Kino-Nachrichten:Kasachstan wirbt mit Borat-Zitat um Touristen

Lesezeit: 13 Min.

Sacha Baron Cohen in der Rolle des Borat Sagdiyev. (Foto: Amazon Studios/AP)

"Very nice!" sagen begeisterte Reisende in Filmclips, die zum Filmstart veröffentlicht wurden. Als der erste "Borat" in die Kinos kam, hatte sich die Regierung heftig distanziert.

"Very nice!" Der Lieblingsspruch von Sacha Baron Cohens fiktionaler Figur Borat Sagdiyev ist das Motto der offiziellen neuen Tourismuskampagne von Kasachstan, Borats Heimatland.

Berichtenswert ist das, weil das Land in den "Borat"-Filmen als hinterwäldlerisch im allerschlimmsten Sinne dargestellt wird. Im von Cohen fiktionalisierten Kasachstan sind die Menschen arm, aber auch rassistisch, antisemitisch und misogyn. Regiert werden sie von einem korrupten, brutalen Autokraten, der Borat mit der Hinrichtung droht, sollte seine Mission, die USA zu einem politischen Partner Kasachstans zu machen, scheitern.

Als 2006 der erste "Borat"-Film in die Kinos kam, konnte sich die kasachische Regierung, die tatsächlich recht autoritär ist, gar nicht genug von dieser Darstellung distanzieren. Der Film durfte in Kasachstan nicht gezeigt werden. Mit Anzeigen in US-amerikanischen Zeitungen wurden seine Aussagen über das Land dementiert. Ein Regierungssprecher musste sogar beteuern, dass seine Landsleute keinen fermentierten Pferdeurin trinken (sondern fermentierte Pferdemilch).

Trotzdem: Der große Erfolg des Films bescherte Kasachstan wider Erwarten mehr Besucher. Nun, da mit "Borat Subsequent Moviefilm" das Sequel zu sehen ist, haben die Tourismusverantwortlichen die Satire umarmt.

In vier kurzen Werbeclips sind Touristen zu sehen, die Naturschönheiten, kulinarische Spezialitäten und die Architektur des Landes bewundern und mit freundlichen Einheimischen für ein Foto posieren. Alle sagen anerkennend "very nice!". Die Idee stammt laut der New York Times von einem Amerikaner, der in Kasachstan lebt, dort als Stadtführer arbeitet und eine eigene Reise-Sendung im Fernsehen hat. Das Tourismus-Ministerium habe seinen Vorschlag "sofort" angenommen.

Der stellvertretende Leiter des kasachischen Tourismus-Komittees, Kairat Sadvakassov, sagte der New York Times, dass er sich freuen würde, wenn Sacha Baron Cohen einmal in Kasachstan drehen würde - ein sanfter Hinweis darauf, dass das Dorf mit den schlammigen Straßen, das im Film zu sehen ist, gar nicht in seinem Land steht. Der neue "Borat" wurde in Rumänien gedreht.

28. Oktober 2020: "Und morgen die ganze Welt" ist deutscher Oscar-Kandidat

Das Antifa-Drama von Julia von Heinz geht ins Rennen um den Auslands-Oscar. Erst einmal geht es aber darum, überhaupt auf die Liste der Nominierten zu kommen. Zum Artikel

Schauplatz der Relotius-Affäre - der Spiegel-Verlag an der Ericusspitze in Hamburg. (Foto: Joko/imago)

21. Oktober 2020: Auch Netflix plant Doku-Drama über Relotius-Affäre

Michael "Bully" Herbig bekommt Konkurrenz: Neben der Mediensatire, die der Schauspieler und Regisseur mit der Ufa fürs Kino drehen wird, plant auch Netflix, den Fälschungsskandal um den Spiegel-Reporter Claas Relotius zu verfilmen - als Doku-Drama-Serie, die 2022 bei dem Streaming-Anbieter zu sehen sein soll.

Der Journalist Gabor Steingart hatte in seinem Newsletter als erster von den Plänen berichtet. Später bestätigte Spiegel-Chefredakteur Steffen Klusmann, dass Vertreter von Netflix bereits mit der Chefredaktion im Gespräch über die Verfilmung seien.

Der Film, den die Ufa mit "Bully" Herbig plant, soll auf dem Buch "Tausend Zeilen Lügen. Das System Relotius und der deutsche Journalismus" von Juan Moreno basieren. Moreno arbeitete zusammen mit Relotius an Reportagen für den Spiegel und deckte später die Fälschungen seines Kollegen auf.

16. Oktober 2020: Zehn deutsche Filme hoffen auf den Auslands-Oscar

Der Weg zu den Oscars ist weit, besonders für einen deutschen Film. Als erstes muss er die Vorauswahl gewinnen, die durch eine Jury von German Films getroffen wird, der Auslandsvertretung des deutschen Films. Diese gab in München zehn Kandidaten bekannt, die um die Wahl zum deutschen Oscar-Kandidaten 2021 konkurrieren. Darunter ist die auf der Berlinale gefeierte Alfred-Döblin-Adaption "Berlin Alexanderplatz" von Burhan Qurbani, aber auch "Enfant Terrible", die Filmbiografie über Rainer Werner Fassbinder von Oskar Roehler. Gute Chancen hat auch "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" von Regisseurin Caroline Link, die bereits einen Auslands-Oscar gewonnen hat, 2003 für ihren Film "Nirgendwo in Afrika". Das mystische Liebesdrama "Undine" von Christian Petzold lief ebenfalls auf der Berlinale, das Politdrama "Und morgen die ganze Welt" von Julia von Heinz dagegen beim Festival in Venedig. Eingereicht wurden außerdem "Crescenso #makemusicnotwar" von Dror Zahavi, "Curveball" von Johannes Naber, "Ein nasser Hund" von Damir Lukacevic, "Fritzi - Eine Wendewundergeschichte" von Ralf Kukula und Matthias Brun, sowie das Musical "Ich war noch niemals in New York" von Philipp Stölzl. Am 28. Oktober wird in München bekanntgegeben, welcher von ihnen der deutsche Oscar-Kandidat wird.

11. Oktober 2020: "Wonder Woman" Gal Gadot wird Cleopatra spielen

Cleopatra ist ein Mythos, der für Macht, Schönheit und politisches Kalkül steht. Ihre Geschichte soll jetzt von Frauen erzählt werden. Das plant das Studio Paramount, das sich laut US-Medienberichten gegen Apple, Universal, Warner Bros. und Netflix durchgesetzt hat und die Rechte für einen neuen Film über die berühmte antike Königin erhielt.

Die Hauptrolle übernimmt dabei die israelische Schauspielerin Gal Gadot, die mit ihrer Hauptrolle in dem Actionfilm "Wonder Woman" hunderttausende Fans über die nahöstlichen Landesgrenzen hinaus gewonnen hat. ""Cleopatra" ist eine Geschichte, die ich schon sehr lange erzählen wollte", schrieb die 35-Jährige auf Twitter.

Mit ihr stehen zwei weitere Frauen an der Spitze des Projekts: Regie führt Patty Jenkins, die bereits 2018 für "Wonder Woman" für mehrere Preise als beste Regisseurin nominiert war, "Shutter Island"-Autorin Laeta Kalogridis schreibt das Drehbuch.

Die Nachricht über Gal Gadots Besetzung löste auch Kritik aus. So forderten einige Stimmen, die Rolle mit einer schwarzen oder arabischen Darstellerin zu besetzen. Viele wehren sich aber auch gegen die Vorwürfe mit dem Hinweis auf die komplexe Herkunftsidentität der ägyptischen Königin: Drehbuchautorin Kaogridis schrieb auf Twitter, sie sei froh endlich die Geschichte "der berühmtesten mazedonisch-griechischen Frau der Geschichte zu erzählen".

(Foto: Tobias Hase/dpa)

29. September 2020: Neuer "Bully"-Herbig-Film soll vom "Spiegel"-Skandal handeln

Michael "Bully" Herbigs geplanter Film über den Fälscherskandal beim Spiegel soll eine Mediensatire werden. Das teilte der Film-Fernseh-Fonds (FFF) Bayern am Donnerstag in München mit, der das Projekt mit 1,05 Millionen Euro fördert. Der Film soll zum Teil in Bayern gedreht werden.

Der Kinofilm, eine Produktion der Ufa, basiert auf dem Buch "Tausend Zeilen Lüge. Das System Relotius und der deutsche Journalismus" des Spiegel-Reporters Juan Moreno, der seinen Kollegen Claas Relotius der Lüge überführte. Der FFF teilte auch schon mit, wie die Protagonisten in dem Film heißen sollen: Aus Juan Moreno wird demnach Juan Romero, aus Claas Relotius der "Starreporter Lars Bogenius".

Der Spiegel hatte den Skandal Ende 2018 selbst öffentlich gemacht. Dem Magazin zufolge waren seit 2011 rund 60 Texte im Heft und bei "Spiegel Online" erschienen, die Relotius geschrieben hat oder an denen er beteiligt war. Darin hatte er zum Teil Protagonisten und Szenen erfunden. Moreno war ihm bei der Recherche zu einer gemeinsamen Geschichte auf die Schliche gekommen.

Netflix wird wegen "anstößiger" Bilder von Kindern in "Cuties" verklagt

Eine Jury im texanischen Tyler County hat eine Klage gegen den Streaming-Anbieter Netflix zugelassen. Die Jury wirft Netflix vor, "anstößige" Bilder von Minderjährigen zu verbreiten, weil auf der Plattform der Film "Cuties" gezeigt wird.

"Cuties", im franzosischen Original "Mignonnes", handelt von einem französisch-senegalesischen Mädchen in einem Randbezirk von Paris, das sich einer Tanzgruppe von Elfjährigen anschließt, die sexuell suggestive Hip-Hop-Tänze aufführen. Die Protagonistin Amy rebelliert damit gegen ihr konservatives senegalesisches Elternhaus - sie sieht, wie ihre Mutter darunter leidet, dass ihr Vater eine zweite Frau heiratet.

Der Film stellt das Tanzen in knapper Kleidung allerdings nicht als positive Befreiung dar, sondern nur als eine weiter Form der Ausbeutung von Mädchen und jungen Frauen. Am Ende des Films erkennt Amy, dass es nicht der richtige Weg für sie ist. Die französisch-senegalesische Regisseurin von "Cuties", Maimouna Doucouré, bezeichnet ihren Film als "feministisch" und "aktivistisch" gegen die Sexualisierung von Kindern gerichtet.

In der Klage steht, der Film spreche "lüsterne sexuelle Interessen" an und habe "keinen ernsthaften literarischen, künstlerischen, politischen oder wissenschaftlichen Wert".

Doucouré wurde auf dem Sundance-Filmfestival im Januar mit einem Regiepreis für ihren Film ausgezeichnet. Der Kinostart in Frankreich geschah ohne größere Skandalisierung. In den USA wurde er jedoch von konservativen Gruppen und Politikern scharf kritisiert. In Folge der Veröffentlichung auf Netflix wurde Doucouré massiv angefeindet und erhielt Morddrohungen.

Ein Sprecher von Netflix sagte zu der Klage, dass "Cuties" ein sozialkritischer Kommentar gegen die Sexualisierung von Kindern" sei. "Die Klage ist gegenstandslos und wir stehen zu dem Film."

"Dune", "The Batman": Viele Blockbuster werden erneut verschoben

Beinahe hatte man sich an die Verschiebung von Blockbustern ins kommende Jahr gewöhnt, da taucht heute diese neue Zahl auf: 2022. Bis zum Frühling des übernächsten Jahres wird es nun dauern, bis "The Batman" mit Robert Pattinson in der Rolle des Fledermausmannes in die Kinos kommt. Das gab das Filmstudio Warner Bros. bekannt. Auch die Comic-Verfilmungen "The Flash" mit Ezra Miller und "Shazam 2" wurden verschoben: von Juni 2022 auf November 2022 und von November 2022 auf Juni 2023.

"The Batman" sollte eigentlich am 1. Oktober 2021 in die Kinos kommen, jetzt ist der Filmstart für März des Folgejahres geplant. Auch die Neuverfilmung des Sci-Fi-Epos "Dune" von Regisseur Denis Villeneuve wurde verschoben. Statt dieses Jahr kurz vor Weihnachten soll er nun am "Batman"-Termin 2021 in die Kinos kommen. Auch das nächste "Jurassic Park"-Sequel, "Jurassic World: Dominion", wurde um ein Jahr auf Juni 2022 verschoben, gab Universal Pictures bekannt.

Eine Änderungen in die entgegengesetzte Richtung wurde für "Matrix 4" verkündet: Der neue Teil der "Matrix"-Saga von Lana Wachowski, in dem Keanu Reeves und Carrie-Anne Moss in die Welt des Science-Fiction-Klassikers zurückkehren, sollte eigentlich im April 2022 starten. Der neue geplante Filmstart ist schon an Weihnachten 2021.

Die meisten Änderungen im Filmkalender wurden mit coronabedingten Verzögerungen in der Produktion begründet. "Batman"-Darsteller Pattinson etwa war positiv auf Corona getestet worden, wodurch die Dreharbeiten pausieren mussten. Seit Ende September darf Pattinson wieder drehen.

Studie: Berlinale-Gründer war wichtiger Funktionär der NS-Propaganda

Der erste Leiter der Internationalen Filmfestspielen Berlin, Alfred Bauer, hat nach einer neuen Studie eine bedeutendere Rolle im nationalsozialistischen Regime gespielt als bisher bekannt.

Nach 1945 habe Bauer seine Stellung in der Filmindustrie in der NS-Zeit systematisch verschleiert, heißt es in einer von der Berlinale in Auftrag gegebenen Untersuchung des Münchner Instituts für Zeitgeschichte (IfZ). Die Erkenntnisse über Bauers Verantwortlichkeiten in der Reichsfilmintendanz und sein Verhalten im Entnazifizierungsverfahren seien bestürzend, erklärte die Geschäftsführerin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, am Mittwoch: "Durch die neuen Kenntnisse verändert sich auch der Blick auf die Gründungsjahre der Berlinale."

Der Autor der Studie, der Historiker Tobias Hof, kommt nach IfZ-Angaben zu dem Schluss, dass Bauer durch seine Tätigkeit bei der Reichsfilmintendanz einen nicht unwesentlichen Beitrag zum Funktionieren des deutschen Filmwesens während der NS-Diktatur und damit zu ihrer Stabilisierung und Legitimierung geleistet habe. Er sei über die gesamte deutsche Filmindustrie bestens informiert gewesen. Hof hatte Untersuchungen zur Geschichte des NS-Films ausgewertet und unter anderem im Bundesarchiv, der National Archives and Record Administration in Washington und der Deutschen Kinemathek recherchiert.

Russland und USA wollen Schauspieler ins All schicken

Ist das ein neues Wettrennen ins All? Sowohl in Russland als auch in den USA gibt es Pläne, einen Spielfilm auf der Internationalen Raumstation zu drehen. Im Herbst 2021 sollen Schauspieler mit einer Sojus-Kapsel zur ISS fliegen, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos in Moskau mit, die den Film zusammen mit einem staatlichen TV-Sender produzieren wird. Ziel sei es, die Raumfahrt in Russland populärer zu machen und auch den Beruf des Kosmonauten zu "heroisieren".

Eine Handlung für den Film gibt es bislang ebenso wenig wie eine Besetzung. Die Rollen sollen demnächst ausgeschrieben werden. Die Zeit drängt: Raumfahrer benötigen für ihren Einsatz auf der ISS rund 400 Kilometer über der Erde in der Regel ein monatelanges Training.

Zahlreiche Kosmonauten sagten russischen Medien am Donnerstag, dass sie keine Bedenken hätten, Schauspieler zur ISS zu schicken. Weltraumtouristen seien bereits im All gewesen, das könnten auch Schauspieler schaffen, sagte der Raumfahrer Sergej Rjasanski dem Internetportal gazeta.ru. Rjasanski war 2017 auf der ISS.

Schon im Mai war bekannt geworden, dass auch eine US-Produktion auf der ISS geplant ist. Es überrascht wenig, dass es Tom Cruise ist, der für das Projekt zur ISS reisen soll, um dort mit Regisseur Doug Liman ("Die Bourne Identität", "Edge of Tomorrow") zu drehen. Sowohl die NASA als auch das Raumfahrtunternehmen Space X von Elon Musk haben ihre Beteiligung bereits zugesagt, produzieren will Universal. Laut dem Branchenmagazin Variety ist eines der zentralen Probleme für den Film die Frage der Versicherung, unter anderem die des Hauptdarstellers Cruise. Die bislang kursierende Höhe des Budgets von mindestens 200 Millionen Dollar dürfte sehr optimistisch sein. dpa/khil

Abschlussfilm der Filmakademie Baden-Württemberg mit Studenten-Oscar ausgezeichnet

Ein Kugelfisch aus Luftblasenfolie, eine Muräne mit Autoreifenprofil, Dutzende Plastiktüten, die durchs Wasser schweben wie ein schimmernder Quallenschwarm. Der Kurzfilm "The Beauty" von Regisseur Pascal Schelbli hat in der Sparte Animation im internationalen Wettbewerb einen Studenten-Oscar gewonnen. Das teilte die Oscar-Akademie in Beverly Hills am Dienstagabend mit.

Der animierte Kurzfilm des 1987 in der Schweiz geborenen Regisseurs ist nur vier Minuten lang. Schelbli zeigt darin eine auf den ersten Blick idyllische Unterwasserwelt mit Fischschwärmen und Meeresfauna, die aber bei genauem Hinsehen von Plastikmüll durchsetzt ist. Der Film fordert dazu auf, die Verschmutzung der Meere zu beenden, die Schönheit der Ozeane zu schützen.

Schon häufiger gingen Studenten-Oscars an Absolventen deutscher Hochschulen. 2017 etwa setzten sich die Kurz-Doku "Galamsey" von Johannes Preuss (Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg) und der Kurz-Spielfilm "Watu Wote/All of Us" von Katja Benrath (Hamburg Media School) gegen die internationale Konkurrenz durch. Mit den Trophäen ehrt die Akademie seit 1972 Auslands-Regisseure und junge Talente von Filmhochschulen in den USA.

In diesem Jahr reichten 207 amerikanische und 121 internationale Hochschulen knapp 1500 Beiträge ein. 18 Studenten seien nun als Preisträger in sieben Film-Kategorien ausgewählt worden. Die Arbeiten sollen am 21. Oktober in Los Angeles in einer virtuellen Zeremonie gewürdigt werden. Die Gewinner können ihre Filme auch für den Oscar-Wettbewerb im Jahr 2021 einreichen. dpa/khil

"Batman"-Dreaharbeiten wegen Corona-Fall gestoppt - Robert Pattinson soll sich infiziert haben

Die Dreharbeiten zu "The Batman" in England sind wegen eines positiven Covid-19-Tests am Set gestoppt worden. Ein Mitglied des Produktions-Teams sei positiv getestet worden und befinde sich nun in Quarantäne, erklärte eine Sprecherin von Warner Bros. "Die Dreharbeiten wurden vorübergehend eingestellt." Warner Bros. machte keine Angaben über die infizierte Person. Laut Informationen des Branchenmagazins Variety handelt es sich aber um den Hauptdarsteller Robert Pattinson.

Die "Batman"-Dreharbeiten mit dem britischen "Twilight"-Star in der Hauptrolle waren im Januar unter der Regie von US-Regisseur Matt Reeves ("Planet der Affen") angelaufen, dann aber wegen der Corona-Pandemie Mitte März ausgesetzt worden. Erst diese Woche wurden die Filmaufnahmen in dem Studio Leavesden in der Nähe von London wieder aufgenommen. Der Film soll im Oktober 2021 in die Kinos kommen.

Trailer für den neuen Batman-Film mit Robert Pattison

Wie grausig dieses Geräusch ist - und wie falsch in diesem Setting: Das Gaffer-Tape, das der Mörder von seiner Rolle reißt, klingt nicht nach Klebeband. Mehr wie das Wetzen von Krallen. Ein peinigendes Geräusch, das durch die holzgetäfelte Herrschaftlichkeit des Raums hallt. Es passt hier nicht her. Klar: Gaffer-Tape wird überall dort benutzt, wo etwas gerissen ist in der Welt. Aber es wird doch eher dort rumgewickelt, wo die Dinge eilig und provisorisch geflickt werden müssen - nicht dort, wo prunkvolle Ledersessel stehen.

Im Trailer zum neuen "Batman"-Film wird es um den Kopf einer Leiche gewickelt und auf dem vogelscheuchigen Antlitz, das das ergibt, steht in roten Großbuchstaben "NO MORE LIES" - keine Lügen mehr. Dann startet eine Neubearbeitung von Nirvanas paranoidem Song "Something In The Way". Viel Beklemmung für gerade mal 19 Sekunden.

Es ist schließlich tatsächlich etwas aufgerissen in dieser Welt. Leider ist es seit einiger Zeit womöglich die Welt selbst - zerteilt irgendwo an diesen Fragen entlang: Wer lügt? Wer sagt die Wahrheit? Und vor allem: Welche Instanzen dürfen das beurteilen?

Der gut zweiminütige Clip, der beim "DC FanDome"-Event am vergangenen Wochenende Premiere feierte, ist insofern klug gemacht - und brillant klug geschnitten. Regisseur Matt Reeves konnte nämlich noch nicht auf das ganze Filmmaterial zurückgreifen. Die Produktion war im Januar in London gestartet, wurde Anfang März aber wegen der Coronavirus-Pandemie vorübergehend unterbrochen. Was man trotzdem sieht, ist unter anderem Robert Pattinson als Batman/Bruce Wayne, Colin Farrell als entstellter Pinguin und Zoë Kravitz als Catwoman. Außerdem eine Welt, in der einstige Instanzen offenbar schwerstbeschädigt sind.

Die Titelseiten von Zeitungen sind da an eine Wand gepinnt. Irgendwer hat auch auf sie das Wort "Lügen" geschmiert. Ein Auto rast in eine Menschenmenge. Reporter gieren nach Statements. An den Tatorten sind naive, mysteriöse Nachrichten an Batman hinterlassen. "Bist du Gerechtigkeit?", fragt eine immer stärker verfremdete Stimme. "Bitte, lüg mich nicht an!"

Batman sei in seiner Version "eine wachsende Legende", aber "noch kein Symbol der Hoffnung", sagte Matt Reeves laut Entertainment Weekly auf dem FanDome-Event über seine Titelfigur. Und: "Er ist weit davon entfernt, perfekt zu sein." Eines der Dinge, mit denen er sich befassen müsse, sei, "wie er wahrgenommen wird".

"Was zum Teufel bist du denn?!", fragt der Anführer eine Gang mit weißgeschminkten Gesichtern. "Ich bin Vergeltung!", sagt Batman - nachdem er ihn extrem brutal zusammengeschlagen hat. "Du bist auch ein Teil davon", prophezeit die verfremdete Stimme. "Inwiefern bin ich das?", fragt Batman. "Wirst du noch sehen." Der Film soll im kommenden Jahr in die Kinos kommen. Im Trailer ist das Datum "?0?1" geschrieben.

Trailer für den neuen Coppola-Film "On The Rocks"

Sofia Coppola und Bill Murray und New Yorker Pfützen und Musik von Phoenix: Eine schöne Überraschung in der an Überraschungen gerade eher armen Kinowelt ist der Trailer zu Sofia Coppolas neuem Film. Für "On The Rocks" hat sich die mit dem Oscar ausgezeichnete Regisseurin ("Lost in Translation") mal wieder Bill Murray als einen der Hauptdarsteller ausgesucht. Zuletzt hatten Coppola und Murray im Netflix-Weihnachtsfilm "A very Murray Christmas" (2015) zusammengearbeitet.

Bill Murray spielt in "On The Rocks" einen alten Lebemann, der von seiner Tochter (gespielt von Rashida Jones) um Hilfe gebeten wird, weil sie ihren Ehemann verdächtigt, sie zu betrügen. Sofia Coppola hat schon in "Somewhere" ein feinfühliges Gespür für Vater-Tochter-Beziehungen bewiesen, der neue Film greift den Topos in einem anderen Setting mit neuen Protagonisten in einer späteren Lebensphase wieder auf. Die Musik zum Film kommt unter anderem von Sofia Coppolas Ehemann, Phoenix-Frontmann Thomas Mars. "On The Rocks" soll im Oktober bei Apple TV+ erscheinen.

Kinos flehen um Hilfe

Die mittelständischen Kinos in Deutschland bangen wegen Corona um ihre wirtschaftliche Zukunft. "Ohne staatliche Finanzhilfen kann ein großer Teil der deutschen Filmtheater die aktuelle Krise nicht überleben", teilten die Kinobetreiber mit. Durch die Schließung der Kinos Mitte März und die nur zögerliche Wiedereröffnung seit Mitte Mai verzeichneten alle Kinobetreiber massive Umsatzeinbrüche und befänden sich in einer teils dramatischen Liquiditätssituation. "Zahlreiche mittelständische und familiengeführte Filmtheaterunternehmen sehen deshalb ihr Lebenswerk bedroht."

In einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters fordern sie wirtschaftliche Hilfen sowie einen Kinogipfel. "Ohne die Unterstützung der Bundesregierung wird es in Deutschland bald keine Filme, keine Besucher und keine Kinos mehr geben", heißt es in dem Schreiben. Viele Arbeitsplätze seien bedroht. Zudem seien die Folgen für das kulturelle Leben und die Belebung der Innenstädte irreversibel.

Den Brief unterzeichneten 68 Unternehmen, die nach eigenen Angaben für rund 1300 Leinwände in Deutschland stehen und damit einen Marktanteil von 40 Prozent repräsentieren. dpa

"Mulan" kommt in die chinesischen Kinos

Disneys lang erwarteter und wegen der Coronakrise immer wieder verschobener Blockbuster "Mulan" bekommt nun offenbar doch einen Kinostart in China. Ein offizielles Datum steht zwar noch nicht fest, aber der Film sei für den Start freigegeben, gab der Disneykonzern am Montag bekannt.

Eine Woche zuvor hatte Disney verkündet, dass man "Mulan" in den meisten Ländern der Welt nur über den neuen Streamingdienst des Konzerns, Disney Plus, wird sehen können - für eine Rekordgebühr von etwa 30 US-Dollar. Diese Entscheidung wird als Test für ein teures Streamingmodell gesehen, aber auch als Bedrohung für die Kinoketten, die ohne Corona wesentlich stärker dagegen protestiert hätten, dass einer der größten Blockbuster des Jahres an ihnen vorbeigeschleust wird.

In China wird Disney Plus voraussichtlich erst von 2021 an verfügbar sein, die Kinos in einem der wichtigsten Kinomärkte der Welt sind jedoch schon seit Ende Juli wieder geöffnet. Wie wichtig dieser Markt gerade für "Mulan" ist, einen Film, der auf einer uralten chinesischen Volksballade beruht, war an der bemüht poetischen Formulierung zu sehen, mit der Disney den bevorstehenden Start auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo verkündete: "Wenn die Magnolie sich öffnet, wird sie ihrem Ruf gerecht und kommt wie versprochen." khil

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