Kinostarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Jugend ist Hölle in "Lena Love". Und gegen das undankbare Muttersein kann man eigentlich auch nur rebellieren - findet zumindest Mila Kunis in "Bad Moms". Die Filmstarts der Woche.

Von den SZ-Filmkritikern

1 / 10

24 Wochen

Kinostart - '24 Wochen'

Quelle: SZ

Diagnose Trisomie 21. Abtreiben oder nicht? So einfach ist die Entscheidung natürlich nicht, die Anne Zohra Berrached in ihrem Berlinale-Wettbewerbsfilm in all ihren komplizierten Nuancen auffächert. Das Paar, die Familie, die Freunde, die Ärzte ringen mit dem Für und Wider von Moral, Gefühl und Verantwortung. Neben der einfachen, unmittelbaren Wahrhaftigkeit des Erzählens sorgen vor allem die Hauptdarsteller Julia Jentsch und Bjarne Mädel dafür, dass dieses unlösbare Dilemma dem Zuschauer an die Nieren geht. (Lesen Sie hier ein Interview mit Hauptdarsteller Bjarne Mädel.)

Anke Sterneborg

2 / 10

Alice und das Meer

Alice und das Meer

Quelle: Pyramide Distribution

Die erotische Odyssee von Alice (Ariane Labed), als Maschinistin auf einem Containerschiff. Alles, was sie macht, ist ihr ebenso bekannt wie neu: Alice ist kein kleines, unerfahrenes Mädchen, sondern weiß, worauf sie sich einlässt, während ein Ozeanriese ihren Körper über die See trägt und dieser sich dabei ebenso auszudehnen scheint wie unser Genuss bei jeder einzelnen Einstellung von Regisseurin Lucie Borleteau.

Philipp Stadelmaier

3 / 10

Bad Moms

"Bad Moms" mit Mila Kunis im Kino

Quelle: Tobis

Überfordert durch die Familie, den Job und den Elternbeirat an der Schule ihrer Kinder wird eine Frau zur Rebellin. Sie findet zwei gleichgesinnte Freundinnen und erlaubt sich allerhand wilde Späße, begleitet von waghalsigen Dialogsätzen über den Mütter-Alltag. Jon Lucas und Scott Moore übersetzen das Konzept der amerikanischen Männergroteske auf Frauen, sind dabei aber näher an der Realität und womöglich lustiger.

Doris Kuhn

4 / 10

Die glorreichen Sieben

Kinostart - 'Die glorreichen Sieben'

Quelle: dpa

Remake des Westernklassikers von 1960: Ein Dorf heuert sieben Outlaws an, um sich gegen einen brutalen Fiesling zu verteidigen. Die Sieben waren früher Weiße, während heute Denzel Washington eine ethnisch durchmixte Bande anführt. So zeigt Antoine Fuqua nicht nur, dass Hollywood auch mal ein gutes Remake machen kann, sondern auch, dass es Filme gibt, die man sogar unbedingt neu machen muss. (Lesen Sie hier eine ausführliche Filmkritik.)

Philipp Stadelmaier

5 / 10

Hedis Hochzeit

Kinostart - 'Hedis Hochzeit'

Quelle: dpa

Der arabische Frühling ist im Tunesien von Mohamed Ben Attias Spielfilmdebüt nur noch ein fernes Echo, die Erinnerung an einen Moment, in dem alles möglich schien. Das Land stagniert zwischen Tradition und Moderne, und mit ihm der zaghafte Autovertreter Hedi (Majid Mastoura, auf der Berlinale mit dem Silbernen Bären als bester Darsteller ausgezeichnet), der sich zwischen der arrangierten Ehe zu Hause und der sinnlichen Leidenschaft in der Fremde entscheiden muss

Anke Sterneborg

6 / 10

And-Ek Ghes

And-Ek Ghes

Quelle: Grandfilm

Berlin ist Sehnsuchtsort, und deshalb erfindet sich die rumänische Großfamilie Velcu trotz Bürokratie und Geldnot in Deutschland neu. Stets dabei: Handykamera, Klavier, Schreibzeug. Dokumentarfilmer Philip Scheffner begleitet die Sippe. In einer humorvollen Mischung aus Filmtagebuch und Familienporträt, das er als Bollywood-Hommage inszeniert, werden Handyvideos zum Mittel der Identitätsfindung und Selbstreflexion.

Sofia Glasl

7 / 10

Lena Love

lena Love

Quelle: Florian Gaag

Jugend ist Hölle. Für jeden eigentlich, aber besonders für Lena, gespielt von der berückend großäugigen Emilia Schüle. Als ihre eben noch beste Freundin sich mit der Klassenzicke anfreundet, beginnt für Lena ein Mobbingmartyrium zwischen Internet und Turnhalle, in dem alle Beteiligten sehr aufregend zwischen Täter und Opfer oszillieren. Endlich ein Film, der die Verflechtung von virtuellem und 'echtem' Teenie-Leben ernst nimmt, ohne sich anzubiedern.

Kathleen Hildebrand

8 / 10

Snowden

"Snowden" im Kino

Quelle: dpa

Verfassungsschützer oder Spion? Die Geschichte von Edward Snowden kennt so ziemlich jeder. Oliver Stone hat es aber doch geschafft, sie noch einmal spannend zu machen, mit einer klaren Identifikationsfigur: Sein Edward Snowden (Joseph Gordon-Levitt) ist ein Anti-Alpha-Männchen, und nur sehr zögerlich kommt er zu dem Schluss, dass er es nicht länger aushält, andere Leute zu bespitzeln. Für Oliver Stone ist das die Rückkehr zu alter Größe. (Sehen Sie hier eine ausführliche Filmkritik im Video.)

Susan Vahabzadeh

9 / 10

The Visit

the visit

Quelle: Pickup

Was wäre, wenn eine intelligente außerirdische Lebensform auf die Erde käme? In seiner Doku filmt Michael Madsen die Erde so, wie sie ein Alien womöglich wahrnehmen würde. Und er spricht mit Wissenschaftlern, Bürokraten und Militärs. Ein faszinierendes Gedankenspiel, zu dem auch philosophische Fragen gehören: Wenn Außerirdische "die anderen" sind - wer sind dann wir?

Martina Knoben

10 / 10

Der Vollposten

Kinostart - 'Der Vollposten'

Quelle: dpa

Herrlich überdrehte Commedia all'italiana mit dem Comedy-Star Checco Zalone. In Italien ein Megahit. Checco als schlurfiger Provinzbeamter beim Kampf um die drei Dinge, die ihm heilig sind: Mamma, Pasta und die Festanstellung im öffentlichen Dienst. Eine Beamten-Satire, die von genüsslich zelebrierter Selbstironie lebt, mit der Regisseur Gennaro Nunziate Italo-Klischees aufspießt.

Rainer Gansera

© SZ vom 22.09.2016/sars/jobr
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