlebt der 17-jährige Phil (faszinierend: Louis Hofmann) nach den Sommerferien eine wilde Achterbahnfahrt der Gefühle. Das Bilder-Kaleidoskop, das Jakob M. Erwa frei nach Andreas Steinhöfels gleichnamigem Roman entwirft, zerflattert bisweilen in manierierter Überdrehtheit, findet aber darstellerisch zu schönen Momenten der Wahrheit.

Rainer Gansera

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Bin im Wald, kann sein, daß ich mich verspäte

"Peter Handke. Bin im Wald, kann sein, daß ich mich verspäte" von Corinna Betz

Quelle: zero one film

Man darf Peter Handke beim Einfädeln zuschauen im neuen Film von Corinna Belz. Das ist eine bedächtige, subtile Arbeit, bei der man doch einige Geduld braucht, aber immer wieder wird man beglückt mit einem scheuen, jungenhaften Lächeln des Schriftstellers. Wie soll man leben, die Frage kommt zuerst, danach erst das Schreiben. Mehrfach war Belz zu Besuch in Handkes Haus bei Paris, dazu gibt es, in Filmausschnitten, den jungen stillen Provokateur, und Begegnungen mit seiner Frau und den Kindern. Jeder Moment lebt aus sich in diesem Film, der abläuft mit der schönen Gleichgültigkeit, mit der Sand aus einer Muschel auf den Gartenweg geträufelt wird. .

Fritz Göttler

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Soy Nero

Kinostart - 'Soy Nero'

Quelle: dpa

Im Film des britisch-iranischen Regisseurs Rafi Pitts will Nero (Johnny Ortiz), Sohn mexikanischer Immigranten, sich die US-amerikanische Staatsangehörigkeit verdienen, indem er in Afghanistan im US-Militär dient. Der amerikanische Traum ist hier eine reine Schimäre, während sich die territorialen Grenzen langsam auflösen: gerade in Zeiten von Trumps Mauerphantasien ein utopisches Moment.

Philipp Stadelmaier

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Was Männer sonst nicht zeigen

"Was Männer sonst nicht zeigen" von Jonas Bergäll

Quelle: temperclayfilm

Männer stolz, Männer niedergeschlagen, so kann man sie sehen in Joonas Berghälls und Mika Hotakainens Dokumentation aus finnischen Saunas. Zum nackten Fleisch kommt viel Gefühl, der Schweiß mischt sich mit Tränen, während sie vom harten Leben erzählen. Bilder wie Geschichten entwickeln allerdings bald eine Gleichförmigkeit, die die Begegnung mit der Männerseele nur bedingt anrührend macht.

Doris Kuhn

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Winna Weg der Seelen

"Winna Weg der Seelen" von Fabienne Mathier

Quelle: mindjazz pictures

In der dunklen Jahreszeit fröstelt es den Alteingesessen oben im Schweizer Kanton Wallis vor dem Gratzug. Die Seelen der Toten, so glauben sie, wandern über Bergpässe und Gletscher, bis sie "ins Licht gehen" und Ruhe finden. Für ihren semidokumentarischen Film "Winna - Weg der Seelen" montiert Fabienne Mathier eindrucksvolle Gebirgspanoramen. Dazwischen lässt sie Sagenerzähler und ein Medium von ihren mysteriösen Begegnungen mit den Geistern berichten.

Jonathan Horstmann

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Wir sind die Flut

"Wir sind die Flut" von Sebastian Hilger

Quelle: derzian pictures

Science-Fiction an der Nordseeküste: In Sebastian Hilgers Film wollen zwei Physiker den fantastischen Geschehnissen in einem Dorf nachgehen, in dem vor 15 Jahren die Flut und mit ihr alle Kinder verschwanden, verheddern sich aber zusehends zwischen Gravitationsanomalien und dem eigenen Verlorensein. Ein bisschen weniger Bedeutungsschwere hätte am Ende gut getan, trotzdem eine bemerkenswert künstlerische und gewagte Perspektive auf eine mit dem Erwachsenwerden hadernde Generation.

Annett Scheffel

© SZ.de/efri
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