Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Renée Zellweger macht Judy Garland im gleichnamigen Biopic alle Ehre - und in "Shadow" von Zhang Yimou entwickelt sogar die Ironie ihr eigenes Pathos.

Von den SZ-Kinokritikern

1 / 8

3 Engel für Charlie

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Quelle: Sony

In den USA ist Elizabeth Banks' "3 Engel für Charlie" übel gefloppt. Das leuchtet schon ein, denn "Neuauflage der Neuauflage einer Fernsehserie aus den Siebzigern" klingt nicht besonders aufregend. Dabei ist Banks eine kurzweilige Actionkomödie gelungen, die vor allem dank des charismatischen Ensembles (Kristen Stewart!) unterhält, und deren "Girlpower"-Feminismus so optimistisch ist, dass man an ihn glauben möchte.

Jan Jekal

2 / 8

Jeanne d'Arc

Jeanne d'Arc

Quelle: Les Films du Losange

In "Jeanette" war sie ein Kind, im zweiten Teil von Bruno Dumonts Diptychon über die französische Nationalheldin (Lise Leplat Prudhomme) kämpft sie gegen die Engländer, bevor ihr der Prozess gemacht wird. Die abstrakte Leere der Dünen und der Kathedrale sowie das gewollt übertriebene Schauspiel zerstören jeden langweiligen Naturalismus und erheben die Ungeschicklichkeit zum obersten Zeichen für Authentizität.

Philipp Stadelmaier

3 / 8

Judy

Kinostart - 'Judy'

Quelle: dpa

Rupert Goolds Biopic über die große Sängerin und Entertainerin Judy Garland hat eine große Schwäche und eine große Stärke: Unglücklich ist der Fokus auf ihr letztes Lebensjahr (vor einer versehentlichen Tablettenüberdosis 1969), als sich Karriere und körperliche Verfassung bereits im freien Fall befinden und sie während eines Engagements in London versucht, die Magie der alten Tage noch einmal aufleben zu lassen. Renée Zellweger verkörpert diese dauerdeprimierte Garland aber mit einer aufregenden, manischen Energie und feinen Gespür für deren Manierismen. Sie singt selbst - und macht Garland dabei alle Ehre.

Annett Scheffel

4 / 8

Knives Out - Mord ist Familiensache

Kinostart - 'Knives out - Mord ist Familiensache'

Quelle: dpa

Ensemblefilme in Agatha-Christie-Aufmachung gibt es zuhauf - herrschaftliches Familienanwesen, eine Leiche, alle sind verdächtig. Mit seiner Detektivgeschichte "Knives Out - Mord ist Familiensache" verpasst Rian Johnson dem angestaubten Format ein doppelbödiges Update, das einer interaktiven Partie "Cluedo" gleicht. Mit cooler Gelassenheit verwebt er die Krimihandlung mit Sozialsatire. Der All-Star-Cast ist mit brillanten Effekten gegen den Typ besetzt, allen voran Daniel Craig als süffisanter Privatdetektiv.

Sofia Glasl

5 / 8

Miles Davis - Birth of the Cool

Miles Davis

Quelle: Piece Of Magic Entertainment

Für Zuschauer, die sich bisher kaum mit dem Jazz-Avantgardisten, Trompeter und Bandleader beschäftigt haben, bietet Stanley Nelsons Dokumentarfilm einen reichhaltigen, weitgehend chronologischen Einblick: umfangreiches Archivmaterial, Studio-Outtakes, sehr viele Interviews mit Wegbegleitern; dazu zitiert Carl Lumbly mit heiserer Stimme aus Davis' Autobiografie. Über den Menschen und Künstler erfährt man viel. Für die Musik aber - dafür, was sie abseits der mit Worten erfassbaren Bereiche mit den Zuhörern macht - lässt der Film trotz zwei Stunden Laufzeit erstaunlich wenig Raum.

Annett Scheffel

6 / 8

Shadow

Shadow

Quelle: Constantin

Es regnet wie in "Rashomon", die chinesischen Reiche sind kalt und matschig, die Herrscher kämpfen um die großen Städte, mit eher fiesen Methoden. Der eine bietet dem Sohn des anderen seine Schwester als Frau an, der würde sie nehmen, aber nur als Konkubine. Der Dolch, den er als Geschenk dafür schickt, kriegt er am Ende von ihr persönlich retour. Im Untergrund gibt es böses Doppelspiel und listige Doppelgänger, die "Schatten" der Befehlshaber. Das Labyrinth der Macht ist transparent und deshalb besonders undurchdringlich. Ein kühner Streich von Zhang Yimou, mehr Shakespeare (wie beim Kollegen Kurosawa) als östliche Heldensage, wo sogar die Ironie ihr eigenes Pathos hat - wenn eine Phalanx eiserner Regenschirme zum Angriff wirbelt.

Fritz Göttler

7 / 8

Thomas und seine Freunde

Thomas

Quelle: Gullane (Thomas) Limited

Thomas ist nur eine kleine Dampflok, trotzdem lässt er sich von einem rüpeligen Rennauto überreden, auf Weltreise zu gehen. Afrika, Brasilien, USA, China: Thomas, den man bisher vor allem aus der TV-Serie kannte, kommt bei David Stoten ordentlich rum, und er findet in der Lok Nia eine neue Freundin. Allerdings braucht es zahlreiche Lektionen, bis Thomas begreift, dass es zusammen wirklich besser geht als alleine. Hobby-Eisenbahnern im Vorschulalter mag das viele An- und Abkuppeln dennoch gefallen.

Ana Maria Michel

8 / 8

Una Primavera

Una Primavera

Quelle: Fugu Filmverleih

Primavera heißt nicht nur "Frühling" auf Italienisch, sondern ist auch der Familienname der jungen Filmemacherin, die ihre Mutter bei ihrem so schmerzhaften wie radialen Neubeginn mit der Kamera begleitet: Nach 40 Jahren verlässt Fiorella ihren gewalttätigen Ehemann und beantragt die Scheidung. Valentina Primavera zeigt in ihrer ergreifenden Doku die verzweifelte Suche einer Frau nach Freiheit und Selbstbestimmung und führt die brutalen Auswirkungen einer zutiefst patriarchalisch verwurzelten Gesellschaft in vor Augen.

Anna Steinbauer

© SZ vom 02.01.19/cag
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