Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

In "47 Meters Down" zeigt Johannes Roberts die ganze Bandbreite des Sterbens unter Wasser. Die Verfilmungen der "Intrigo"-Reihe gibt es zwar im Doppelpack - dafür aber ohne Spannung.

Von den SZ-Kinokritikern

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Bruder Schwester Herz

Kinostart - 'Bruder Schwester Herz'

Quelle: dpa

Cowboy und Indianer im Brandenburger Land. Franz (Sebastian Fräsdorf) kehrt aus der langen Nacht morgens betrunken auf den existenzbedrohten Rinder-Hof zurück, Lilly (Karin Hanczewski) reagiert dezent genervt. Die beiden könnten ein Paar sein, sind aber Bruder und Schwester, nach "Im Sommer wohnt er unten" lotet Tom Sommerlatte erneut und mit demselben Schauspieler-Trio die komplizierte Dynamik unter Geschwistern aus, all die feinen Risse und tiefen Gräben, die entstehen, als der Musiker und Stadtindianer Chris (Godehard Giese) nach Sommerfest-Tanz und One Night Stand einfach bleibt.

Anke Sterneborg

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Dem Horizont so nah

Kinostart - 'Dem Horizont so nah'

Quelle: dpa

Die erste Liebe endet in einer herzzerreißenden Tragödie: Die 18-jährige Jessica und der 20-jährige Schönling Danny verlieben sich unsterblich ineinander, jedoch überschattet ein dunkles Geheimnis ihre Beziehung in ungeahntem Ausmaß. Tim Trachtes Verfilmung des gleichnamigen autobiografischen Bestsellers ist eine hervorragend besetzte Teenie-Romanze, deren anfängliche, wunderbar verspielte Seichtheit leider mit etwas zu viel tragischem Stoff überfrachtet wird.

Anna Steinbauer

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47 Meters Down

Kinostart - '47 Meters Down: Uncaged'

Quelle: dpa

Wissenschaftler entdecken vor der mexikanischen Küste eine uralte Stadt im Meer. Vier adoleszente Mädchen klauen sich Tauchausrüstungen und dringen in diese Stadt ein, um einen langweiligen Nachmittag abenteuerlicher zu gestalten. Das klappt: Sie werden konfrontiert mit Enge, Tiefe, gereizten Haien und sinkendem Sauerstoffpegel. Johannes Roberts zeigt in seinem Horrorschocker die große Bandbreite des Sterbens unter Wasser, während die Spannung, ob die Girls so ein Ende vermeiden können, stetig steigt.

Doris Kuhn

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Dora und die goldene Stadt

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Quelle: Vince Valitutti

Im Dschungel kennt sich Dora (Isabela Moner) aus, die Highschool, auf die sie ihre Forscher-Eltern schicken, ist dagegen unbekanntes Terrain. Weil Schatzräuber es auf eine verschollene Inka-Stadt abgesehen haben, wird die aufgedrehte 16-Jährige mit drei Schulkameraden nach Peru entführt. Die US-Zeichentrickserie, auf der James Bobins Realverfilmung basiert, will Kinder mit lateinamerikanischem Hintergrund ansprechen. Der Kinofilm ist etwas für Indiana-Jones-Fans und solche, die es noch werden wollen.

Ana Maria Michel

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Dunkel fast Nacht

Dunkel fast nacht

Quelle: Adam Golec; Adam Golec/Aurum Film

Alle Wege führen ins Dunkel in diesem Film, Waldwege zwischen Bäumen und Felsen, kaum beleuchtete Straßen, Kellertreppen und Katakomben. Die Journalistin Alicja Tabor kommt in ihre Heimatstadt zurück und will das Rätsel der drei verschwundenen Kinder klären. Borys Lankosz verwebt die dunkelsten Erinnerungen des (polnischen) 20.Jahrhunderts in seiner Verfilmung des Erfolgsromans von Joanna Bator, brutale Familien, Endstation Waisenhaus, Horden von Katzenfrauen, Bruder und Schwester, die sich auf verbotene Weise zusammentun, die Perlen der Prinzessin Daisy. Auch Alicja hat teil an diesem finsteren Märchen.

Fritz Göttler

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Fritzi

Kinostart - 'Fritzi - Eine Wendewundergeschichte'

Quelle: dpa

Als ihre Freundin Sophie 1989 nach Ungarn in die Ferien fährt, soll Fritzi auf ihren Hund aufpassen. Was die Zwölfjährige da noch nicht weiß: Sophie wird nicht mehr in die DDR zurückkehren, sondern in den Westen fliehen. Die mutige Fritzi beginnt zu begreifen, in was für einem Land sie lebt. Ralf Kukula und Matthias Bruhn haben bei der Adaption von Hanna Schotts Kinderbuch eine klassisch gezeichnete Animation gewählt, um deutsch-deutsche Geschichte für junge Zuschauer nachvollziehbar zu erzählen.

Ana Maria Michel

7 / 11

Der Glanz der Unsichtbaren

Der Glanz der Unsichtbaren

Quelle: JC Lother

Envol heißt die Tagesstätte für obdachlose Frauen im Film von Louis-Julien Petit, der bei uns Glanz der Unsichtbaren heißt, im Original gradlinig und unpathetisch Les Invisibles. Envol, meint Abflug, es steckt etwas von Abheben und Flüggewerden drin. Die Frauen können hier duschen und Zähne putzen, kriegen aber auch Tips und Gelegenheiten, für Versuche, sich in der Gesellschaft wieder einzugliedern. Sie haben Prinzipien, und manchmal bringen sie mit solcher Dickköpfigkeit die vier Frauen an den Rand der Verzweiflung, die sich mit vollem Einsatz um sie kümmern. Gefordert wird ihre sympathische Kreativität, als die Tagesstätte geschlossen werden soll, weil die Prozentzahl der Integrationen zu klein ist ...Beharrlichkeit setzt sich durch. Eine der Frauen will strikt bei der Wahrheit bleiben, deshalb erzählt sie bei jedem Bewerbungsgespräch, wie sie im ihren Mann erschoss und deshalb ins Gefängnis kam ...

Fritz Göttler

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Intrigo: Samaria & Intrigo: In Liebe, Agnes

intrigo

Quelle: Twentieth Century Fox

Nach etlichen Verschiebungen kommen nun gleich zwei neue Verfilmungen von Håkan Nesser ins Kino: Der zweite und dritte Teil der sogenannten "Intrigo"-Trilogie - abgezapft aus frühen Kurzgeschichten des schwedischen Bestseller-Autors - haben allerdings wenig mit Stieg Larssons "Millennium"-Reihe zu tun, an deren Erfolg Regisseur Daniel Alfredson anknüpfen soll. Der Stoff: Zwei unzusammenhängende Geschichten, mit verschiedenen Charakteren, dramaturgisch eher uninspiriert. In beiden geht es um vergangene Schuld und deren unglückliches Hineinwirken in die Gegenwart. In "Samaria" recherchiert eine Filmemacherin über das mysteriöse Verschwinden einer alten Klassenkameradin und spürt einen ehemaligen Lehrer auf. In "Agnes" führt ein perfides Angebot zwei Schulfreundinnen - die eine frisch verwitwet, die andere unglücklich verheiratet - nach Jahren wieder zusammen. Erzählt wird davon ohne die üblichen Qualitäten skandinavischer Krimis: ohne Spannung, ohne (wirklich) raffinierte Wendungen, ohne abgründige Einblicke in die menschliche Psyche.

Annett Scheffel

9 / 11

Joker

Der Film 'Joker' kommt in die Kinos

Quelle: epd

Arthur (Joaquin Phoenix) lacht nur, wenn andere nicht lachen, und sein Lachen klingt wie ein Krampfanfall. Arthur sagt, dass er keine einzige Minute seines Lebens glücklich war. Arthur nimmt sieben Psychopharmaka. Und dann bekommt Arthur durch Zufall eine Waffe. Regisseur Todd Philipps holt das Genre des Comic-Blockbusters raus aus der Disneyzuckerwattewelt und überführt es in einen "Taxi Driver"-Themenpark, wo Kugeln nicht verpuffen, sondern einschlagen.

David Steinitz

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M.C. Escher - Reise in die Unendlichkeit

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Quelle: SZ

"M.C., nicht Cornelis!", lässt der niederländische Schöpfer unmöglicher Welten dem Rolling Stone Mick Jagger ausrichten, als er die Gestaltung eines Plattencovers ablehnt. Verhindern konnte er die Vereinnahmung seiner psychedelischen Grafiken durch die Gegenkultur der Flower Power-Hippies dennoch nicht, die das strenge Schwarzweiß dann auch noch neonbunt einfärbten. Robin Lutz porträtiert einen Mann, dessen vorwiegend grafisches Werk zwischen den Konstruktionsprinzipien der Mathematik und den Ausdrucksformen der Kunst in der Schwebe bleibt. Auf einer labyrinthischen "Reise in die Unendlichkeit" und zu den Quellen seiner Inspiration lässt er den eigenwilligen Künstler in Tagebüchern, Briefen und Notizen für sich selbst sprechen.

Anke Sterneborg

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Ronny & Klaid

Ronny & Klaid

Quelle: Studio Hamburg Enterprises

Die dusseligen Berliner Möchtegern-Gangster Ronny und Khalid führen erfolglos einen Spätkauf und verscherzen es sich dann auch noch mit einem Mafiaboss. Als wäre damit nicht genug in der Klischeekiste gewühlt, lässt Regisseur Erkan Acar die Figuren in "Ronny & Klaid" so dummdreist über Juden, Schwule, Stotterer und "MILFS" witzeln, dass sie einem fast leid tun. Eine Komödie wie ein schlecht gemischter Cocktail aus Minderheiten-Bashing, Hau-Ruck-Romanzen und billigen Filmzitaten.

Nora Voit

© SZ vom 09/10.10./sloh
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