Borg/McEnroe

Das Wimbledon-Finale vom 5. Juli 1980 war eines der größten Sportereignisse der Geschichte - ein wahrhaft titanisches, fast vierstündiges Kräftemessen zwischen Björn Borg (unangefochtener Tennischampion an der Grundlinie, kurz vor dem fünften Titel) und John McEnroe (aufstrebendes, brillant nach vorn strebendes Wutpaket). Die Darsteller (Sverrir Guðnason und Real-Life-Wutpaket Shia LaBeouf) sind perfekt besetzt, und Regisseur Janus Metz steuert mit großem Anlauf auf das legendäre Match zu. Der Spannung aber hilft es doch sehr, wenn man nicht weiß oder vergessen hat, wie es damals ausging.
Clash

Beobachter sind die Menschen in diesem Film, aus einem fahrenden Wagen blicken sie auf das, was draußen in den Straßen passiert, 2013 in Kairo, nach Tahir, Revolution, Militärputsch. Es ist der zweite Spielfilm von Mohamed Diab, der die Drehbücher zu den Drogenbaron-Filmen El Gezeira schrieb, beide Blockbuster in Ägypten. Beobachter wider willen sind die Menschen, denn sie waren in den Straßen-Aufruhr geraten, als Anhänger des Militärs oder auf der anderen Seite, bei der Muslimbruderschaft. Nun sind sie in einem engen Gefängniswagen zusammengesperrt, versuchen Leute draußen zu aktivieren zu ihrer Befreiung, was hektisch und hysterisch ist und manchmal auch komisch. Geschichte auf engstem Raum, nie geht der Film auf die Straße hinaus, das würde Luft und Weite und trügerische Distanz bedeuten.
Daniel Hope - Der Klang des Lebens

Das wichtigste Element jeder Künstlerbiografie sind ja ernsthafte Männer, die sagen, warum der entsprechende Künstler so wichtig ist. Wichtiger als alle anderen, besonders als die, über die keine Filme gedreht werden nämlich. In Nahuel Lopez' Film Daniel Hope ist diese sehr wichtige Person der berühmte Geiger Daniel Hope auf den Spuren seiner jüdischen Vorfahren: Von der Familiengrabstätte durch die Häuser seiner bewegten Kindheit bis zum Zürcher Kammerorchester 2016 begleitet ihn der Zuschauer durch sein Leben.
Schneemann

Wenn der Psychokiller einen Schneemann baut, ist das kein gutes Zeichen. Auch nicht für Michael Fassbender und Rebecca Ferguson. Die beiden schlittern als Klischee-Ermittlerpaar - er ist Alkoholiker und genial, sie ist schön und auch da - durch einen blödsinnigen Noir-Thriller von Tomas Alfredson. An einer Stelle umarmt Fassbender seine Kollegin, scheinbar kraftspendend, allerdings mit einem Arm und über ihre Schulter, als wolle er sie erwürgen. Irgendwann wird er vielleicht sagen, diese Umarmung sei der Tiefpunkt seiner Karriere gewesen.
Es war einmal Indianerland

Sommer im Hochhausghetto. Überall Farben, neon-pink-glitzernd, illegale Freibadparty. Der 17-jährige Mauser verknallt sich in Villenviertelprinzessin Jackie. Dann ist da noch der Vater, der seine Frau erwürgt, der kleinkriminelle Kumpel, ein zweites, geheimnisvolles Mädchen, ein Boxkampf und dieser Indianer, den er ständig zu sehen meint. Alles passiert in den ersten zehn Minuten und breitet sich dann in einem Bilderfluss aus, in dem vor- und zurückgespult wird. Ilker Çataks Romanverfilmung ist der aufregende Versuch, die Jugend als irre Ballung von Gefühlen und Traumbildern zu erzählen: ein Selbstfindungstrip als stilisierter Mix aus Videoclip und Teenie-Märchen.
Geostorm

Warum eine Naturkatastrophe, wenn man auch ein doppeltes Dutzend haben kann? Blitzeis in Afghanistan, Hagelbomben über Amerika, Tsunamis bei den Saudis und glühende Hitze in Hongkong. Das Wetter der Zukunft wird am Mischpult einer Raumstation über Satellitennetz von Klimaingenieuren kontrolliert und ist entsprechend anfällig für Terroranschläge. Independence Day-Produzent Dean Devlin lässt es als Regisseur inflationär und entsprechend schludrig krachen. Auf seinem Wetterkarussell verheizt er angesehene Schauspieler wie Gerard Butler, Andy Garcia, Ed Harris und Alexandra Maria Lara.
The Square

In Ruben Östlunds Satire, diesjähriger Gewinner der Goldenen Palme in Cannes, gerät das Luxusleben eines Kurators für zeitgenössische Kunst (Claes Bang) aus der Bahn. Toller, extrem zynischer Film über die Angst, durch Kunst nur soziale und animalische Kräfte zu beherrschen, die jederzeit ausbrechen und einem an die Gurgel springen können. Außerdem spielt Elisabeth Moss mit, wie immer brillant.