Die Filmstarts der Woche:Welche Filme sich lohnen und welche nicht

Die Unangestrengtheit von "Beach Bum" strengt an, wirklich mühelos spielt hingegen Robert Redford in "Ein Gauner und Gentleman".

Von den SZ-Kinokritikern

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Beach Bum

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Quelle: AP

Matthew McConaughey spielt in Harmony Korines Film einen lallenden Hallodri namens Moondog, der stolpert statt geht, der schwafelt statt spricht, der sich in den neonfarbenen Nächten von Key West treiben lässt. Die episodische Handlung lässt Moondog in mal mehr, mal weniger kuriosen Situationen seine Grundgelassenheit demonstrieren. Die anderen Figuren - und der Film selbst - bewundern ihn als eine Art spirituellen Guru. Dabei ist seine Unangestrengtheit vor allem ziemlich anstrengend.

Jan Jekal

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Fair Traders

Fair Traders

Quelle: Reck Filmproduktion Zürich

Eine Bäckerin flicht Bio-Zopfbrot, eine Bio-Bäuerin dörrt Lauch und Blumen, eine schwäbische Textilunternehmerin erzählt von ihrem Erweckungserlebnis; auch sie will die Welt nun zu einem besseren Ort machen: Dieser Dokumentarfilm von Nino Jacusso über ethische Prinzipien bei mittelständischen Betrieben ist so erbaulich, man hat das Gefühl, schon durchs reine Zuschauen CO₂ zu sparen. Er zeigt viele lächelnde Menschen und eine Welt, die auf dem richtigen Weg ist. Zur moralischen Grundversorgung überzeugter Bio- und Fairtrade-Konsumenten eignet sich der Film wunderbar.

Philipp Bovermann

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Ein Gauner und Gentleman

Der Film 'Ein Gauner & Gentleman' kommt Donnerstag in die Kinos

Quelle: epd

Eine Geschichte, die man nicht erfinden könnte. Tatsächlich ist sie in den Achtzigerjahren ungefähr so auch passiert: Forrest Tucker (Robert Redford) ist ein Bankräuber, und nicht einmal, als er sich in Jewel (Sissy Spacek) verliebt, kann er den Kreislauf seines Lebens durchbrechen - Banken ausrauben, geschnappt werden, aus dem Knast ausbrechen. David Lowerys leise, nostalgische Komödie lebt vom charmanten, minimalistischen Spiel Robert Redfords, der schon angekündigt hat, dies werde sein sein letzter Auftritt auf der Leinwand sein.

Susan Vahabzadeh

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Gestorben wird morgen

Gestorben wird morgen

Quelle: gluth film

In der Seniorenstadt Sun City in Arizona darf man sich erst niederlassen, sobald man 55 ist. Architektur, Versorgungs- und Freizeitmöglichkeiten - alles dort ist auf ältere Menschen ausgerichtet. Susan Gluths Dokumentation beobachtet Alltag und Miteinander der Stadtbewohner, und man stellt fest, dass ungewohnter Optimismus herrscht. Denn in den späten Jahren scheint es wie in der Jugend zu sein: Das meiste Vergnügen hat man mit den Gleichaltrigen.

Doris Kuhn

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The Highwaymen

Highwaymen

Quelle: Merrick Morton/Netflix

Ein Film über Bonnie & Clyde, in dem das berühmte Paar nur schemenhaft vorkommt? Das geht, weil sich John Lee Hancock auf die lange recht erfolglose Jagd nach den beiden Outlaws konzentriert. Als Jäger werden - historisch korrekt - zwei nicht mehr ganz junge Texas Ranger angeheuert, die eigentlich schon außer Dienst sind. Kevin Costner und Woody Harrelson fahren also als Frührentner durchs Amerika der Großen Depression, sind aber im Herzen echte Killer, die den Volkshelden-Hype um Bonnie & Clyde keine Sekunde lang glauben. Warum das alles nur in einem Kugelhagel enden kann, zeigt der Film in einer Stimmung, die man revisionistische Melancholie nennen könnte.

Tobias Kniebe

6 / 13

Dumbo

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Quelle: AP

Der kleine Elefant mit den großen Ohren hat die Zuschauer bereits vor fast achtzig Jahren verzaubert. Nun bringen Disney und Tim Burton Dumbo wieder ins Kino, dieses Mal aber nicht als Zeichentrick-, sondern als Realfilm mit Stars wie Danny DeVito, Colin Farrell oder Michael Keaton - und computeranimierten Tieren. Die Originalstory um den fliegenden Zirkuselefanten wird mit allerhand Sorgen und Träumen von Menschen verwebt. Doch der wahre Held dieses Kinospektakels ist nach wie vor der wunderbare Dumbo.

Ana Maria Michel

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Prinzessin Emmy

Prinzessin Emmy

Quelle: Universum Film

Prinzessin Emmy und ihre hochnäsige Cousine Gizana sollen bald in die Gesellschaft eingeführt werden. Gizana will die perfekteste Prinzessin der Welt werden, Emmy hat derweil andere Sorgen. Ihre geheime Gabe, sich mit ihren 26 Pferden unterhalten zu können, ist in Gefahr. Bisher kannten Kinder die Welt von Emmy aus rosafarbenen Büchern und Magazinen. Mit seinem Animationsfilm kommt Piet de Rycker nicht ganz weg vom klischeehaften Mädchentraum. Aber: Diese Prinzessin hat wenigstens ihren eigenen Kopf.

Ana Maria Michel

8 / 13

This Mountain Life

This Mountain Life

Quelle: Camino Filmverleih

Ich bin weg. Ich schmeiße alles hin, lösche Facebook, verbrenne mein Smartphone und ziehe nach Kanada, wo ich Bergketten überqueren werde, angetrieben von Beef Jerky, geschmolzenem Schnee und dem Wunsch, eins mit der Natur zu werden. Ich werde mit Bären reden, in Eishöhlen schlafen, gefrorene Wasserfälle erklimmen, Mundharmonika und Banjo spielen und ausschließlich in Aphorismen sprechen. Schuld daran ist Grant Baldwin, dessen Protagonisten in dieser Doku zwar manchmal recht heroisch-klischeehaft wirken, uns Zuschauer aber dennoch vor allem von einem überzeugen: dass sie sehr spannende und verfilmungswürdige Leben führen.

Janne Knödler

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Talking Money

Talking Money déjà-vu film

Quelle: déjà-vu film

Lasst uns über Geld reden, nicht allgemein theoretisch, zwischen Wirtschaftslehre, Soziologie oder Psychologie, sondern ganz praktisch, mit denen, die es nicht haben, aber dringend brauchen, meistens in Form eines Kredits, für die Verwirklichung ihrer Pläne. Der Film von Sebastian Winkels kreist um den ursprünglichen Kern des Bankgeschäfts, der gleichwohl in naher Zukunft verschwinden könnte - das Gespräch zwischen dem Kunden und seinem Sachbearbeiter, gefilmt in der ganzen Welt, Deutschland und der Schweiz, Pakistan und Bolivien, Italien und Georgien. Von den Angestellten ist, egal in welchem Land, meistens nur der Stift zu sehen, mit dem sie Notizen machen oder auf den Antragsteller deuten, um ihre Erklärungen nachdrücklicher zu machen. Ihre Gegenüber dagegen müssen sich als Erzähler bewähren, wenn sie ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen schildern, um eine Anhebung des Darlehens kämpfen, die Rückzahlung noch ein wenig aufzuschieben versuchen. Oder brummelnd wenigstens die Kundengeschenke mitnehmen, die in diesem Business üblich scheinen zu sein scheinen.

Fritz Göttler

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Tito, der Professor und die Aliens

Der Film 'Tito, der Professor und die Aliens' kommt Donnerstag in die Kinos

Quelle: epd

Glücklich ist hier anfangs niemand. Der Professor wartet in der Wüste auf Signale aus dem All, die nicht kommen; Tito und seine Schwester müssen zu ihm ziehen, als ihr Vater stirbt; die Aliens wollen Ruhe. Das alles ändert sich, weil die Beteiligten lernen, das Unsichtbare zu sehen oder zu hören. Sie wandeln Trauer in Erinnerungen um, während die italienische Regisseurin Paola Randi ihre fantastische Geschichte mit Poesie, Zärtlichkeit und Witz garniert.

Doris Kuhn

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Unser Team - Nossa Chape

Unser Team

Quelle: ALL RISE

Der Tropenregen vermischt sich mit den Tränen der Trauernden. Nach dem Flugzeugabsturz des brasilianischen Fußballklubs Chapecoense versammeln sich die Hinterbliebenen und Fans zum Gedenken im Stadion - dem Herz des 200 000-Einwohner- Städtchens Chapecó. Der Unfall erschüttert die Erfolgsgeschichte des Außenseitervereins. Die Brüder Jeff und Michael Zimbalist zeigen mit ihrem Dokumentarfilm, wie schwierig es ist, mit nur drei schwer verletzten Spielern an den Erfolg anzuknüpfen. Aus dem Nichts entsteht in kürzester Zeit ein völlig neues Team, das zwischen Wiederaufbau, Erinnerungen und Rechtsstreitereien fast zerrieben wird.

Michael Kohl

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Weil du nur einmal lebst - Die Toten Hosen auf Tour

Weil du nur einmal lebst

Quelle: avanti media fiction 2019

Was, wenn man als alternder Rockstar plötzlich merkt, wie man mit den eigenen Kräften haushalten muss? Ein wenig überraschend ist es schon, wenn auch grundsympathisch, dass sich ausgerechnet diese Frage als Leitthema durch diese Musik-Dokumentation zu ziehen scheint. Cordula Kablitz-Post und Paul Dugdale haben eine der erfolgreichsten deutschen Bands auf Tour begleitet: in die Fußballstadien und Punkclubs, beim Chemnitzer Demokonzert gegen Fremdenhass und in den langen, eintönigen Momenten des Tour-Alltags dazwischen. Die Hosen geben sich launig und bodenständig, liefern im Grunde aber kaum neue Einblicke ins Bandleben.

Anett Scheffel

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Willkommen in Marwen

Steve Carell in 'Willkommen in Marwen'

Quelle: dpa

Nach einer schweren homophoben Attacke vor einer Bar verliert der Fotograf Mark (Steve Carell) seine Erinnerung. Er verarbeitet sein Trauma mit Spielzeugpuppen in einer Miniaturwelt in seinem Garten, in der er als Soldatenheld im Zweiten Weltkrieg mit starken Frauen gegen die Nazis kämpft. Mark und seine Welt gibt es wirklich, während auch Robert Zemeckis' Animationen bestimmt werden vom Schmerz und der Peinlichkeit, noch immer in einer (peinlichen) Teenagerwelt zu leben.

Philipp Stadelmaier

© SZ.de
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