Neu in Kino und Streaming:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Lesezeit: 4 min

Geiselnahme, Verschleppung, Erpressung und ein bisschen Dschungelkamp. Gerard Butler im Actionknaller "Plane". (Foto: Kenneth Rexach/AP)

Tom Hanks muss von seiner Lebensmüdigkeit geheilt werden, und Gerard Butler kämpft sich durch den Dschungel - die Kinowoche in Kurzrezensionen.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Aus meiner Haut

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Annett Scheffel: Wie fühlt sich das an, in einer fremden Haut zu stecken? Diese Frage nimmt Regisseur Alex Schaad in seinem Spielfilmdebüt wortwörtlich: Auf einer Insel tauschen zwei Paare mithilfe einer geheimnisvollen Technik ihre Körper, mit dabei ist auch Schaads Bruder Dimitrij. Das Drama ist ein faszinierendes Zwitterwesen: Science-Fiction ist das Ganze höchstens ein bisschen. Und auch kein Körpertausch-Klamauk, aber durchaus humorvoll. Am ehesten vielleicht ein ruhig entwickeltes, aber emotional erzähltes Gedankenspiel über Körper und Identität. Und zu guter Letzt auch ein sehenswerter Liebesfilm - über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Partnerschaft.

Bulldog

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Fritz Göttler: Der Junge zieht sich aus und schiebt sich zwischen die zwei Frauen ins Bett, mit größter Selbstverständlichkeit. Es ist sein angestammter Platz, mit der Frau zu seiner Linken lebt er zusammen, sie haben gemeinsam gealbert, Verstecken gespielt, gejobbt, Zimmer geputzt, sich durchgeschummelt, in einem Ferienresort auf einer spanischen Insel. Bruno (Julius Nitschkoff) ist eben einundzwanzig geworden, Toni (Lana Cooper aus "Love Steaks") ist fünfzehn Jahre älter - sie ist seine Mutter. Sie hat all die Momente von Unreife, die man am Coming-of-age im Kino liebt, naive Unberechenbarkeit und gedankenlose Unzuverlässigkeit - und nun hat sie plötzlich eine andere Beziehung gefunden, die zweite Frau im Bett ... Es ist der Abschlussfilm von André Szardenings an der Internationalen Filmschule Köln, ein flirrender Wirbel von Gefühlen und der lust- und schmerzvollen Suche nach Freiheit.

Concerned Citizen

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Josef Grübl: Die eigene Wohnung haben sie, den Saugroboter auch. Fehlt nur noch ein Kind. Dazu laufen ebenfalls Vorbereitungen, Raz und Ben schauen sich online nach einer Leihmutter um. Das schwule Familienidyll wird höchstens von den vielen Junkies, Obdachlosen und Ausländern in ihrem Viertel in Tel Aviv gestört. Doch zum Glück gibt es Türcodes und ein Bürgertelefon! Idan Haguel erzählt eine Geschichte über Gentrifizierung, Fremdenfeindlichkeit und Polizeigewalt, sein Film ist Hipster-Studie, Gesellschaftssatire und Schuld-und-Sühne-Drama in einem.

Daniel Richter

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Philipp Stadelmaier: Konturloses Porträt von Pepe Danquart über den hippen deutschen Starmaler Daniel Richter, den man viel beim Malen und noch mehr beim Reden zuschauen darf. Die ausgestellte "Bescheidenheit" Richters und die Betonung einer "politischen" Dimension seines Schaffens verschwinden hinter einer distanzlosen Faszination für eine elitäre, pseudoreflektierte Kunstwelt und deren Marktmechanismen. Ein Film wie ein Katalog, ein Merchandising-Produkt, ohne eigenen Blick und eigenen Diskurs.

Die Frau im Nebel

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Tobias Kniebe: Ein Bergsteiger, allein unterwegs, stürzt vom steilsten Kletterfelsen Koreas. Tragisch, aber eigentlich völlig unverdächtig. Warum nur vermutet Kommissar Hae-joon einen Mord und beschattet wochenlang die Witwe? Weil Park Chan-wook eigentlich eine unerfüllbare Liebesgeschichte erzählen will, die sich zwischen dem Kommissar und der Verdächtigen entspinnt - in schwelgerischen Anklängen an seinen persönlichen Erweckungsfilm, Hitchcocks "Vertigo". Das ist schön, dafür schwört er sogar seinen früheren Gewaltexzessen ("Oldboy") hier ab. Nur leider wird der Film von seiner überlangen Kriminalgeschichte erdrückt, die gleichzeitig herausfordernd wirr und erzählerisch schlampig ist.

Human Flowers of Flesh

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Fritz Göttler: Eine junge Frau (Angeliki Papouila) und fünf Männer auf einem Segelboot im Mittelmeer, ein hypnotischer Traum vom Aufbruch und vom Unterwegssein, nicht zielgerichtet, von Sonne und Wasser und Weite, von versteinerten Geheimnissen unter Wasser. "Da ist etwas Generöses und Schönes in ihrer spontanen Interaktion", sagt Regisseurin Helena Wittmann, "wie sie Momente miteinander teilen ..." Das Rückgrat des Films ist die französische Fremdenlegion, ihr Mythos, ihre alte Kaserne in Sidi Bel Abbès gibt das Ziel vor. "Adieu, gutes altes Europa", heißt es in ihrem Lied, "möge der Teufel dich holen ... Wir vergessen nie und nimmer ein Unheil, eine Schande, eine Frau, die wir geliebt ..." Am Ende taucht dann tatsächlich Denis Lavant auf, der legendäre Legionär aus "Beau Travail" von Claire Denis, und jongliert mit rohen Eiern. Wenn man keinen Wohnsitz hat, ist man auf einer runden Erde am besten aufgehoben.

The Lost Souls of Syria

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Martina Knoben: 2014 schmuggelte ein syrischer Militärfotograf mit dem Decknamen Caesar Zehntausende Bilder getöteter Folteropfer außer Landes. Stéphane Malterre und seine Co-Autorin und Beraterin Garance Le Caisne verfolgen über fünf Jahre die Versuche von Angehörigen der Opfer und Aktivisten, die Verbrechen des syrischen Regimes strafrechtlich zu verfolgen, auch Caesar kommt ausführlich zu Wort. Der Film ist ein wichtiges Dokument der Grenzen - und Möglichkeiten! - der internationalen Justiz und mit Blick auf die Ukraine hochaktuell.

Ein Mann namens Otto

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Anke Sterneborg: Aus dem Schweden Ove wird der Amerikaner Otto, und aus den quirligen iranischen Nachbarn werden mexikanische. Otto ist nicht ganz so garstig wie das europäische Original, was damit zu tun hat, dass es sich um eine amerikanische Produktion handelt (unter der Regie des Deutschschweizers Marc Forster). Vor allem aber damit, dass Otto vom supersympathischen Tom Hanks gespielt wird, der dem formelhaften Läuterungsstoff emotionale Tiefe gibt. Nach Verlust von Frau und Arbeit beginnt Otto auch sein eigenes Ableben methodisch zu planen, doch immer wieder kommt das Leben mit seinen Unwägbarkeiten dazwischen, in Gestalt bedürftiger Nachbarn. Was ihn immer wieder aus der eigenen Misere reißt, ist das Unrecht, das anderen geschieht. Taschentuch mitbringen!

Pacifiction

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Philipp Stadelmaier: In Albert Serras einzigartigem, meisterhaftem Film sucht ein von Benoît Magimel brillant gespielter französischer Regierungsbeamter auf Französisch-Polynesien nach Beweisen für die Wiederaufnahme von Atomtests. Ein wunderschöner Film, dessen Exotismus nur die Erscheinungsform einer postkolonialen Phantasmagorie ist, einer kollektiven Paranoia, einer Halluzination auf der Leinwand. Die geopolitische Atmosphäre unserer Welt, verdichtet auf einer Pazifikinsel. Genial.

Plane

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Doris Kuhn: Ein Actionknaller, der gar nicht so oft knallt. Sondern mehr auf Pragmatik und unglamouröse Helden setzt. Alles beginnt mit einem Flugkapitän (Gerard Butler), der seine Passagiermaschine auf einer Pazifikinsel notlanden muss, höllisch realistisch. Dann Geiselnahme, Verschleppung, Erpressung - man kann über die Anzahl der angerissenen Themen nicht klagen. Zudem leiht Jean-Francois Richet sich die meisten davon aus der Wirklichkeit, was in diesem Genre immer Freude macht. Er legt noch ein bisschen Dschungelkampf drauf, einen Verbrecher, der mehrfach die Seiten wechselt, fertig ist ein prima B-Picture.

Wann kommst du meine Wunden küssen?

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Annett Scheffel: Der Abgrund ist immer ganz nah in der schweigenden Schwarzwaldlandschaft, in der Hanna Doose ihren zweiten Spielfilm ansiedelt. Wie schon 2013 in "Staub auf unseren Herzen" geht es erneut um eine schwierige Familienkonstellation. Im Zentrum diesmal ein Frauen-Trio, verbunden durch reichlich Ballast aus der Vergangenheit und ineinander verwickelte Lebenskrisen. Doose erzählt langsam, authentisch und in starken Bildern von bröckelnden Lebenskonzepten und sorgsam verdrängten Konflikten. Die Dialoge sind strikt improvisiert. Und Bibiana Beglau als brotlose Berliner Regisseurin auf Heimatbesuch ist wie immer fantastisch. Ein kraftvolles, berührendes Drama, das den Nerv der postpandemischen Winterstimmung seltsam genau trifft, ohne von ihr zu handeln.

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