Captive
Ein Gewaltverbrecher flieht aus dem Gefängnis, bringt diverse Menschen um, nimmt eine junge Frau als Geisel und verbringt die Nacht in ihrer Wohnung. Die Frau ist Außenseiter wie er, das bringt den Mann dazu, ihr zuzuhören. Große Themen werden verhandelt: Gott, Kinder, Ratgeberliteratur, bis sich allenthalben Läuterung einstellt. Regisseur Jerry Jameson verfilmt eine wahre Geschichte, die gut beim Bibelfernsehen aufgehoben wäre. Doris Kuhn
Everest
Da fehlt der Sauerstoff: Baltasar Kormákurs Film verspricht eine spannende Mischung aus Action und Drama, er könnte auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem Rummel am Berg oder einfach nur 3D-Augenkitzel sein. Weil der Film aber von allem ein bisschen will und sein Starensemble Pappkameraden spielt, ist der Überlebenskampf in eisigen Höhen auch für den Zuschauer etwas ermüdend. Martina Knoben
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Ich und Kaminski
Ein selbstverliebter Jungjournalist will die Biografie eines selbstverliebten Altmalers schreiben, um endlich zu Ruhm zu gelangen. Womit Regisseur Wolfgang Becker ("Good Bye, Lenin!") das Kunststück gelingt, gleich zwei sensationelle Unsympathen zu den Helden dieser melancholischen und fiesen Schelmenreise zu machen. Das funktioniert mindestens genauso gut wie in der Romanvorlage von Daniel Kehlmann. David Steinitz
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Sinister 2
Im Horrorfilm "Sinister 2" wird eine Familie in einem Geisterhaus eingeschlossen.
(Foto: dpa)Eine Mutter mit zwei jungen Söhnen ist auf der Flucht vor ihrem Ehemann und kommt in einem Spukhaus unter. Dort werden die Kinder von Geistern gezwungen, jede Nacht im Keller 16mm-Filme anzuschauen. Der Bezug zu "Sinister 1": Diese Home-Movies werden mit einer Brutalität versetzt, die den Betrachtern die Sprache verschlägt. Der Unterschied zu "Sinister 1": Regisseur Ciarán Foy interessiert nichts anderes als diese Brutalität. Doris Kuhn
Der Sohn der Anderen
Eine jüdische Familie in Tel Aviv stellt fest, dass ihr achtzehnjähriger Sohn bei der Geburt mit dem von Palästinensern vertauscht wurde; sie haben einen Araber, die Palästinenser einen Juden aufgezogen. Lorraine Levys Film ist nur oberflächlich ausgeglichen und fragend (was zählt, Genetik oder Soziales?). In der Tiefe bleibt die Perspektive in diesem Spiegelspiel trotz allem eine rein israelische. Philipp Stadelmaier
Tango Pasión
Über den Dächern von Berlin: Lateinamerikanischer Paartanz in "Tango Pasión".
(Foto: Kinostar Filmverleih)Die Melancholie der Musik, das Drama der Bewegung - es gibt viele Gründe, den Tango zu lieben. Für die einen ist er Ablenkung von existenziellen Problemen, für die anderen ein nonverbales Gespräch zwischen zwei Menschen, oder eine Lebensform, die einer Droge gleicht. Regisseurin Kordula Hildebrandt lässt sich in ihrer Doku in den Bann der Berliner Tango-Szene ziehen, die, nach Buenos Aires, zu den größten der Welt zählt. Sie lauscht leidenschaftlichen Bekenntnissen, beobachtet vorsichtig abgezirkelte Anfängerbewegungen und folgt den dynamischen Schrittfolgen der Könner auf den Tanzflächen und sogar im Wasser. Anke Sterneborg
Voll Paula!
Die Schauspielerin Paula und der Kiffer Max lernen sich beim Casting für ein "Bluesical" kennen. Die Liebesgeschichte zwischen den beiden ist eigentlich ganz hübsch. Aber leider sind nicht nur Paula und ihr Kollege, sondern auch viele Mitspieler in der Komödie von Malte Wirtz eher mäßige Schauspieler, was dem Film etwas Theater-AG-haftes verleiht. Das könnte man als charmant durchgehen lassen, wenn man ansonsten gut unterhalten würde. Aber mit allzu viel Handlung wird man nicht konfrontiert. Und das Gesicht von Hauptdarstellerin Eva Luca Klemmt mit dem Schmollmund und den großen Augen ist zwar faszinierend anzusehen, trägt allein aber keinen Spielfilm. Karoline Meta Beisel
You & I
Ein Berliner Fotograf (Eric Klotzsch) und sein Freund aus London (George Taylor) tuckern im Campingbus durch die Uckermark und entdecken, dass sie mehr als nur freundschaftliche Gefühle füreinander hegen. Bunte Landschaftsbilder, blasse Charaktere. Mit seinem taumelnden Impro-Spiel verkürzt Nils Bökamps Regiedebüt die Story, die ein dramatisches Outing verschwiegenen Begehrens hätte sein sollen, zur anekdotischen Idee. Rainer Gansera