Die Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

"Bumblebee" bietet mehr als "Transformers"-Action. Und der Thriller "Bird Box" ist nur mit Augenbinde zu ertragen - aber nicht, weil er so spannend wäre.

Von den SZ-Kinokritikern

Aquaman

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(Foto: AP)

Die Superhelden sind müde. Sie sind es müde, in zweistündigen überlangen Plots verwurstet zu werden (Regie: James Wan); gewiss, sie haben sehr viele Muskeln und können unter Wasser atmen, aber das reicht einfach nicht, um mehrere Stunden Film zu füllen. Ohne guten Plot die Welt retten, ist ermüdend. Vielleicht, so denken die Superhelden, wäre es besser, wenn die Welt untergeht, und mit ihr alle ermüdenden Plots. BUM. ZACK. Vorbei. Endlich, endlich Frieden. Oder doch nicht? Teil 15 wird es zeigen.

Bird Box

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(Foto: dpa)

Pünktlich zum Jahresende lässt Susanne Bier die Welt untergehen. Und bei der Welt, die sie in ihrem mauen Horrorthriller zeichnet, ist es wirklich nicht schade drum. Menschen sind hier Klischees auf zwei Beinen. Und wenn diese Klischees ihre Augen öffnen, begehen sie Selbstmord, weil eine unsichtbare Macht sie dazu zwingt. Sandra Bullock verbindet sich deshalb die Augen. Auch als Zuschauer wünscht man sich sehr bald eine Augenbinde (ab 21. 12. auf Netflix).

Bumblebee

3 / 7
(Foto: AP)

Kaum ist Zerstörungs-Auteur Michael Bay mal nicht mit dabei, macht ein "Transformers"-Film auf einmal Spaß. Die Kloppereien zwischen riesenhaften Autorobotern, als selling point der Marke leider unverzichtbar, halten sich in diesem Prequel nämlich in Grenzen. Travis Knights Film ist hauptsächlich eine in den Achtzigern spielende Coming-Of-Age-Geschichte, mit Hailee Steinfeld als cooler Protagonistin.

Mary Poppins' Rückkehr

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(Foto: dpa)

Es muss Rob Marshall einigen Mut abverlangt haben, der legendären Mary Poppins einen zweiten Teil zu verpassen - aber sein Film hat den richtigen Geist. Das magische Kindermädchen kommt zurück, um den Banks-Kindern unter die Arme zu greifen, die inzwischen erwachsen sind und noch größere Probleme haben als einst ihr Vater. Die Lieder sind nicht so gut wie 1964, aber Emily Blunt ist eine erstaunlich würdige Nachfolgerin für Julie Andrews (s. SZ vom Mittwoch).

Die Poesie der Liebe

5 / 7
(Foto: dpa)

Als ein Schriftsteller stirbt, blickt seine Witwe Sarah auf mehr als vier gemeinsame Jahrzehnte zurück: eine Amour fou, in der gestritten, betrogen und heiß geliebt wird, die sich verändert und trotzdem bleibt. Das Drehbuch kommt von den Hauptdarstellern: Nicolas Bedos und Doria Tillier, auch im wahren Leben ein Paar, inszenieren ihre Chronik dieser langen, komplizierten Liebesgeschichte auf eine wunderbar französische Art - zwischen leichtem Humor und der Bösartigkeit gekränkter Gefühle - und erzählen dabei auch vom Ausbeutungsverhältnis großer Literaten zu ihrer Umgebung.

Die Scheiderin der Träume

6 / 7
(Foto: Copyright Neue Visionen Filmverleih)

Ratna ist eine junge Witwe, die vom Land nach Mumbai zieht, um als Dienstmädchen eines wohlhabenden Mannes zu arbeiten und nebenbei für eine Ausbildung zur Modedesignerin zu kämpfen. Die unmögliche Liebe, die dabei über alle Grenzen des rigiden Kastensystems hinweg entsteht, hätte das Zeug zum kitschigen Bollywood-Musical, ist im Regiedebüt von Rohena Gera aber eine leise, wahrhaftige Geschichte über Gefühle, die sich ganz behutsam ihren Weg bahnen. Eine Aschenbrödel-Geschichte, nicht als realitätsfernes Märchen, sondern als eindringliches Plädoyer für einen Wandel der indischen Gesellschaft, weshalb der blumige deutsche Verleihtitel im Kontrast zum schlichten "Sir" des Originals auch fast schon an Verrat grenzt.

Westwood

7 / 7
(Foto: Copyright Pierre Verdy)

Das sieht man im Selbstdarstellungszirkus des Modegeschäfts auch nicht oft, dass eine Fashion-Ikone im fliederfarbenen Samt-Fauteuil sitzt und unwirsch an der Kamera vorbeigrantelt: Es könne sich ja wohl nicht ernsthaft jemand für dieses langweilige Leben interessieren! Und über Malcolm McLaren und die Sex Pistols zu reden, dazu hat sie schon gar keine Lust! Vivienne Westwood ist eben eine echte Marke, in vieldeutigem Sinn. In ihrem Langfilmdebüt portraitiert Lorna Tucker die quecksilbrige Modedesignerin im Wechsel zwischen Rückblenden, Interviews und Modeschauen, zwischen glorreicher Punkhistorie und dem Ringen um Integrität in einem expandierenden Imperium.

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