Kino:Warum Sie traurige Filme ansehen sollten

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Weil es Ihnen danach besser geht - in mehrfacher Hinsicht. Mit sieben hilfreichen Filmtipps.

Von Carolin Gasteiger

Wann und ob beim Filmegucken Tränen kommen, ist ganz unterschiedlich. Die einen heulen schon bei einem hingehauchten "I love you" Rotz und Wasser, andere verdrücken selbst bei der herzzerreißendsten Sterbeszene kaum ein Tränchen.

Assoziationen zu traurigen Filmen hat aber jeder: "Bambi" natürlich, "Requiem for a Dream" oder "Donnie Darko" lauten die Antworten einer spontanen Umfrage unter Kollegen. Aber warum sehen wir uns überhaupt traurige Filme an? Und warum tun wir es immer wieder - wo wir Traurigkeit im Alltag doch, so gut es geht, zu vermeiden versuchen?

Mit diesen Fragen haben sich Wissenschaftler der Oxford University um Professor Robin Dunbar beschäftigt und ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Royal Society Open Science veröffentlicht. Ihre Antwort lautet: Weil traurige Filme uns mehr Endorphine ausschütten lassen und es uns danach schlicht besser geht.

Ihre Probanden teilten die Foscher in zwei Versuchsgruppen auf. Die einen sahen den Film "Wer war Stuart Shorter?", der auf der wahren Geschichte eines behinderten, obdachlosen Drogenabhängigen basiert. Den anderen wurde in der Vergleichsgruppe eine Kultur- und eine Landschaftsdoku vorgeführt. Anschließend wurden bei den Probanden jeweils das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Toleranzlevel für Schmerz gemessen.

Das Ergebnis: Bei denjenigen, die "Stuart Shorter" gesehen hatten, verschlechterte sich zwar die Laune, sie fühlten sich ihren Mitprobanden aber stärker verbunden und konnten auch physischen Schmerz länger ertragen. Im sogenannten "Roman Chair"-Test, bei dem Versuchspersonen an die Wand gelehnt wie auf einem imaginären Stuhl sitzen, so lange es geht, hielten sie es bis zu 18 Prozent länger aus als die Doku-Gucker. Der Grund ist die höhere Endorphinausschüttung, die Schmerzen leichter ertragen lässt.

Bei etwa einem Drittel der Probanden ließ sich der Effekt übrigens nicht nachweisen, im Gegenteil, der Film verstärkte bei ihnen physische Schmerzen. Aber das sei wie ihm wahren Leben, so Professor Dunbar - nicht jedem gefalle schließlich der Film "Titanic".

Vielmehr lautet die Erkenntnis, dass sich nicht nur freudige Aktivitäten wie Tanzen, Lachen oder Singen auf das Gruppenzugehörigkeitsgefühl auswirken, wie die Wissenschaftler um Dunbar in früheren Studien bereits nachgewiesen haben - sondern eben emotionale Erlebnisse generell. "Einen tragischen Film anzusehen ist gut für Sie - gut für Ihre Gesundheit", zitiert BBC News eine an der Studie beteiligte Wissenschaftlerin. Wenn Sie sich also etwas Gutes tun wollen, schauen Sie sich traurige Filme an. Und weil traurig nicht für jeden dasselbe bedeutet, hier eine Auswahl:

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