Die Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Auch ein Superheld kann einsam sein, das zeigt "Shazam!" von David F. Sandberg. Und Brie Larson überzeugt in einer anderen Fantasiewelt als Einhorn-Liebhaberin.

Von den SZ Kinokritikern

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Another Day of Life

Another Day of Life

Quelle: Pandora

Wie weit darf und muss ein Reporter gehen? Wann wird es zu gefährlich? Und wann wird aus der Berichterstattung Aktivismus oder Parteinahme? 1976 berichtete der polnische Journalist Ryszard Kapuściński aus dem Bürgerkrieg in Angola, der nach dem Abzug der portugiesischen Kolonialmacht mehr und mehr zu einem heißen Schauplatz des Kalten Krieges wurde. Raul de la Fuenteund Damian Nenow haben das Buch, das Kapuściński über seine Erlebnisse geschrieben hat, als Mischung aus real gefilmten Interviews, historischem Filmmaterial und animierten Szenen verfilmt. Der Film stellt damit formal die Frage nach dem Verhältnis von Wirklichkeit und Fiktion, Spielfilm und Dokumentation, verfolgt dieses Thema dann aber nur zaghaft zugunsten einer dramatischen und schicken Inszenierung.

Nicolas Freund

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Bildbuch

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Quelle: Grandfilm

Wie in seinen "Geschichte(n) des Kinos" erzählt Jean-Luc Godard in "Bildbuch" die Geschichte des Kinos und jene des 20. (und 21.) Jahrhunderts mit den Mitteln des Kinos selbst, als poetische Montage aus Fragmenten der Film- und Kunstgeschichte - mit Fokus auf der arabischen Welt. Für die deutsche Fassung spricht Godard seinen Kommentar auf Deutsch ein. Das Kino ist das größte aller Bücher, und Godard sein größter Kommentator.

Philipp Stadelmaier

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Birds of Passage - Das grüne Gold der Wayuu

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Quelle: MFA+

Die ersten Drogenbarone Kolumbiens kamen aus dem indigenen, kriegerischen, nie wirklich kolonialisierten Volk der Wayuu. Schon in den Siebziger- und Achtzigerjahren verkauften sie ihr Marihuana aus den Bergen an die Amerikaner. Cristina Gallego und Ciro Guerra, die Kino-Ethnologen Kolumbiens, tauchen tief in die Mythen und matriarchalischen Traditionen der Wayuu ein, setzen aber einen spannenden Genrefilm obendrauf: Reichtum und Hybris führen - wie in jedem Mafiathriller - zum tödlichen Krieg der Clans.

Tobias Kniebe

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La Casa Lobo

La Casa Lobo

Quelle: DILUVIO FILMS

Die Uhrzeiger rasen, sie drehen buchstäblich durch - denn wir befinden uns in einem Stop-Motion-Film, und die Künstler Joaquín Cociña und Cristóbal León wollen, dass wir das sehen können. Aber auch das Haus ist verrückt. Ein Mädchen versteckt sich darin, auf der Flucht vor einer namenlosen Gemeinschaft und vor dem bösen Wolf. Die Konflikte nimmt sie mit in das Haus hinein, das Haus trägt sie aus, es mutiert und verwandelt sich ständig auf künstlerisch sehr interessante Weise. Währenddessen beginnt ein Märchen um Geborgenheit und Einkerkerung in immer neuen Schleifen aus dem Off, um dann doch wieder zu zerfasern und sich in der räumlich-visuellen Dauermetamorphose zu verlieren. Künstlerisch ist das ein Augenschmaus, filmische Lyrik. Sie überflutet den Zuschauer.

Philipp Bovermann

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Friedhof der Kuscheltiere

Kinostart - 'Friedhof der Kuscheltiere'

Quelle: dpa

Im Zuge des Stephen-King-Revivals in Hollywood haben Kevin Kölsch und Dennis Widmyer den erfolgreichsten Roman des Schriftstellers, "Friedhof der Kuscheltiere", neu verfilmt. Die alte Story um einen Begräbnisplatz, der Tiere und Menschen nach ihrem Tod als Monster zurück ins Leben holt, ergänzen sie dezent um ein paar neue Schockmomente. Ein Zombietrip, der zeigt, warum der Autor derzeit wieder so beliebt ist: Horrornostalgie ist deutlich erholsamer als Horrorgegenwart.

David Steinitz

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Im Land meiner Kinder

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Quelle: SZ

Das Land der Freiheit hatte sich der ecuadorianische Dokumentarfilmer Darío Aguirre anders vorgestellt. Im Elternhaus seiner Freundin lernte er, die Haustür nachts abzuschließen und den Müll zu trennen. Nach 15 Jahren in Deutschland, vier abgelaufenen Pässen und zehn verschiedenen Visa, erhält er nun die lang ersehnte Staatsbürgerschaft. Ironisch demaskiert er die wunderlichen deutschen Eigenheiten und ordnet die Begriffe Identität und Nationalität auf sehr persönliche Weise ein.

Vanessa Prattes

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Mascha und der Bär

Mascha und der Bär

Quelle: AF Media

Sie fliegen auf den Mond, treffen eine Meerjungfrau oder spielen mit Rittern Eishockey: Oleg Kozoyukoh und Kevin Hamon reihen in ihrem Kinofilm über die russischen Kultfiguren Mascha und den Bären ein Abenteuer an das nächste. Kinder und ihre Eltern kennen das kleine aufgedrehte Mädchen und seinen großen stummen Freund aus der Animationsserie, auch auf Youtube sind die beiden der absolute Hit. Alle anderen seien gewarnt, die Tiere auf ihrem Hof nehmen nicht umsonst Reißaus, wenn Mascha auf sie zukommt.

Ana Maria Michel

8 / 13

Monsieur Claude 2

Kinostart - 'Monsieur Claude 2'

Quelle: dpa

Alles ist ein bisschen schlimmer geworden, seit Claude Verneuil (Christian Clavier) im ersten Teil vor fünf Jahren machtlos danebenstand, während eine Tochter nach der anderen ihm den bürgerlichen französischen Schwiegersohn seiner Träume versagte. Die Schwiegersöhne - Jude, algerischer Abstammung, Chinese, Einwanderer von der Elfenbeinküste - wollen raus aus Frankreich, so unwillkommen fühlen sie sich. Claude versucht, ihnen die Grande Nation wieder schmackhaft zu mache, besonders die Provinz. Das ist absichtsvoll klamaukig und voller Klischees - genau damit wurde der erste Teil ein Riesenerfolg. Richtig schön am zweiten Teil ist Philippe de Chauverons Idee, dass nicht die genetische Zusammensetzung eine Nation ausmacht, sondern lieb gewonnene Eigenheiten.

Susan Vahabzadeh

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Renzo Piano - Architekt des Lichts

Renzo Piano

Quelle: Morena Films

Das Centro Botín an der Bucht von Santander träumt von der Versöhnung der Elemente, von einer Architektur, die hinausgreift ins Unendliche, ins Meer. Ein Stück gebaute Utopie, ein Haus, das über dem Wasser schwebt. Ein Kulturzentrum, konzipiert und errichtet vom 80-jährigen Renzo Piano. Carlos Saurahat ihn dabei gefilmt, hat die Entstehung des Baus dokumentiert und mit ihm über das Bauen und Filmen reflektiert. Ihre Künste sind einander wesensverwandt, sie haben beide das Licht als ihr Material, und höchste Transparenz ist ihr Ziel.

Fritz Göttler

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Shazam!

Kinostart - 'Shazam!'

Quelle: dpa

Ein Superheld sein ist in Amerika Familiensache. Wie man ein Superheld wird, das führt David F. Sandberg liebevoll-energisch vor, anhand des 14jährigen Billy, der sich auf den Zauberruf Shazam! hin in einen sauberen Superhelden verwandelt (Zachary Levi). Mobbing steht am Anfang, das Verlangen, sich zur Wehr setzen zu können. Aber die ersten Erfahrungen und Tests sind mühsam. Mit wohligem Erstaunen merkt man, dass man kugelfest ist, bei ersten Höhenflügen aber plumpst man doch kläglich auf den Boden zurück. Und auch der fiese Gegenspieler, der Neidhammel Mark Strong und seine grausigen Todsünden lassen unseren Helden nicht wirklich gut aussehen. In seinem Billy-Leben muss er schließlich spüren, was wirklich bittere Jungen-Einsamkeit ist. Am Ende aber steht der große Sieg Es ist ein Familiensieg.

Fritz Göttler

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Unheimlich perfekte Freunde

Kinostart - 'Unheimlich perfekte Freunde'

Quelle: dpa

Das Thema Selbstoptimierung hat nun auch den deutschen Kinderfilm erfasst. Hier legt sich ein Viertklässler einen Doppelgänger zu, der Mathe kann, super Aufsätze schreibt und mittags isst, was auf den Tisch kommt. Doch die einmal gerufenen Geister lassen sich schwer wieder in die Flasche stecken, die hier ein Spiegelschrank ist. Marcus H. Rosenmüller vermischt Fantasy, Grusel und Klamauk zu einem Kinderabenteuer, das recht anschaulich von den familiären Nöten in Sachen Gymnasialübertritt erzählt.

Josef Grübl

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Unicorn Store

Unicorn Store

Quelle: Netflix

Was tun, wenn man als erwachsene junge Frau immer noch Glitzer liebt und an Einhörner glaubt? Die Malerin Kit, die wegen dieser Vorlieben von der Kunstakademie fliegt, gerät in eine Lebenskrise. Bis sie auf einen mysteriösen Geschäftsmann (Samuel L. Jackson) trifft, der verspricht, ihr ein lebendes Einhorn zu besorgen. Was folgt, kann eigentlich nicht funktionieren und tut es trotzdem. Vor allem weil Captain-Marvel-Darstellerin Brie Larson (als Regisseurin und Hauptdarstellerin) eine magische Balance aus Unschuld, Witz und Erkenntnissen des Erwachsenwerdens gelingt (Netflix, ab 5. April).

Tobias Kniebe

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Die Wiese - Ein Paradies nebenan

Die Wiese - ein Paradies von nebenan

Quelle: nautilusfilm / polyband Medien GmbH

Wer bestäubt was, wer frisst wen, und wie sind die Zusammenhänge? Die Dokumentation von Jan Haft zeigt Pflanzen, Insekten und Tiere zwischen Waldrand und Feld. Um das Artenleben wie das Artensterben dort jedem verständlich zu machen, dreht er eine eindrucksvolle Bilderschau, er zeigt vieles ganz nah, vieles in Zeitlupe oder Zeitraffer. Man schaut danach sofort aufmerksamer in die Umgebung - und hört der aktuellen Naturschutz-Debatte besser zu.

Doris Kuhn

© SZ.de/tmh
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