Kino:Flamenco mit La Chana

Flamenco
(Foto: temperclayfilm)

Von Fritz Göttler

Antonia Santiago Amador ist ihr Name, aber man kennt sie als La Chana, die große Flamencotänzerin der Sechziger und Siebziger. Auch im neuesten Flamencofilm, "Impulso" von Emilio Belmonte, der diese Woche in den Kinos anlief, hat sie einen unvergesslichen Auftritt.

Immer wieder wird der Flamenco im Film gefeiert, er ist vielleicht - wie der Jazz - selbst schon Kino, ganz Bewegung, Rhythmus, Musik. "Impulso" erzählt von der jungen Rocío Molina, wie sie ihren eigenen, eigenwilligen Stil sucht, mit ihren jungen Musikern Klänge und Schritte entwickelt, ihre Performances vorbereitet, immer wieder mit Extravagantem experimentiert. Auf einer Bühne am Hafen wird sie in einem schwarzen Kleid mit Schleppe zur Raupe, in einem Studio zeichnet sie mit ihrem in Farbe getauchten Körper Ornamente und Figuren auf den Grund. Und dann kommt, bei einem Auftritt in Sevilla, die Begegnung mit La Chana.

Wo ist meine Chana, die Königin, fragt Rocío, als sie einen Garderobengang entlanggeht. Da tut sich eine Tür auf, die beiden Frauen umarmen sich. "Gott segne dich", sagt La Chana, alt und würdevoll, "ich bin hier aus Liebe zu dir." Sie kann nicht mehr im Stehen tanzen, setzt sich also auf einen Stuhl auf der Bühne, die Musik beginnt, La Chana bewegt kraftvoll die Arme und Füße. Es reißt sie.

Vor einem Jahr hat es einen Film gegeben über La Chana, er ist inzwischen auch auf DVD erschienen, "Mein Leben - Ein Tanz", von Lucija Stojevic, in dem La Chana von ihrer Karriere erzählt - auch vom großen Fan Peter Sellers, der sie für den Film "The Bobo" holte, in dem er einen täppischen, aber für die große Show entflammten Stierkämpfer spielt, mit jener naiven Sellers-Selbstgewissheit, die eines Don Quijote würdig ist.

Der Flamenco verliert bei Rocío Molina und La Chana jeden billig folkloristischen Beiklang, er zeigt sich als existenzielle Körperkunst, die selbstbezogen und konzentrisch wirkt. Aber immer sind die Bewegungen der Flamencofrauen nach außen gerichtet, an die Männer auf der Bühne und an das Publikum. La Chana beginnt zögernd, tastend, aber innerhalb von Sekunden ist sie in einer fantastischen Ekstase. Das ist Impulso, der Körper spricht, ohne den Umweg über den Intellekt. Ein Tanz, hieß es in einer Kritik, "am Abgrund des Schweigens".

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