Kino und Kunst:Abendfüllend

Bildende Künstler entdecken den Spielfilm

Von Evelyn Vogel

Auf den ersten Blick scheint es, als ob die Verantwortlichen das Programm ganz schön abgespeckt hätten. 33 Filme werden in diesem Jahr beim fünftägigen Festival "Kino der Kunst" im April gezeigt, darunter fünf Welt-, zwei Europa- und elf Deutschlandpremieren. Aber - und dies ist eine der wesentlichen Änderungen zu den beiden Vorgängerausgaben - es stehen sehr viel mehr Langfilme auf dem Programm. Denn die Bildenden Künstler entdecken in jeder Hinsicht immer häufiger das große Kinoformat für sich. Neu ist auch, dass alle Wettbewerbsfilme in der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) laufen, und dass es Wiederholungen im City-Kino geben wird.

In diesem Jahr geht es um das Thema "Gegenwart und Wirklichkeit". Dazu sind Filme unter anderem der russischen Gruppe AES+F, des Chinesen Cheng Ran, des Franzosen Clement Cogitore oder des Belgiers Johan Grimonprez zu sehen. Julian Rosefeldts "Manifesto" mit Cate Blanchett, das derzeit in der Villa Stuck in einer Mehrkanalversion läuft, wird in einer neu geschnittenen Einkanalversion ebenso erstmals gezeigt wie "Simple Little Lives" des Iraners Shoja Azari, produziert von Shirin Neshat. Der internationalen Wettbewerbsjury gehören der Kameramann Ed Lachman, die Schauspielerin Nina Hoss, der Künstler Tony Brown und der Schriftsteller, Filmemacher und Fotograf Alain Fleischer an. Vergeben werden zwei Hauptpreise (je 10 000 Euro) und ein Publikumspreis (5000 Euro). Zudem gibt es einen Projektpreis (10 000 Euro) und einen Preis für das filmische Gesamtkunstwerk, der in diesem Jahr an den amerikanischen Künstler Ian Cheng geht.

In Zusammenarbeit mit dem geplanten Museum M+ in Hongkong werden Künstlerfilme aus Asien gezeigt. Im Museum Brandhorst findet eine ganze Reihe von Künstlergesprächen statt. Die Akademie der Schönen Künste widmet Ed Lachman eine Schau seiner Fotografien, das Espace Louis Vuitton richtet seinem Preisträger Ian Cheng eine Sonderausstellung aus. Mit dem Thema "Digitalität, Virtualität, Immersion. Chancen und Herausforderungen für Medienkunst" beschäftigt sich ein Symposium, das in der Kunsthalle stattfindet. Zudem gibt es in den Kammerspielen eine Harun-Farocki-Filmnacht und in der Roten Sonne eine Performance. Darüber hinaus kooperieren weitere Institutionen und Galerien mit dem Festival. Mehr Informationen zum Programm im Internet unter www.kinoderkunst.de.

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