Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen – und welche nicht

Lesezeit: 4 Min.

Muss mal wieder vor die Tür: Uwe Ochsenknecht (rechts) in "Die Ironie des Lebens". (Foto: Warner Bros.)

Die französische Hit-Komödie „Was ist schon normal“, der Horrorthriller „New Life“ und die Liebesgeschichte „Die Ironie des Lebens“: Die Starts der Woche in Kürze.

Von Fritz Göttler, Kathleen Hildebrand, Doris Kuhn, Florian Kaindl, Martina Knoben, Philipp Bovermann, Josef Grübl

Bleib am Ball – egal was kommt!

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Fritz Göttler: Ajax, Ajax, ruft Dylan immer wieder, und sein Vater hält energisch dagegen: Nein, Feyenoord … Natürlich ist auch Dylan im Grunde seines Herzens für die Fußballer von Feyenoord Rotterdam, die niederländischen „Sechziger“ gewissermaßen, nicht für den Super-Reichen-Club Ajax. Aber in ihm steckt verzweifelter Widerspruchsgeist, er wollte Profifußballer werden, ein Auto fuhr ihn an, nun ist er gelähmt, sitzt im Rollstuhl. Der erste Film von Camiel Schouwenaar erzählt wunderbar unsentimental, wie schwer es ist, seine Träume loszulassen, und wie schnell man dabei anfängt, unfair und fies zu werden. Sogar die Freundschaft mit seinem Kumpel Youssef, dem eine große Fußballkarriere winken könnte, gefährdet Dylan. 

Die Ironie des Lebens

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Kathleen Hildebrand: Kann man nur schätzen, was man endgültig zu verlieren droht? Der Komiker Edgar (Uwe Ochsenknecht) führt ein einsames Star-Leben, bis ihm seine Ex-Frau Eva (Corinna Harfouch) eröffnet, dass sie bald sterben wird. Krebs, unheilbar. Und plötzlich passiert etwas in diesem Narzissten, er bekommt Angst, wird weicher. Markus Goller inszeniert das mit viel emotionaler Wucht, mit einigen Geschlechterklischees – die therapierende Frau –, aber auch mit tollen Bildern. Das Ex-Paar am Strand von Sylt, Eva steht ein letztes Mal im Rapsfeld. Der Höhepunkt: Harfouch und Ochsenknecht, die zusammen am Klavier „Halt dich an deiner Liebe fest“ singen.

Die vollständige Rezension zum Film lesen Sie hier.

Die Schule der Frauen

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Martina Knoben: Stücke von Männern über Männer, inszeniert von Männern. Arbeitsumstände, die Familie und Beruf kaum vereinbar machen. Dazu verbale und körperliche Übergriffe: Das Theater ist kein Ort der Gleichberechtigung. Die Erfahrungen der Schauspielerinnen und Regisseurinnen, die Marie-Lou Sellem in ihrem Regiedebüt sammelt, sind kaum überraschend. So konkret und gebündelt machen sie dennoch wütend. Besonders ärgerlich: dass ältere Frauen auf den Bühnen fast nicht vorkommen. Was da fehlt, an Erfahrung, Ausstrahlung und – ja, auch das – an Körperlichkeit, machen die tollen Frauen in dieser Doku deutlich, darunter Karoline Eichhorn, Jacqueline Kornmüller, Katharina Linder oder Kerstin Weiß. 

Ellbogen 

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Philipp Bovermann: Als 2017 der Roman „Ellbogen“ von Fatma Aydemir erschien, las er sich wie ein Faustschlag ins Gesicht eines Landes, das sich immer noch sehr über seine eigene Großherzigkeit gegenüber Fremden freute, während bereits allenthalben alter Rassismus zu köcheln begann. Hazal, 18, türkischstämmig, auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz, schubst einen biodeutschen Studenten, der sie belästigt, auf die Gleise der Berliner U-Bahn. „Die Kartoffel“ stirbt, Hazal bereut nichts. Aslı Özarslans Verfilmung ist nun Ware für den Deutschunterricht, sie fügt der Vorlage nichts Entscheidendes hinzu, weshalb sich die Geschichte heute seltsam gestrig anfühlt – wie ein Relikt der Zeit, als Rassismus noch latent und nicht Programm einer politischen Massenbewegung war.

New Life

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Fritz Göttler: Elsa Gray steht am Ende ihrer FBI-Dienstzeit. Ihr letzter Auftrag: das Mädchen Jessica jagen, das auf dem Weg zur kanadischen Grenze ist, gesucht wegen Mordes. Elsa hat ALS, ihr Körper wird von Lähmung bedroht, und sie wurde als kranke Frau ganz bewusst für diesen Job ausgewählt, denn Jessica ist aus einer Krankenstation geflohen und trägt ein schreckliches Virus in sich, schlimmer als Ebola. John Rosmans Film ist eine ungemein dichte, herzzerreißende Geschichte aus einem Amerika, das für Freiheit und Neubeginn steht, ganz in der Tradition der Zombie-Americanas von George A. Romero. Zwei Frauen, die nichts wollen, als die Welt sehen. Aber sie haben eine skrupellose Pharmaindustrie und eine willfährige Politik gegen sich.

RocknRoll Ringo

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Florian Kaindl: Ständig muss Ringo (Martin Rohde) Schläge einstecken, vor allem verbal. Dass der schweigsame Gerüstbauer auch austeilen kann, zeigt sich erst, nachdem er seinen Job verloren hat und auf der Kirmes als Boxer anfängt. Davon will er den Urlaub mit seiner gehörlosen Tochter finanzieren. Dominik Galizia hat Rohde schon als Hauptdarsteller für „Heikos Welt“ (2021) besetzt, damals noch als Darts-Spieler, und schließt jetzt gewissermaßen an den Vorläufer an. Auf seiner Heldenreise im Ruhrgebiet gerät Ringo an Menschen, die so sind wie der Pott selbst: rau, herzlich, direkt, laut, manche auch aggressiv oder kriminell. So entwickelt sich die märchenhaft bunte Story vom Underdog, der immer wieder aufsteht, zum knallharten Gangsterfilm.

Something in the Water

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Doris Kuhn: Fünf ehemalige Freundinnen treffen sich in der Karibik wieder. Bei einem gemeinsamen Ausflug mit einem kleinen Boot kentern sie, und schon kreisen die Haie. Blutiger Horror wird dabei von Hayley Easton Street eher vernachlässigt, stattdessen besprechen die Frauen beim stundenlangen Wassertreten hauptsächlich ihre alten Konflikte. Viel mehr bleibt ihnen auch nicht übrig, da die Möglichkeit zur Selbstverteidigung, eigentlich spannendster Faktor im Survival-Genre, hier so weit reduziert wird, dass nur der Zufall Rettung bringen kann. Wie schade.

Üben üben üben

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Doris Kuhn: Eine Trompeterin bekommt einen Termin zum Vorspielen an der Oper in Oslo, dort muss sie von den Lofoten aus hin. Fünf Tage Zeit und eine 1500-Kilometer-Distanz bilden den Rahmen für ein Roadmovie, das sich der Fortbewegung durch Trampen widmet: Die junge Frau ist überzeugte Klimaschützerin, sie will nicht fliegen, sie verlässt sich auf die Freundlichkeit von Fremden. Man erkennt, wie viel Mut das tatsächlich erfordert, parallel spielt sie ihr Instrument in Steinbrüchen, Wildbächen, Boxstudios. Laurens Pérol hält seinen Film kühl und realistisch, gerade deswegen wird man sofort mitgerissen von der Unvernunft einer Frau mit konsequenter Haltung.

Was ist schon normal?

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Josef Grübl: Witze über Behinderte? Schwierig. Witze mit Behinderten? Unbedingt! Findet der französische Comedian Artus, der in seinem Regiedebüt einen Juwelendieb spielt. Auf der Flucht vor der Polizei hüpft er in einen Bus voller Menschen mit Behinderung und fährt mit ihnen in die Ferien. Er imitiert deren Tonfall und Gang, sein ebenfalls fliehender Vater gibt sich als Betreuer aus. Das hat man alles so ähnlich schon einmal gesehen, allerdings selten so gelungen: Die Figuren sind liebenswert, das Tempo stimmt, die Gags sitzen. Eine inklusive Feelgood-Komödie mit Breitenwirkung – in Frankreich wurden mehr als zehn Millionen Kinotickets verkauft.

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